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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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betörend duftender Lufthauch brachte die Wipfel der Palmen in sanfte, wiegende Bewegungen. Es schien, als würden sie einen fremdartigen, betörenden Reigen tanzen.
    Auf den schwimmenden Matten ahmten grazile Mädchengestalten diese Bewegungen nach, bogen sich wie Schilf im Wind.
    Auf den Diwanen lagen Pärchen, die Freuden der gleichgeschlechtlichen Liebe unbefangen kostend.
    Säuselnd schwang sphärische Musik auf, kam von überall her.
    Aus dem Kuppeldach der Halle herunter, aus den kräuselnden Wassern der blumengeschmückten Teiche, aus den Wänden, aus den Wipfeln der Palmen.
    Nicole war fasziniert.
    Sie stand mit den ausgewählten Mädchen am Ufer des größten künstlichen Sees. Nackte Haut flackerte im Lichtschein.
    Eunuchen mit dicken Bäuchen, glatt rasierten Schädeln und Malaienbärten hielten rot glühende Schwerter kerzengerade vor sich hin, in stoischer Ruhe versunken.
    Die Musik war stärker, lauter und durchdringender geworden.
    Trommelwirbel tönten dazwischen auf. Erst ganz leise noch, dann immer heftiger und rasender werdend.
    Diesmal hatte Nicole wirklich Grund, bis ins Mark erschrocken zu sein. HORRAZAR!, schoss es ihr durch den Kopf. Mein Gott, das ist ja wie im HORRAZAR. Fast genauso!
    Aber die Ähnlichkeit sollte noch viel dringlicher und erschreckender werden…
    Schlagartig setzten Musik und Trommelschlag aus. Geisterhaft breitete sich die Stille im Gewölbe aus.
    Nicole wollte diese Stille mit ihrem Schrei durchbrechen, doch aus ihrem geöffneten Mund kam kein einziger Ton. Als sie sich zu bewegen versuchte, bemerkte sie, dass es nicht mehr ging. Sie fühlte sich wie in Lehm eingegraben. Aufrecht und zur Unbeweglichkeit verdammt. Auch kam keine gnädige Ohnmacht über sie, die sie vor dem Kommenden bewahrt hätte. Deshalb musste sie Zeugin des schrecklichen Geschehens werden, das sich hier anbahnte…
    Acht Amazonen trugen eine Sänfte aus geflochtenem Schilfrohr auf den Schultern. Sie trugen sie an langen Stangen und setzten sie am anderen Ufer des größten Teiches vorsichtig ab.
    Dem mit gefärbten Federn geschmückten Thron entstieg die Frau, die Nicole schon öfter an diesem Tage und in dieser Nacht gesehen hatte. Und doch erschien sie ihr jetzt anders. Ein eiskalter, stählerner Blick streifte Nicole. Augen, in denen die Grausamkeit mit Machtgier kämpften, sahen sie Sekundenbruchteile lang an.
    Naondas Körper schimmerte in stählernem Blau. Auf ihrem Kopf saß eine Krone von derselben Farbe. Geringelt wie das Haupt der Medusa waren die einzelnen Späne.
    Wie aus Chrom glitzerten die klirrenden Laschen ihres Rockes, unter dem sie sonst nichts trug als Haut. Dazu trug sie einen Gürtel mit einer rubinbesetzten Scheide.
    Nicole wusste, was sich darin verbarg.
    Ein Krummschwert aus purem Gold…
    Langsam und gravitätisch kam die Frau um den See herum, auf die Gruppe der Mädchen zu. Unterwegs zog sie ihr Schwert.
    Nicole gefror das Blut in den Adern, als Naonda näher kam, jetzt den eisigen Blick fest auf sie geheftet.
    Nicole spürte die sich nahende Gefahr körperlich. Schauer rasten den Rücken hinunter.
    Und noch konnte sie nicht schreien. Sie stand da, wie zu Eis erstarrt.
    Dann hatte Naonda die weiße Frau erreicht. Ein grausames Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie langsam die freie Hand hob, wie sie es schon vor wenigen Stunden einmal gemacht hatte. Naonda kostete ihre Macht aus. Ihre Macht über Leben und Tod ihrer Untergebenen.
    Doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, wurde zuerst erstaunt, dann wütend.
    Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie offensichtlich ihre Hand nicht ganz heben konnte. Sie konnte nicht auf Nicole zeigen…
    Schließlich malte sich Enttäuschung auf ihre Züge.
    Sie bewegte die Lippen, und obwohl kein Laut über sie drang, verstand Nicole jedes Wort, das an sie gerichtet wurde, als könne sie diese Worte von den Lippen der Frau ablesen.
    »Suukaatan, mein Gemahl, will dein Opfer nicht. Ich weiß es nicht, warum er dich ablehnt. Aber vielleicht werden wir uns wiedersehen…«
    Sie ging weiter an der Reihe entlang. Diesmal von geheimen Kräften ungehindert.
    War es Nicoles häufige Nähe bei Zamorra und dem silbernen Amulett, das auch sie schon um ihren schlanken Hals getragen hatte, die sie jetzt vor dem sicheren Tod bewahrten? Würde sie es je erfahren…?
    Naonda wählte zwei Mädchen aus der Reihe. Wie in Trance traten die Mädchen heraus und folgten widerspruchslos ihrer Herrin.
    Obwohl sie ihrem gewaltsamen Tod

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