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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Bill dahinter, dass der Alte »im Sklavenhaus« gesagt hatte. Bill hätte schreien mögen vor Freude. Im ersten Impuls. Endlich hatte er auf dieser verrotteten Erde jemanden gefunden, mit dem er sich verständigen konnte. Er konnte Informationen bekommen, er würde endlich nicht mehr dieser drohenden Ungewissheit über sein Schicksal ausgeliefert sein. Es drang gar nicht mehr so bewusst zu ihm durch, dass er immer noch angekettet in einem finsteren Kuppelbau lag. Die Unterhaltung kam in Fluss.
    Niemand der anderen Gefangenen kümmerte sich darum, und Kriegerinnen waren keine zu sehen.
    Bill erfuhr, dass der Alte Hyros hieß und auf einer Reise von einer Insel zur anderen Opfer von Piraten geworden war, die ihn auf einem Sklavenmarkt verkauften. Um den Alten nicht noch mehr zu beunruhigen, tischte ihm Bill ein Märchen über seine eigene Herkunft auf. Er wäre ebenfalls geraubt worden.
    »Warum belügst du mich, Fremder«, sagte da der Alte und seine dunklen Augen blickten traurig.
    Im ersten Augenblick war Bill geschockt und zu keiner Antwort fähig. Doch der Alte sprach schon weiter:
    »Du hast weiße Haut wie die Völker des Nordens. Aber du sprichst anders, und du siehst anders aus. Du bist kein Barbar.«
    Bill überlegte einen Augenblick, ob er sich geschmeichelt fühlen sollte und schwieg beharrlich weiter.
    »Du bist nicht aus dieser Welt, Fremder. Ich danke den Göttern, dass sie dich mir gezeigt haben.«
    Jetzt schluckte Bill.
    »Und du bist nicht alleine auf diese Welt gekommen. Du hast einen starken Freund.«
    Bill war baff. »Woher weißt du…?«
    Trotz des Bartes sah Bill, dass Hyros leise lächelte.
    »Ich bin Magier«, sagte er ruhig, als handle es sich um die selbstverständlichste Sache der Welt. »Ich bin ein Priester des Ebus. Und mein Gott erlaubt seinen Adepten manche Blicke in die Zukunft. Daher weiß ich von eurer Ankunft. Und ich weiß, dass mein Tod nahe ist. Meine Zeit ist gekommen. Ich werde bald sterben.«
    Trotzdem blieb das stille, zufriedene Lächeln auf seinem Gesicht.
    »Unsinn«, sagte Bill. Hyros sah zwar mitgenommen, aber rüstig aus.
    Der Alte schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß es besser, glaube mir. Ebus hat es mir gesagt. Meine Bestimmung ist erfüllt. Ebus ist ein guter Gott. Er ist der Gott der Zukunft. Ich habe eine Weissagung für dich, Fremder. Es ist eine schreckliche Weissagung, und die Gefahr ist groß für euch.«
    Bill fügte sich dem Unfassbaren.
    »Werden wir diese Gefahr überstehen?«, fragte er atemlos und dachte dabei an Nicole.
    Wieder schüttelte Hyros sein greises Haupt.
    »Darauf hat Ebus mir keine Antwort gegeben. Ich weiß nur, dass ihr kämpfen müsst. Ein Dämon kommt auf diese Welt. Es ist Suukaatan, ein mächtiger Geist des Bösen. Er wird euer Gegner sein. Noch in dieser Nacht wird er wiederkehren. Naonda begeht ihr größtes Verbrechen. Sie vermählt sich mit dem Bösen. Habt Acht, Fremde…«
    Mit jedem Wort war Hyros leiser geworden. Fassungslos wurde Bill Zeuge, wie der Alte mehr und mehr verfiel. Er, der eben noch so gesund ausgesehen hatte. Nur sein glückliches Lächeln blieb, obwohl sein Gesicht aschfahl wurde und seine Augen einen stumpfen Glanz annahmen.
    Seine letzten Worte waren nur mehr ein Röcheln. Seine Lippen zitterten. Bill hatte Mühe, dieses ungewohnte Griechisch zu verstehen.
    »Aber nicht hier«, stöhnte der Alte. »Nicht hier. Hier herrscht Suukaatan. Nicht mehr lange. Doch er wird wiederkommen, ehe achttausend Sommer um sind. Und dann wird seine Herrschaft grässlich sein. Kämpft nicht hier, Fremde. Kämpft nicht in Linaka. Denn dann seid ihr des Todes…«
    Hyros hatte sich auf den Rücken gedreht. Seine Brust hob und senkte sich kaum mehr. Glasig starrten seine Augen.
    Die Augen eines Sterbenden.
    Bill fasste hinüber.
    »Aber das kannst du doch nicht machen, Hyros. Du kannst doch hier nicht sterben!«
    Er tätschelte die so plötzlich eingefallenen Wangen des Alten. »Zamorra kann auch dir helfen!«
    Noch einmal, schon vom Tod gezeichnet, raffte Hyros sich auf.
    Schon dieses eine letzte Wort bereitete ihm unsägliche Schwierigkeiten.
    »Zamorra…«, kam es mit dem letzten Atemzug, hinausgehaucht in die unwirkliche Nacht.
    Und es hatte wie ein Gebet geklungen…
    Bill Fleming sah die Augen des Alten brechen.
    ***
    Lichter brannten aus weiten, edelsteinverzierten Schalen, und sie leuchteten in allen Farben des Regenbogens. Ihr Licht spiegelte sich tausendfach in den silbrig schimmernden Teichen der Halle.
    Ein leiser,

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