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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Versammelten sprangen auf und verließen überstürzt das Ausweichquartier. Sie rannten zu ihren Wagen. Sekunden später waren sie alle zum Piccadilly Circus unterwegs, um notfalls mit Gewalt den Folianten zurückzuerobern. Ein Menschenleben galt dabei nichts. Für dieses Buch des Bösen schonten sie niemanden.
    Ihr Opfer hieß Angela Alessi und ahnte nichts von der drohenden Gefahr. Noch immer dem inneren Zwang folgend, ging Angela langsam um den Piccadilly Circus herum, das schwere Buch unter dem Arm.
    Ihre Augen wurden von schwarzen Ringen umrahmt. Ihre Wangen waren tief eingefallen. Die Haare hingen ihr ins Gesicht.
    Sie bot ein Bild des Jammers. Trotzdem kümmerte sich niemand um sie, obwohl sie sich offensichtlich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
    Piccadilly Circus. Sonst ein Treffpunkt für Londoner und Touristen. Jetzt ein Treffpunkt des Bösen.
    ***
    Für Jane Collins war die Hauptsache, Angela Alessi zu finden und sicher zu ihrem Mann zurückzubringen. Selbstverständlich wollte sie alles tun, um den Kampf gegen den Schwarzen Tod zu unterstützen, aber sie hatte nun einmal diesen Auftrag von Mr. Alessi übernommen. Sie war gewohnt, für jeden Klienten die beste Arbeit zu leisten. Wenn sie bei ihrer Suche nach Angela Alessi gleichzeitig gegen den Schwarzen Tod kämpfen konnte, um so besser.
    Als sie wieder in ihrem Büro angekommen war, brauchte sie nicht lange zu überlegen. Sie mußte klären, was Angela Alessi in diesem Haus in Enfield gesucht und warum sie es angezündet hatte. Dazu aber mußte sie erst einmal wissen, wem das Haus gehörte.
    Jane führte nur ein Telefongespräch, dann standen zwei Namen auf ihrem Notizblock.
    Jonathan Rochas, siebenundvierzig, und Melanie Cramp, fünfunddreißig, beide Geschichtsforscher. Ihre Adresse in Enfield war wertlos, weil das Haus nicht mehr existierte.
    So schnell gab Jane jedoch nicht auf. Sie zog das Londoner Telefonbuch zu sich heran und fand auf Anhieb Jonathan Rochas. Allerdings war nur die Adresse in Enfield angegeben.
    Mehr Glück hatte Jane mit Melanie Cramp. Unter ihrem Namen stand auch noch eine Adresse in der City, daneben der Vermerk Büro. Jane rief an. Als sich eine scharf klingende Frauenstimme meldete, legte sie wortlos auf und verließ überstürzt das Haus. Sie wollte unbedingt mit Melanie Cramp sprechen, bevor die Frau das ›Büro‹ verließ.
    Bis zu dem Haus in der City war es nicht weit. Jane stellte ihren Wagen ins Halteverbot, um keine Zeit zu verlieren, stieg aus und klingelte.
    Es war ein einstöckiges Gebäude. Die Fenster im ersten Stock waren blind. Dort oben wohnte sicher schon seit Jahren niemand mehr. Überhaupt wirkte das ganze Haus baufällig. Nur die Eingangstür war in einem hervorragenden Zustand. Jane fiel das komplizierte Sicherheitsschloß auf. Wenn in dem Haus niemand lebte, was mußte durch ein solches Schloß gesichert werden?
    Weiter kam sie in ihren Gedanken nicht, weil sich die Tür einen Spalt breit öffnete. Sie wurde von einer fingerdicken Eisenkette festgehalten.
    In dem Spalt erschien ein hageres, blasses Frauengesicht. Dunkle, fanatisch funkelnde Augen musterten Jane. Die Finger, die die Tür festhielten, wirkten wie Krallen. »Sie wünschen?« fragte die Frau.
    Jane erkannte auf Anhieb die scharfe, kalte Stimme vom Telefon.
    Jane beschloß, aufs Ganze zu gehen. »Mein Name ist Jane Collins. Ich bin Privatdetektivin und suche Mrs. Angela Alessi. Ist sie bei Ihnen?«
    Die Frau musterte sie so verständnislos, daß Jane glaubte, eine Niete gezogen zu haben. »Angela Alessi?« wiederholte die Hagere. »Den Namen habe ich noch nie gehört.«
    »Oh, wie dumm von mir«, sagte Jane achselzuckend. »Sollte ich mich geirrt haben? Ich war sicher, daß Angela Sie in Ihrem Haus in Enfield besucht hat. Heute morgen!«
    Die Wirkung war verblüffend. Melanie Cramps Augen weiteren sich für einen Moment und zogen sich gleich darauf zu schmalen Schlitzen zusammen. Ihre fahle Gesichtshaut bekam eine ungesunde, rote Farbe und erbleichte sofort wieder.
    »Einen Moment«, schnarrte Melanie Cramp. Sie zog die knochigen Finger aus dem Türspalt zurück, knallte die Tür zu. Drinnen rasselte die Sperrkette.
    Als sich die Tür wieder öffnete, stand Melanie Cramp mit einem Lächeln da, das so unecht wirkte wie ein Reklamelächeln im Fernsehen.
    »Kommen Sie doch bitte herein, Miss… Miss…?« lud sie Jane ein.
    »Collins«, kam Jane ihr zu Hilfe und tat, als merke sie nichts von der falschen Freundlichkeit. »Vielen

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