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0047 - Der Alptraum-Garten

0047 - Der Alptraum-Garten

Titel: 0047 - Der Alptraum-Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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um Leben und Tod. Wenn ich jetzt eine Schwäche zeigte, war ich verloren. Trotz der kühlen Witterung war ich in Schweiß gebadet. Mein schwarzer Burberry schien nur noch aus Dreck und Schlamm zu bestehen. Was ich in letzter Zeit an Mänteln zerrissen hatte, ging nicht einmal auf die berühmte Kuhhaut.
    Aber lieber einen Mantel verlieren als sein Leben.
    Und dieses zu erhalten, war mir Ansporn genug. Der Schweiß stand auf meiner Stirn, sammelte sich zu Tropfen, die an der Haut entlangliefen und salzig in meinen Augen brannten. Ich gab mir nicht die Zeit, den Schweiß wegzuwischen.
    Hin und wieder riskierte ich einen Blick zur Seite, ob nicht eines von den Monstern mich schon ins Visier genommen hatte.
    Doch bis jetzt hatte ich Glück.
    Da fiel der erste Strick. Das heißt, ich riß an den Gelenken, und die Fessel fiel. Mit ihr hörte ich den Stein förmlich aufschlagen, der mir vom Herzen rutschte.
    Weiter, nur nicht aufgeben, sich keine Pause gönnen. Ich hatte mittlerweile so etwas wie Routine bekommen und scheuerte immer weniger an der Haut entlang. Hin und wieder dehnte ich die Bänder, versuchte sie zu zerreißen, und ich spürte, wie sich auch die restlichen Stricke lockerten.
    Da hörte ich die Tritte.
    Unwillkürlich hielt ich inne und zog wie in einer Schutzbewegung den Kopf ein. Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken, und ich hatte das Gefühl, an zwei Stromkabeln angeschlossen zu sein.
    Behutsam drehte ich den Kopf nach links.
    Der Soldat hatte sich mir bereits bis auf zwanzig Meter genähert. Eckig in seinen Bewegungen, schritt er voran. Die graugrüne Hautfarbe wirkte so, als würde sie jeden Moment auseinanderbröckeln. Der napoleonische Dreispitz saß auf seinem Kopf, das Gewehr hielt er noch geschultert. An seiner linken Seite baumelte ein Säbel.
    Mir blieb gar keine Zeit, Angst zu haben. Statt dessen verstärkte ich meine Bemühungen und warf dabei immer wieder einen Blick nach rechts.
    Stolz marschierte der Soldat auf mich zu. Sein Gesicht schien in diesen fürchterlichen Augenblicken zu leben, aber das war wohl nur eine Einbildung meinerseits.
    Fünfzehn Meter…
    Ich strengte mich noch mehr an. Zehn Meter.
    Wieder fiel eine Fessel.
    Weiter, nur weiter. Ich atmete keuchend und mit offenem Mund. Mein Gesicht war verzerrt, in ihm spiegelte sich die Anstrengung wider.
    Ein schneller Blick. Mein Herzschlag stockte.
    Der Soldat nahm die Muskete von seiner Schulter. Er trat noch einen Schritt vor – und blieb stehen.
    Mit einem Wutschrei auf den Lippen riß ich weiter an den verfluchten Stricken. Der Soldat senkte das Gewehr, legte auf mich an.
    Ich drehte den Kopf, schaute in das Mündungsloch und wußte, daß das Ungeheuer in der nächsten Sekunde abdrücken würde…
    ***
    Es war unbegreiflich, und die drei Männer in dem kleinen Boot hatten so etwas bisher nur in Fabeln, Märchen oder Legenden gelesen. Aber daß eine gewaltige Seeschlange dicht vor ihren Augen aus dem Wasser schoß, konnten sie nicht fassen. Es gab sie also doch!
    Oder war dieses Tier nur durch magischen Einfluß entstanden? Vielleicht war es eine Halluzination? Wie auch immer – die Seeschlange jedenfalls war keine harmlose Blindschleiche, sondern bedeutete Gefahr.
    Tödliche Gefahr!
    Bill sagte gar nichts. Er starrte das Tier nur an, wobei er im Unterbewußtsein das Boot nach Backbord lenkte, um vor dem Riesentier zu fliehen.
    Tom Jeffers war kalkweiß geworden. Er flüsterte sinnlose Worte vor sich hin. »Das Boot ist unsinkbar. Das stand im Prospekt, und das hat man uns auch versichert.« Niemand hörte auf ihn, keiner verstand seine Worte. Der schrecklich faszinierende Anblick der Seeschlange ließ die Männer ihre sonstige Umwelt vergessen.
    Der Kopf des Tieres pendelte etwa zwei Meter über der Wasseroberfläche, die sich allmählich wieder beruhigt hatte, jedoch abermals zu kochen begann, als der Leib des Tieres plötzlich wuchtig aus den Fluten stieg.
    Das kleine Boot wurde von den Wellen erfaßt und auf und nieder gehoben wie eine Nußschale.
    Bill steuerte verzweifelt gegen, und dann peitschte das Schwanzende der Schlange heran.
    Es krachte nicht voll gegen das Boot, sondern streifte es nur. Doch die Wucht reichte, um die Männer durcheinander wirbeln zu lassen wie Spielfiguren.
    Das Boot drehte sich, als wäre es ein Kreisel.
    Bill Conolly verlor die Gewalt über das Ruder und wurde von den Fliehkräften in eine Ecke katapultiert. Zwangsläufig mußte er loslassen. Bill fiel zu Boden und prallte mit dem Hinterkopf

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