Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0048 - Die Dämonen aus dem Eis

0048 - Die Dämonen aus dem Eis

Titel: 0048 - Die Dämonen aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
Vom Netzwerk:
Frisur wieder in Ordnung zu bringen.
    »Ja, das ist sie!« bestätigte Zamorra.
    Harriet Davis – oder das, was noch von ihr übrig war – heulte auf.
    »Ich lebe… ich bin schön!« geiferte sie. Sie teilte ihr rotes, langes Haar, damit man ihren Körper sehen könnte, aber er war nicht mehr jugendfrisch und marmorschön, sondern zeigte alle Anzeichen des Verfalls.
    »Nicole, sie ist noch kein Dämon«, teilte Zamorra der kapriziösen Französin mit, »Sie befindet sich in einem Zwischenstadium. Ehe die Seele eines Verstorbenen zum Dämon werden kann, bedarf es längerer Zeit.«
    Schaudernd schloß Nicole die Augen.
    Es war schrecklich, die Verwandlung dieser vorher so schönen Frau in eine häßliche Hexe mit ansehen zu müssen.
    Zamorra war unbeeindruckt.
    Sein Blick ruhte auf Nicole.
    »Noch haben dich die Dämonen nicht wahrgenommen!« sagte er mit großem Ernst. »Wirst du zurück zur Station finden? Ich habe mir überlegt, wie wir die Dämonen wenigstens für kurze Zeit bezwingen können. Frag, sobald du in der Station angekommen bist, über Funk an, wo sich die nächste Kirche befindet. Ich weiß, daß es für die auf dem Südpol lebenden Menschen auch ein paar wenige, behelfsmäßige Kirchen gibt, in denen sie Andacht halten können. Laß dich dorthin fliegen, Nicole. Und bring’ mir irgend etwas aus einer dieser Kapellen. Einen Becher, eine Kerze ein Kreuz – was immer du bekommen kannst.«
    »Außer diesen Dämonen hier gibt es doch noch vierzig andere, Zamorra«, gab Nicole zu bedenken.
    Plötzlich vernahmen sie einen unbeschreiblichen Lärm. Es klang wie das vielfach durch ein Echo zurückgeworfenes Heulen eines hungrigen Wolfes.
    »Das sind sie, Nicole«, stieß Zamorra hervor.
    »Wer?«
    »Die Geister von der LION. Sie sind drüben beim Grotteneingang. Jetzt kommst du nicht mehr hinaus… geh und versteck dich in einer dieser Katakomben.«
    »Und du?« bibberte Nicole. Die Angst hatte sie angesprungen wie ein böses Tier.
    Zamorra machte wieder sein verschlossenes Gesicht. »Ich weiß noch nicht, Nicole. Fest steht nur, daß wir die einzigen Menschen sind, die diesem dämonischen Kampf beiwohnen dürfen.«
    »Sag’ bloß, daß es dir Spaß macht! Wir sind nicht in einem Theater, Zamorra! Das ist rauhe Wirklichkeit.«
    Er lächelte schräg. »Was ist Traum, was ist Wirklichkeit, Nicole? Haben wir unser bisheriges Leben nur geträumt?«
    »Wenn es so wäre, Zamorra, dann wäre es ein sehr schöner Traum gewesen, den ich nie missen möchte!« Nicoles Stimme klang plötzlich fest. »Ich verstecke mich in einer Katakombe, aber ich bin sicher, daß man mich dort finden wird.«
    »Der Kampf wird sie ablenken. Vergiß nicht, daß sie über einhundertsiebzig Jahre auf diese Auseinandersetzung gewartet haben.«
    »Ich verstehe. Der Kampf findet auf höherer Ebene statt. Eine Hilfsperson wie ich ist wie ein Sandkorn im Meer: Absolut entbehrlich und unwichtig.«
    »Sei froh«, entfuhr es Zamorra. Sekundenlang kreuzten sich seine grauen Augen mit ihren braunen, deren Goldtupfer jetzt ganz glanzlos wirkten. Dann wandte er ihr den Rücken zu und schritt das Gewölbe entlang.
    Nicole sah ihm sekundenlang nach.
    Dann aber mußte sie sich beeilen, das Gewölbe zu verlassen, um sich zu verstecken. Die Dämonen der UNITE hatten nämlich bereits gemerkt, daß die mit so heißem Haß erwarteten Feinde eingetroffen waren.
    ***
    Marty Hyde erwachte, als er aus seiner waagerechten Schwebestellung zu Boden fiel und direkt in die heißen, dickflüssigen Lavablasen hineinstürzte.
    Es war wie ein Bad in einem Moorsee: Die glitschige, morastige Masse klebte an ihm wie Teer. Er richtete sich auf und fiel sofort wieder hin. Es gluckste, klatschte und blubberte zu seinen Füßen!
    Ihm sträubten sich die Haare.
    Wo die Geister der LION geblieben waren, wußte Marty nicht, er interessierte sich auch nicht dafür. Zunächst einmal mußte er aus diesem stinkenden Pfuhl heraus.
    Auf allen vieren gelang es ihm schließlich, zu einem Gesteinsvorsprung zu kriechen und sich dort hochzuhangeln. Schnaufend blieb er oben sitzen und ahnte jetzt, wie es den Sünden der Vergangenheit zu Mute gewesen sein mußte, als man sie geteert und gefedert hatte.
    Da fiel sein Blick auf einen Mann, der an einem der gewaltigen von der Decke hängenden Tropfsteinzapfen lehnte und zu ihm herüberblickte.
    Die Gegenwart eines Menschen von Fleisch und Blut elektrisierte Marty Hyde. Er richtete sich auf und hob winkend die Hand.
    »Hallo«, brüllte er, und

Weitere Kostenlose Bücher