0048 - Die Dämonen aus dem Eis
hinüber zu dem Gewölbe. »Wie merkt man, wer gewonnen hat? Sehen kann man sie in keinem Fall.«
»Ich würde es sofort merken. Auch Dämonen haben ihre Eigenheiten. Die von der UNITE haben einen typisch spanischen Tonfall.«
»Und die von der LION stinken nach Schwefel.« fügte Marty Hyde hinzu. »Sind wir die einzigen Lebenden hier in der Grotte?«
»Nein. Nicole Duval ist noch hier, meine Sekretärin. Sie hat sich in einer der Katakomben versteckt.«
»Ein Girl? Heaven, entweder sie hat den Verstand verloren, wenn sie hier rauskommt, oder sie muß ‘nen Orden bekommen.«
»Nichts von beiden. Sie hat eine bemerkenswerte Art, Probleme abzuschütteln.« Gedankenvoll ruhte der Blick Zamorras auf dem Reporter. »Wie kommt es, daß man Sie am Leben gelassen hat, Hyde?«
»Ich sag’s Ihnen doch: Sie sind eitel. Ich soll ihren Ruhm in der ganzen Welt verbreiten.«
»Hat man Sie nicht berührt?«
»Ha«, sagte Marty, »berührt ist gar kein Ausdruck.«
»Sie knieten zu zweiundvierzig Mann auf mir und drückten mir die Puste aus der Lunge.«
»Zeigen Sie mir Ihre Hände: Ist dort nichts versengt? Sind keine grünlichlila Verfärbungen zu sehen?«
»Nicht, daß ich wüßte. Aber wir können es nicht nachprüfen. An mir klebt alles.« Er warf einen mißtrauischen Blick zu dem brodelnden Lavasumpf hinüber. »Stellen Sie sich vor, die richtige Lava würde plötzlich hochschießen. Dann wären wir in akuter Lebensgefahr.«
»Das sind wir ohnehin. Unser Leben hängt an einem seidenen Faden, Hyde.«
»Ich habe noch nie in meinem Leben innerhalb einer so kurzen Zeitspanne die Bekanntschaft mit so vielen Todesarten gemacht«, grunzte Marty. »Glauben Sie bloß nicht, Professor, daß ich ein Held bin. Sie sollten mal sehen, wie es in mir aussieht. Ich höre gar nicht wieder auf zu zittern.«
»Was tragen Sie bei sich? Sie müssen irgendeinen Gegenstand bei sich haben, der die Gefahr bannt. Überlegen Sie einmal!«
»Hören Sie…«
»Was haben Sie unter dieser klebrigen Schicht an, Hyde?«
»Einen supermodernen, pelzgefütterten Overall, den sie mir bei der Landung an der Walgreen-Coast verpaßten.«
»Sie haben vermutlich einen Teil Ihrer persönlichen Habe von Ihrem Reiseanzug in diesen Overall umgeräumt? Eben solche Gegenstände, die man ständig bei sich trägt?«
»Klar. Meine Zigaretten und das Feuerzeug. Zwei Taschentücher. Mein Portemonnaie. Meine Brieftasche. Einen Schlüsselbund.«
»Sind Sie sehr fromm?«
Marty sah ihn entgeistert an. »Fromm? Ich? Keine Spur.«
»Tragen Sie etwas bei sich, das eine Berührung mit einem geweihten Gegenstand gehabt haben könnte?«
Marty schüttelte den Kopf. »Also wissen Sie, Professor, allmählich gehen Sie mir mit dem Verhör auf die Nerven.«
»Überlegen Sie. Wissen Sie, daß dieser Gegenstand uns das Leben retten könnte? Zuerst Ihnen, dann aber vielleicht auch Nicole Duval und mir. Also, überlegen Sie gefälligst.«
»Mist«, sagte Hyde. »Ich weiß gar nicht, was Sie meinen.«
»Was ist in Ihrem Portemonnaie?«
»Sie werden sich totlachen, Geld.«
»Ein Glückspenny? Vielleicht ein kleines Kruzifix? Es gibt zum Beispiel abergläubische Frauen, die ihren Lieben irgendeinen Talisman schenken, den sie immer bei sich tragen müssen. Eine alte Tante vielleicht?«
Marty Hyde brachte es fertig zu grinsen. »Alte Tanten machen um mich immer einen Riesenbogen. Ich habe zu wenig Ehrfurcht vor ihnen.«
»Es ist also nur Geld in dem Portemonnaie? Und in der Brieftasche?«
»Driver’s Licence, Pilotenschein, Idendity Card, Flugticket, Ausweis der Journalistengewerkschaft, ‘n Foto von mir nackt auf ‘nem Eisbärfell mit drei Monaten und…«
»Ja?«
»Der Ring«, sagte Marty. Er rieb sich die Nase. »Wieso wußten Sie das?«
»Was für ein Ring?«
Zamorra lauschte zum Gewölbe hinüber. Dort war auf einmal eine gefährliche Stille eingekehrt.
»Schnell, was für ein Ring!« drängte er.
»Hat mir Jane, ‘ne Mulattin, geschenkt. Mit der schlaf ich hin und wieder. Wohnt in Bronx. Hat so große Mandelaugen und ‘nen braunen Rassekörper.«
»Was hat sie gesagt, als sie Ihnen den Ring gab?«
»Absoluten Blödsinn hat sie gesagt«, brach es aus Marty zornig hervor, »daß ich mich dauernd in Gefahr begebe und diesen Ring ständig bei mir haben müßte und daß er geweiht wäre und so einen Stuß. Aber…«
»Her mit dem Ring. Wo ist er?« unterbrach Professor Zamorra ihn hart. »Mann, begreifen Sie doch: Er ist unsere allerletzte
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