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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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machen? Unten im Dorf? Ich brauche dringend neue Hemden. Wieder die aus Seide, die mir schon letztes Mal so gut gefallen haben.«
    »Natürlich, Chef. Gerne, Chef«, antwortete Nicole. Jetzt war sie sich sicher, dass Professor Zamorra sie unbedingt aus dem Schloss haben wollte. Und schon am Nachmittag. Vermutlich beschäftigte er sich mit etwas anderem so sehr, dass er vollkommen vergessen hatte, dass Nicole ihm erst vor zwei Wochen drei Dutzend dieser Hemden besorgt hatte.
    Dann ging Nicole schon voraus in die Küche, um dem Personal zu sagen, dass serviert werden könne. Sie suchte auch den passenden Wein aus. Einen 64er Savonne Supreme. Er passte so gut zu Trüffeln. So lange sie sich noch unbeobachtet wähnte, schniefte sie beleidigt, weil der Chef sie diesmal offensichtlich nicht ins Vertrauen ziehen wollte. Sollte er Angst um sie haben?
    Nicoles Herz machte, einen Sprung.
    Sicher! Nur das konnte es sein! Jetzt war sie nicht mehr beleidigt.
    Im Gegenteil. Und ihre Entschlossenheit, den Chef nicht im Stich zu lassen, war ganz enorm gewachsen.
    Sie grinste spitzbübisch, solange Zamorra und Bill noch nicht im Salon waren, und entkorkte den Wein.
    ***
    Bald nach dem Essen setzte Nicole sich in den Citroën, um angeblich in den Ort unten im Tal zu fahren. Zamorra schloss sich mit Bill im Bibliothekszimmer ein, um die nächsten Schritte zu besprechen.
    Sehr viel gab es da nicht mehr zu sagen. Bill konnte eine gewisse Aufregung nicht verbergen.
    Nicht weil er Angst vor dem Kommenden gehabt hatte, sondern weil sein Herz als Historiker höher schlagen musste, wenn er die Gelegenheit bekam, eigenen Einblick in das Leben längst vergangener Epochen zu nehmen. Nur zweifelte er immer noch ein wenig daran, ob Zamorras Plan wirklich gelingen würde. Er sagte das auch.
    »Diese Zweifel kann ich dir nur auf eine Art und Weise nehmen«, meinte Zamorra. »Wir werden das Experiment starten. Viele Vorbereitungen sind nicht nötig dazu. Da ich annehme, dass du keine Tropenkleidung mit nach Frankreich genommen hast, wirst du dich aus meinem Kleiderschrank bedienen.«
    »Brauchen wir Waffen?«
    »Vielleicht«, orakelte Zamorra. »Aber wir werden keine mitnehmen. Wir dürfen den Ablauf der Geschichte nicht stören. Es wäre ein Anachronismus, wenn wir uns moderner Waffen bedienen würden. Doch ich denke, dass wir mit unserer beiden Karatekünste auskommen werden. Und hast du nicht einmal einen Meistertitel im Fechten gewonnen? Du wirst dich schon zur Wehr setzen können, falls es notwendig werden sollte. Ich glaube es nicht.«
    »Dein Wort in Flemings Ohr«, brummte Bill. »Dann werde ich mal deinen Schrank fleddern. In zehn Minuten bin ich abmarschbereit.«
    »Bon. Ich schreibe nunmehr ein paar Zeilen für Nicole. Sie soll nicht kopfscheu werden, wenn wir plötzlich nicht mehr hier sind. Fast tut sie mir ein wenig Leid. Sie hätte bestimmt mit jeder Amazone konkurrieren können.«
    Zamorra kritzelte ein paar Zeilen auf ein Stück Papier und hinterlegte es dann in Nicoles privaten Zimmern, so dass sie gleich nach ihrer Rückkehr darauf stoßen musste.
    Auf Bill traf er unten in der Halle wieder. Er war fertig angekleidet.
    In seinen Khakishorts und seiner Safarijacke sah er aus wie ein Brite in den besten Kolonialzeiten.
    »Zufrieden?«, fragte er und grinste sein jungenhaftes Grinsen.
    »Die Amazonen werden dir zu Füßen liegen«, antwortete Zamorra mit gespieltem Ernst. »Aber komm jetzt.«
    »Wo willst du denn den Zug ins Altertum besteigen, und weißt du, ob es auch wieder ein Zurück gibt?«
    »In meinem Horoskop steht, dass nächste Woche Erfreuliches auf mich wartet«, sagte Zamorra trocken.
    »Dann soll es mal schön warten«, meinte Bill Fleming im selben Ton und folgte dem Freund in einen dunklen Flur, der unauffällig von der Empfangshalle abzweigte und dessen Anfang von einem schweren Brokatvorhang verborgen gewesen war.
    Bill wusste bereits, wo dieser Gang hinführte. Er sprach in diesem Zusammenhang vom »Eingeweide« des Schlosses, denn tatsächlich war der Felsblock, auf dem das Château Montagne stand, unterhöhlt wie ein Kohlebergwerk. Ohne die Örtlichkeiten zu kennen, musste man sich hoffnungslos verirren.
    Doch Professor Zamorra kannte die Höhlen, Gänge und Grotten wie seine Westentasche. Er hätte sich auch im Dunkeln zurechtgefunden. Nur dem Freund zuliebe hatte er eine starke Taschenlampe angeknipst, denn die elektrischen Leitungen reichten nicht bis hier herunter, ins Vierte unterirdische Geschoss, wo sich

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