0047 - Der Alptraum-Garten
gegen die Kunststoffverkleidung. Für einen Moment sah er Sterne.
Tom Jeffers verlor ebenfalls das Gleichgewicht. Er ruderte mit den Armen und versuchte sich noch zu halten, doch auf den nassen Planken rutschte er aus. Schwer fiel Tom Jeffers hin.
Suko hatte sich um die eigene Achse gedreht. Selbst dem bärenstarken Chinesen gelang es nicht, sich auf den Beinen zu halten. Die Fliehkraft driftete ihn gegen die kleine Bank am Heck. Doch nach wie vor hielt der Chinese den Einsatzkoffer umklammert.
Die See kochte.
Rund um das kleine Boot stiegen Blasen auf, zerplatzten und schäumten wieder hoch. Strudel bildeten sich, die das Boot in eine Kreiselbewegung rissen.
Bill Conolly schrie etwas, was niemand verstand. Trotz der mißlichen Lage dachten er und Suko an Widerstand. Kampflos würden sie sich der Seeschlange nicht ergeben.
Suko stemmte sich mit den Hacken ein und ließ seine Hand unter die Achsel rutschen. Die Finger umspannten den Kolben der Beretta.
Suko riß die Waffe hervor.
Da schoß der Kopf der Schlange dicht vor der Backbordseite aus dem aufschäumenden Wasser.
Weit riß sie ihren Rachen auf. Er war so groß, daß er das Boot mitsamt der Besatzung verschlingen konnte.
Und das hatte die Seeschlange auch vor. Ihr Kopf neigte sich. Armlange Zähne wuchsen in dem schleimigen Schlund.
Tom Jeffers hielt es nicht mehr aus. Er schrie.
Bill kämpfte sich verzweifelt auf die Beine.
Nur Suko behielt die Nerven.
Es war ihm gelungen, sich halb aufzusetzen. Mit dem Rücken stützte er sich an der Heckbank ab, hob den rechten Arm, schwenkte die Hand mit der Waffe und feuerte. Dreimal hintereinander zog er durch. Drei Silbergeschosse jagte er in das Maul der Schlange.
Wenn sie ein dämonisches Wesen war, mußte das geweihte Silber seine Wirkung zeigen.
Die Kugeln verschwanden in dem Schlund wie kleine, giftige Hornissen. Suko zitterte, er drückte die Daumen, daß das geweihte Silber seine Pflicht erfüllte, hoffte und bangte.
Sekundenlang blieb das Maul der Seeschlange in der Luft hängen, wie von einem unsichtbaren Faden gehalten. Weit war der Rachen geöffnet, und Suko sah plötzlich die Lichtexplosionen, die sich darin vollzogen.
Dann klappte das Maul zu. Zähne knirschten aufeinander. Das Monster kippte zur Seite. Kopf und ein Teil des Oberkörpers der Schlange verschwanden in der kochenden See.
Drei geweihte Kugeln hatten Suko und seine Freunde vor dem sicheren Tod gerettet. Waren sie wirklich in Sicherheit?
Sukos Hoffnungen wurden schon nach wenigen Sekunden zerstört, denn nun begann der verzweifelte Todeskampf der unheimlichen Riesenschlange.
Das Schwanzende stach plötzlich aus dem Wasser und verwandelte den See in eine wilde, tobende und kochende Hölle.
Das Wasser schäumte auf. Gewaltige Wellenberge liefen auf das kleine Boot zu. »Festhalten!« brüllte Suko, doch seine Stimme ging im donnernden Krach unter, als das Schwanzende mit ungeheurer Wucht das Boot in der Mitte traf und es förmlich spaltete.
Der Kunststoff platzte auseinander. Er brach wie die Schale einer Walnuß. Die Schweißnähte rissen. Wasser gurgelte über das Deck, riß alles mit, was nicht fest angebunden war.
Auch Menschen.
Tom Jeffers verschwand als erster in der brodelnden Hölle. Für einen winzigen Moment sah Suko noch seine um sich schlagenden Glieder, dann hatte der See den jungen Mann geschluckt.
Bill brüllte, bis das Wasser auch über ihm zusammenschlug.
Nur Suko hielt sich am längsten. Aber auch er mußte in das kalte Naß, denn plötzlich sank das Boot wie ein Stein dem Grund des Sees entgegen…
***
Der Soldat mit dem Dreispitz feuerte. Es gab einen ungeheuren Krach, und die Waffe in seinen Händen schien förmlich zu explodieren. Der Rückstoß stieß sie hoch. Pulverdampf wölkte auf und nahm mir für einen Moment die Sicht.
Als der Schuß aufdonnerte, hatte ich mich hingeworfen. Die schwere Bleikugel fauchte über meinen Kopf hinweg und klatschte gegen den Stein, wo sie eine tiefe Furche hinterließ.
Einen zweiten Schuß konnte der dämonische Soldat nicht abfeuern. Er hätte erst nachladen müssen, dafür reichte die Zeit nicht.
Er griff nach seinem Degen.
Ich schleuderte meinen Oberkörper hoch, riß und zerrte an den letzten Stricken und schrie vor Freude auf, als sie auseinanderplatzten.
Beide Hände waren frei.
Doch der Soldat stand bereits neben mir. Mit der rechten Hand hielt er den Degen hoch. Die Spitze zeigte nach unten, genau auf meinen ungeschützten Körper.
Ich warf mich zur
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