0047 - Der Alptraum-Garten
Seite und rollte mich zweimal um die eigene Achse.
Mit einem dumpfen Laut fuhr der Degen in die feuchte Erde und blieb bis zur Hälfte darin stecken.
Ich hatte Zeit gewonnen.
Das steinerne Monster mußte die Waffe erst wieder aus dem Boden ziehen, aber das ließ ich nicht zu.
Ich sprang ihn an.
Mit voller Wucht prallte ich gegen den Körper und hätte vor Schmerz bald aufgeschrieen, denn der Soldat konnte zwar reagieren und laufen wie ein normaler Mensch, aber seine Haut war nach wie vor hart und fest.
Sie war aus Stein.
Ich prallte ab und fiel zu Boden, konnte mich jedoch noch fangen und war bereits wieder auf den Beinen, als der Steinerne zuschlug.
Hastig zog ich den Kopf ein.
Das Monster schlug ein Loch in die Luft. Mit der anderen Hand riß es den Degen aus dem Erdreich, um das zu vollenden, was ihm vorher mißlungen war.
Und ich hatte meine Beretta nicht.
Er stach zu.
Ich sprang geschickt hoch, spreizte dabei die Beine, so daß der Degen zwischen ihnen hindurch fuhr. Dem nächsten Hieb wich ich durch eine geschickte Drehung aus. Er wurde von oben nach unten geführt, und die Klinge rasierte an meinem Arm entlang.
Ich hatte keine große Lust, mich mit dem Monster auf einen langen Kampf einzulassen, denn jeden Augenblick konnte er Hilfe erhalten. Auf die Beretta konnte ich nicht zählen, dafür aber besaß ich mein Kreuz.
Hastig knöpfte ich mein Hemd auf.
Bevor der Soldat ein drittes Mal zustoßen konnte, hielt ich ihm das Kreuz genau vors Gesicht.
Das Monster wankte. Auf einmal drangen schreckliche Laute aus seinem Maul, und als ich vorsprang und ihm das Kruzifix gegen das Gesicht preßte, brach es in die Knie. Im nächsten Augenblick fiel es schwer auf die Seite.
Es knirschte und ächzte im Gefüge. Der Soldat hatte den Degen halb erhoben, und in der Stellung blieb er auch. Er versteinerte, und wenig später zerfiel er endgültig zu Staub. Aufatmend trat ich zwei Schritte zurück. Ich zitterte vor durchlittener Nervenanspannung. Eine Kreatur hatte ich besiegt – doch wie viele lauerten noch auf mich?
Dann hörte ich die Stimme des Alten. Sie klang schräg hinter mir auf und war von einer bissigen Boshaftigkeit.
»Gratuliere, Sinclair, einen hast du besiegt, aber wenn du jetzt nicht in den Garten hineingehst, jage ich dir eine Kugel in den Rücken. Sei gewiß, Sinclair, ich werde immer ein Auge auf dich halten, denn wenn meine Freunde dich nicht schaffen, dann töte ich dich. Mit deiner eigenen Silberkugel…«
***
Suko tauchte ein in die kalte, milchiggrüne Brühe. Er hatte die Beretta im letzten Augenblick noch weggesteckt und sich den Koffergriff zwischen die Zähne geklemmt.
Dann riß ihn ein Sog in die Tiefe.
Schlamm und Algen wurden vom Grund des Sees aufgewirbelt und verschlechterten zusätzlich die Sicht. Der Chinese sah von Bill Conolly und Tom Jeffers nichts, er hoffte nur, daß die beiden Männer sich auch hatten retten können.
Bill war, es tatsächlich gelungen, aber Tom Jeffers nicht. Als er über die Planken rutschte, war er mit dem Kopf gegen einen der Relingstäbe geprallt und durch diesen Stoß einer Ohnmacht nahe. In einem regelrechten Schwebezustand zwischen Wachsein und Bewußtlosigkeit wurde er in die Tiefe gerissen und zu einem Spielball der Wellen.
Der reglose Körper wirbelte auf und nieder und geriet durch eine unglücklich verlaufende Strömung ziemlich nahe an die Riesenschlange heran.
Deren Körper peitschte wild die Fluten, wirbelte einmal über den Grund und stieg dann wieder mit wilden, schlängelnden Bewegungen der Oberfläche entgegen.
Es war ein höllischer Kampf, und obwohl er höchstens nur zwei Minuten dauerte, erschien den drei Männern die Zeit mehr als doppelt so lang.
Bill Conolly hatte einen glücklichen Kopfsprung geschafft. Wie ein Pfeil tauchte er unter und erkannte plötzlich in der wogenden und tobenden See einen leblos dahin treibenden Menschen.
Tom Jeffers!
Bill durchschoß es wie ein Stromstoß.
Der junge Reporter trieb geradewegs auf die Riesenschlange zu. Wenn sie ihn auch nur einmal in ihrem verzweifelten Todeskampf traf, gab es für Tom keine Rettung mehr.
Bill Conolly änderte seine Richtung. Er schwamm nicht mehr von Jeffers fort, sondern genau auf ihn zu und damit auch in die unmittelbare Nähe der Seeschlange. Der Reporter begab sich in Todesgefahr.
Doch daran dachte er in diesen Augenblicken nicht. Hier war ein Mensch in Not, und dem mußte geholfen werden. Egoistische Gefühle drängte Bill dabei zur Seite. Außerdem
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