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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Professor Zamorra einige viereckige Stückchen Metall, von denen er annahm, dass sie das Zahlungsmittel in dieser unwirklichen Welt darstellten.
    Er war den Realitäten nicht mehr mittellos ausgesetzt.
    ***
    Bill stolperte, vom Seil unerbittlich gezogen, vorwärts. Er hatte vollkommen die Orientierung verloren, auch wusste er nicht, was mit ihm geschehen war. Er hatte genügend Western im Fernsehen gesehen, um sich vorstellen zu können, in welcher Situation er sich befand. Nur dass er nicht hinter einem Pferd hertrabte, sondern hinter einem Kamel, was er nicht gerade als würdevoller empfand.
    Um Würde kümmerte er sich überhaupt schon seit längerem nicht mehr. Er fühlte sich am ganzen Körper zerschunden und zerschlagen. Wenn nur dieser verdammte Fetzen nicht vor seinem Gesicht gewesen wäre, dann hätte er wenigstens sehen können.
    So aber hatte Halbdunkel ihn umfangen. Etwas Licht kam durch die engen Maschen des offensichtlich blauen Stoffes, der entfernt nach Sisal roch.
    Nicole! Was war mit ihr geschehen?
    Der Gedanke an das Mädchen quälte Bill, doch er rechnete sich aus, dass auch eine Frau in einer Welt von Amazonen nicht getötet wurde, wenn man schon ein männliches Wesen am Leben ließ. An eine andere Hoffnung konnte er sich kaum klammern.
    Die andere Hoffnung – dass dieser Marsch ins Ungewisse endlich zu Ende sein würde – hatte er schon längst aufgegeben. Nur sein angeborener amerikanischer Optimismus hielt ihn noch aufrecht.
    Er hatte es schon nicht mehr erwartet, als der Zug am Seil plötzlich aufhörte. Ein paar Sekunden spielte er mit dem Gedanken, dass ihn dieses Teufelskamel mitten ins Paradies gezogen hätte, noch dazu, wo er Englein singen hörte.
    Dass es sich nicht um Engel handeln konnte, wurde ihm sehr bald klar. Zu sehr erinnerte diese Musik an jene aus dem HORRAZAR.
    Dann wurde ihm auch der Sack vom Kopf gezogen. Das Stimmengewirr wurde deutlicher.
    Das Licht erschien ihm grell und gleißend, obwohl es schon längst später Nachmittag sein musste. Nur allmählich gewöhnten sich seine Augen daran. Danach stellte er fest, dass die Sonne bereits unterging. Was ihn im ersten Moment so fürchterlich gestört hatte, war ihr glutroter Ball, der sich dem Horizont zuneigte.
    Es waren zu viele Eindrücke, die mit einem Male auf Bill einstürmten. Er fühlte sich in einen orientalischen Bazar und seine bunten Kulissen versetzt. Palmen neigten grazil ihre Köpfe über runden Kuppelbauten mit maurisch zugespitzten Fenstern.
    Doch – da war etwas anders: Die Bauten waren rund, soweit sein Auge blickte. Die Häuser waren meist nur eingeschossig. Er betrachtete die Verzierungen über den Eingängen. Alles in Lehm gebrannte Reliefs mit kriegerischen Darstellungen oder auch Jagdszenen. Es wurden Tiere mit drei Geweihen gehetzt. Tiere, die Bill aus keinem Zoologielexikon kannte.
    Dafür kam ihm etwas anderes umso bekannter vor. Er musste mitten in einem sehr von der Feudalherrschaft geprägten Zeitalter gelandet sein. Die Sklavenkultur, die hier entstanden war, war unverkennbar. Vermutlich basierte das ganze System darauf.
    Es waren fast nur Männer, die sich unter schweren Lasten gebeugt über den Platz quälten. Die Sklavenkultur hatte es schließlich auch in seinem Land noch bis zur Jahrhundertwende gegeben. In einigen arabischen Emiraten und in einzelnen afrikanischen Landstrichen gibt es sie noch heute.
    Bill lächelte grimmig, als er an das Wort »heute« dachte. Er konnte nicht einmal genau mutmaßen, in welcher Zeit er gelandet war. Für ihn war dieses »heute« vielleicht 6000 vor Christus.
    Dann wurde seine Aufmerksamkeit von näher liegenden Dingen abgelenkt, und diese Dinge waren nicht angenehm.
    Er sah, dass von den ursprünglich sieben Kamelen nur mehr zwei auf diesem Platz standen. Nicole sah er nicht.
    Aber die Peitsche in der Hand einer jener Frauen, die ihn niedergemacht hatten, war nicht zu übersehen.
    Die Amazone brüllte ihm in ihrer unbekannten Sprache irgendetwas zu, was wohl einen Befehl darstellen sollte, dem wiederum Bill nicht gehorchen konnte, weil er diese Sprache nicht verstand. Da sauste das gespaltene Leder auch schon auf ihn nieder.
    Das heißt: von »nieder« kann eigentlich auch nicht die Rede sein, weil Bill die Amazone um mindestens eineinhalb Köpfe überragte.
    Aber auch noch an der Brust machte sich der Riemen ziemlich schmerzhaft bemerkbar. Die Haut platzte jedoch nicht auf. Dafür war der Schlag nicht heftig genug geführt gewesen.
    Wieder brüllte die

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