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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Frau etwas in dieser fremden Sprache. Bill hielt es für angemessen, nun auch etwas zu sagen.
    »Du Tochter einer Hündin. Wenn du nicht sofort dieses Ding wegnimmst, spucke ich dir die Locken vom Kopf.«
    Dabei lächelte er herzlich. Die Amazone sah ihn unsicher an.
    »Schon richtig, Kleine. Was du hier hörst, ist lupenreiner Bronx-Slang, und meine Drohung war durchaus ernst gemeint. Lass dich durch mein freundliches Lächeln nur nicht täuschen.«
    Der Amazone schien nichts an höflicher Konversation zu liegen.
    Auch wies sie sich mit ihrer einfachen Uniform als untere Charge aus. Jedenfalls machte sie wieder Anstalten, die Peitsche zu heben, wobei sie gleichzeitig auf einen dunklen Eingang wies.
    Bill stellte fest, dass die Zeichensprache auch in dieser Zeit ausgezeichnet klappte.
    Er ging vorsichtig auf jenes dunkle Loch zu, und die Kriegerin nickte.
    »Das hättest du auch gleich sagen können, liebes Kind«, säuselte Bill.
    Kurz vor dem Eingang stockte er wieder. Es roch nicht gut.
    Es roch sogar ausgesprochen miserabel. Nach Männerschweiß und Latrine nämlich.
    »Mit mir kann man ja einiges machen, Herzchen«, sagte Bill. »Aber hier bringst du mich nicht rein. Ich hätte eher an ein hübsches Bettchen in einem prächtigen Palast gedacht.«
    Die Dame pfiff undamenhaft durch die Zähne. Wie aus dem Boden gestampft standen plötzlich drei weitere Kriegerinnen ihrer Kaste neben ihr.
    Bills Hände waren immer noch vorne am Bauch zusammengebunden. Doch nach diesem anstrengenden Marsch hätte er sich auch losgebunden kaum mehr wehren können. Sein freundliches Geplauder hatte nichts gefruchtet. Spätestens jetzt wurde ihm nachhaltig klar, dass der qualvolle Marsch nur ein harmloser Anfang gewesen war.
    Die Kriegerinnen zogen Knüppel aus den Gürteln.
    Er wollte noch die Hände hochreißen, als ihn der erste Schlag schmerzhaft am Oberarm traf. Der nächste an der Schulter, die sich urplötzlich wie aus Holz geschnitzt anfühlte. Der dritte an der Hüfte und der vierte stach in seine Magengrube.
    Verkrümmt und mit an den Schläfen angeschwollenen Adern sackte Bill zusammen.
    Eine der Kriegerinnen sagte etwas, was ihm auch nicht gefallen hätte, wäre er dieser Sprache mächtig gewesen.
    Sinngemäß lautete der Ausdruck etwa: Weißer Affe.
    Dann schwanden Bill zum dritten Mal an diesem Tag die Sinne.
    Diesmal für längere Zeit.
    ***
    Auch Nicole hatte lange Zeit nicht gesehen, wohin sie geschleppt worden war. Sie hatte ebenfalls Kommunikationsschwierigkeiten, obwohl sie ein paar Mal angesprochen worden war. Richtig geklappt hatte es nie. Immerhin wusste sie inzwischen, was die Worte »ich«, »reiten« und noch einige andere Begriffe bedeuteten. Die Frau, zu der sie in die Sänfte gebracht worden war, hatte sie ihr beigebracht.
    Nicole hatte auch schnell eingesehen, dass sogar der Gedanke Flucht vergebliche Liebesmüh war. Er lohnte einfach nicht.
    Als ihr nach etwa halbstündigem Ritt dieser komische Sack vom Kopf genommen wurde, hatte Nicole gesehen, dass ihre Begleiterin schwarz wie die Nacht war. Eine Nubierin, nahm Nicole an.
    Doch die Negerin erschrak. Ihre Augen wurden groß, als sie Nicoles weiße Haut und ihre momentan brandroten Haare erblickte. Sie schlug irgendein Zeichen vor der Brust und murmelte etwas, das vielleicht Albino bedeuten konnte. Weißhäutige Menschen hat es in allen Klassen und zu allen Zeiten gegeben.
    Nicole konnte sich denken, was in der rabenschwarzen Nubierin vorging. Sie musste ja an Geister glauben.
    Doch da fielen Nicole noch einige weitere Einzelheiten über Albinos ein.
    Bei einigen Volksstämmen waren sie verehrt worden, bei anderen schon im Kindbett als Unglücksbringer umgebracht. Nicole hoffte nur, dass man Albinos hier zumindest akzeptierte. Die Nubierin jedoch wechselte von nun an keinen Ton mehr mit Nicole. Da auch die Sänfte verschlossen blieb und in zwielichtiges Halbdunkel getaucht war, konnte Nicole erst wieder etwas erkennen, als das Kamel in die Knie ging und der Verschluss aufgeknöpft wurde.
    Ein wunderschöner Garten bot sich ihren Augen. Dahinter ein großartiger Palast, für den Nicole nur das Wort prachtvoll einfiel.
    Lange konnte sie sich diesem Anblick nicht widmen, denn die Führerin der Amazonen trat auf sie zu.
    Wenn Nicole grazil zu nennen war, dann war diese Frau raubtierhaft. Nicole erkannte sofort ihre besondere Klasse. Unter der bronzetönernen Haut spielten kraftvolle Muskelstränge, ohne dass der Körper deshalb unweiblich gewirkt hätte. Nur

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