0048 - Die Dämonen aus dem Eis
Chance.«
»Dieser kleine Ring mit dem Glasstein?« stieß Marty hervor.
Er zog den Reißverschluß des verklebten Overalls auf.
»In der linken Innentasche. Greifen Sie mal rein«, forderte er Zamorra auf.
Sekunden später hielt Zamorra die Brieftasche in der Hand und klappte sie auf.
»Hinter der Identity Card.« sagte Marty. »Und Sie glauben wirklich, Zamorra, daß dieser Ring…«
Zamorra gab keine Antwort. Er hatte den Ring gefunden. Die billige Imitation eines Brillantrings. Hatte sicher nicht mehr als ein Dollar gekostet.
Trotzdem… deutlich konnte der hochempfindliche Zamorra die Kraft, spüren, die von ihm ausging.
Natürlich nicht die Kraft des Amuletts, aber doch besaß der Ring die erfreulich intensive Ausstrahlung des Guten.
»Na und?« wollte Marty wissen. »Was geschieht jetzt?«
Zamorra riß blitzschnell den Reporter zur Seite.
»Achtung, sie kommen«, zischte er. »Pressen wir uns fest gegen die Tropfsteinwand. Und warten wir ab.«
»Wer kommt?«
Professor Zamorra starrte zu dem Gewölbe hinüber. Man hörte Schritte, sah aber niemand. Ganz deutlich spürte man aber, daß sich jemand näherte.
»Wer?« keuchte Marty.
»Die Sieger«, sagte Zamorra. »Der Kampf ist entschieden, Hyde. Es gibt jetzt einige Dämonen weniger im Totenreich.«
»Aber wer hat gesiegt?« flüsterte Hyde. Er wagte nicht laut zu atmen.
»Das weiß ich auch nicht«, gab Zamorra ihm leise zurück, »eine der beiden Gruppen. Und wissen Sie, was das heißt? Ihr Haß findet keine Nahrung mehr. Nur der Haß aufeinander hat sie doch zu Dä- monen gemacht.«
Marty Hyde hatte noch nie zuvor einen Mann wie diesen Professor Zamorra kennengelernt.
Der Teufel sollte ihn holen, wenn Zamorra nicht Dinge sagte, die gar nicht wahr sein konnten. Und doch: Er sprach so überzeugend, daß man ihm glauben mußte.
***
Nicole Duval hatte sich in der Katakombe, die ihr als Versteck diente, wie ein Igel zusammengerollt und nicht aufzublicken gewagt. Sie nahm aber akustisch wahr, wie sich der Kampf der Dämonen’ abspielte. Sie war dem Platz der Auseinandersetzung bedeutend näher als Zamorra.
So hatte sie die unverständlichen Schreie und Anklagen gehört, das Klappern von Gebeinen, das Stöhnen und das Wutgekläff.
Ein solcher Haß existierte nicht unter Lebenden. Er war gewaltig, alles zerstörend. Die vielseitigen Kräfte außerirdischer Seelen hatten diesen Kampf auf Bestehen und Nichtbestehen geführt.
Wie lange dauerte dieses Gemetzel?
Nicole kam es vor wie Stunden.
Als sie benommen aufblickte, war alles still. Sie vernahm nur Schritte, die sich langsam, aber siegestrunken, entfernten.
Nicole lauschte atemlos.
Sie war allein. Sie hätte wetten können, daß im Gewölbegang – dem Kampfplatz – niemand mehr war. Ganz sicher konnte man bei der Unsichtbarkeit der Dämonen zwar nicht sein, aber…
Nicole Duval hatte da eine Idee.
Zamorra würde toben, aber trotzdem: Sie mußte es versuchen.
Falls die Dämonen der UNITE früher ordnungsliebende Leute gewesen waren, hatten sie das Amulett, das sie Zamorra gestohlen hatten, vielleicht zu dem anderen Geschmeide in die Schatulle gelegt, von dem Zamorra behauptete, daß es aus riesengroßen, wertvollen Steinen bestünde.
Nicole klammerte sich an diesen Gedanken, wenn sie es auch völlig unlogisch fand, daß Dämonen ordnungsliebend sein sollten. Eher lag das Amulett in dem dunkelgrauen Lavabrei und würde nie wieder auftauchen.
Das bedeutete vielleicht, daß Zamorra seinen Kampf gegen böse Dämonen ein für allemal aufgeben müßte. Ohne das Amulett würde er schon beim nächsten Mal kläglich scheitern. Denn trotz allem Einfühlungsvermögen in diese Wesen und trotz allem Wissen war und blieb Zamorra eben doch ein Mensch aus Fleisch und Blut.
Falls der Professor also lebend aus diesem Abenteuer hier herauskam, würde er nur noch Theoretiker sein können. Schade für Zamorra, überlegte Nicole. Aber auch der allertüchtigste Mann sieht manchmal den Wald vor Bäumen nicht. Das Amulett ist ein Schmuckstück. Warum soll es nicht dort drüben in dem kleinen Gewölbe mit dem Steintisch liegen, auf das Zamorra vorhin gedeutet hat?
Außerdem – Nicole gestand es sich offen ein – war ihre Neugier geweckt. Und Neugier hatte schon bei mancher Frau die Angst besiegt.
Große Edelsteine lockten sie. »Du hast noch nie so große, kostbare Steine gesehen«, hatte Zamorra gesagt.
Die mußte sie sehen, koste es, was es wolle. Wenn sie schon solche Aufregungen ertrug, wollte sie
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