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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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ihre Menschen. Nun galt es nur mehr, ein sicheres Versteck zu finden, wo er den Tag abwarten konnte. Er fand es in einer Mauernische hinter einem Stall. Bevor er einschlief, ging ihm noch einmal durch den Kopf, was er Dank der Kraft des Amuletts erfahren hatte.
    Er war in der Hauptstadt Linaka des Amazonenreiches. Naonda hieß die Königin, und es hieß, sie stünde mit Suukaatan, dem Bösen, im Bunde. Sie solle einen geheimen Pakt mit ihm eingegangen sein, der sie unverwundbar machte und alle Kriege gewinnen ließ. Deshalb wurden im Reich ständig Kriege geführt. Die Beute und die Tributzahlungen der Völker waren groß. Naonda war unsagbar reich.
    In ihrem Palast sollte sie die Schätze der bekannten Welt gesammelt haben.
    Auch war von ihrer unerhörten Grausamkeit die Rede, vor der jeder erzitterte. An einem Tag der Woche wurden Suukaatan Menschenopfer dargebracht, wie es hieß. Meist Sklaven.
    Die Sklaven stammten aus allen Völkerschaften rund um das Reich und auch vom anderen Ufer des fremden, weiten Stroms.
    Zamorra nahm an, dass damit der Nil gemeint war. Er hatte einige Neger und Negerinnen auf den Straßen gesehen.
    Sonst war die Ausbeute des Erfahrenen relativ gering. Nur eines war vielleicht noch von Bedeutung: Am nächsten Morgen sollte Sklavenmarkt auf dem Platz der Sonne sein.
    ***
    Nicoles Panik beim Anblick des schwarzen Wassers hatte sich als unbegründet erwiesen. Es waren die Fliesen, die so dunkel waren und die tintige Flüssigkeit, die Dienerinnen aus kleinen Krügen immer wieder nachgossen. Nicole wurde klar, dass sie hier nur gebadet werden sollte.
    Sklavinnen wuschen sie auch, und Nicole musste es geschehen lassen. Sie konnte sich nicht wehren. Sie war vollauf damit beschäftigt, sich Gedanken darüber zu machen, was später kam.
    An diesem Abend nicht mehr viel. Sie wurde nur in durchscheinende Gewänder gehüllt und zusammen mit anderen Frauen in einer langen Reihe aufgestellt. Insgesamt mochten es um die 50 Frauen und Mädchen sein. Einige waren bestimmt noch keine zwölf Jahre alt. Am anderen Ende der Reihe entdeckte Nicole die Nubierin wieder. Sie wandte ihre Augen ab, als sich ihre Blicke trafen.
    Dann plötzlich erklang ein ferner Trommelwirbel, und Naonda trat inmitten ihres Gefolges in die Halle, in die die Frauen und Mädchen gebracht worden waren. Wie ein General schritt sie wortlos die lange Reihe ab. Ab und zu zeigte sie mit langen, gold lackierten Fingernägeln auf eine der Frauen.
    Andere Amazonen zerrten sie dann aus der Reihe heraus und stellten sie an die gegenüberliegende Wand. Die Nubierin war darunter.
    Als Naonda zu Nicole kam, verharrte sie einen Augenblick und starrte sie wieder an. Ganz langsam streckte sie dann die Hand aus.
    Nicole war die letzte, die aus der Reihe treten musste.
    Das konnte Gutes bedeuten. Aber auch Schlechtes…
    ***
    Um die Zeit, als Nicole auf einem weichen Lager aus Fellen in einen tiefen und traumlosen Schlaf versank, von Amazonen streng bewacht, schlug Bill gerade auf einer harten Pritsche die Augen auf.
    Sein Schädel fühlte sich an wie ein Eiterherd. Und so ähnlich schmerzte er auch.
    Bill stöhnte und wollte sich an den Kopf greifen.
    Doch seine Hände waren von metallenen Ringen umschlossen, durch die neben seinen Armgelenken auch noch Ketten liefen, die von einer Pritsche zur anderen führte.
    Es roch nach Tran. Der Gestank kam von den wenigen, rußig brennenden Fackeln, die in den Höhlungen in der Wand steckten.
    Bill versuchte den Kopf zu heben. Es gelang ihm nur halb. Dann sackte er wieder zurück.
    Irgendwie schaffte er es, seine Lage trotzdem zu verändern. Er kam auf die Seite zu liegen, und sein Blick traf genau in ein altes, von einem schmutziggrauen Bart umwuchertes Gesicht mit fast geschlossenen Lidern. Die Lider ruckten hoch, als die Ketten klirrten.
    »’n Abend, Partner«, zischte Bill sarkastisch.
    Auch der andere sagte etwas. Bill horchte auf.
    Das durfte doch nicht wahr sein!
    »Sag’ noch mal was, Partner. Ich hör dich so gerne reden.«
    Wieder flüsterten die aufgesprungenen Lippen des Alten etwas.
    Jetzt war Bill sich sicher.
    Das war griechisch. Nicht so, wie er es auf dem College gelernt hatte. Altgriechisch. Doch die Wortstämme waren dieselben. Kein Zweifel.
    Als Historiker beherrschte Bill diese Sprache natürlich, wenngleich er praktisch nie dazu kam, sie zu sprechen. Er musste es eben versuchen.
    »Wo sind wir hier?«, fragte er.
    »I Slaenaus«, kam erstaunt die Antwort.
    Nach einigem Hin und Her kam

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