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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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ein magerer alter Mann, der nie länger als bis Mitternacht unten im Schankraum aushielt.
    Der Schwarzbärtige befand sich wieder auf der Treppe und wollte in den Schankraum gehen, als es mit Gepolter begann. Tische wurden umgestoßen. Männer brüllten. Lucia schrie wie am Spieß.
    »Das ist keine Schlägerei«, sagte Vito De Mattino bestürzt.
    ***
    Er stürmte in den Schankraum. Betroffen blickte er auf das Durcheinander. Unter einer Kuppel aus Zigarettenrauch wälzten sich Männer über zerbrochene oder umgestürzte Stühle. Jorge und Paco bemühten sich um die Kreischende Lucia. Sie drängten sie hinter die Theke und zückten ihre Pistolen.
    Vito De Mattino warf einen zweiten Blick auf die Dunstglocke. Mit einem Schlag begriff er, dass seine sämtlichen Abwehrmaßnahmen gegen Spuk keinerlei Wirkung hatten. Das Unheil war eingedrungen und schälte sich nun mit beängstigender Schnelligkeit aus der Rauchwolke hervor.
    Blaue, flirrende Leiber schlängelten sich auf die Gäste zu. Sie bissen und schlugen und hinterließen grässliche Wunden. Zudem vermehrten sie sich von Sekunde zu Sekunde.
    »Der Blaue Tod«, stammelte Vito.
    Er bahnte sich einen Weg durch die kriechende, schreiende Menschenmenge. Von ihrer Deckung hinter der Theke feuerten Paco und Jorge auf die Erscheinungen. Doch die Kugeln vermochten nichts gegen die Bestien auszurichten. Lucia jammerte, kreischte, faltete die Hände zum Stoßgebet und sank auf die Knie.
    Vito schwang sich auf die kurze Theke. Er hob den Saum seines quer gestreiften Pullovers an und riss das krumme Kreuz aus dem Hosenbund. Einige blaue Ungetüme wanden sich zuckend auf ihn zu. Er streckte ihnen das Symbol entgegen und schrie Sätze in seiner Muttersprache.
    Etwas unschlüssig drehten dieaalgleichen Bestien zu den Seiten ab. Im nächsten Moment fielen sie über Paco, Jorge und Lucia her.
    Der Schmugglerboss sah ein, dass sein Einfluss auf das Böse nicht groß war. Blitzschnell verwarf er alle gefassten Pläne. Er glitt von der Theke.
    »Jefe!«, rief Paco, das Wiesel. Die Blauen umzingelten ihn und zwangen ihn zu Boden. Jorge erging es nicht besser. Lucia streckte flehend die Hände nach dem Schwarzbärtigen aus.
    »Hol mich hier raus!«
    Vito De Mattino ließ sich nur von einem Gedanken treiben – die eigene Haut und nach Möglichkeit noch einiges dazu zu retten. Er beachtete die Komplizen und das Mädchen überhaupt nicht. Wandte sich ab und drängte sich an dem entsetzlichen Getümmel in der Mitte des Schankraumes vorüber. Mit dem krummen Kreuz hielt er sich einige Geschöpfe vom Leib, die ihn wie die anderen einkesseln und niederwerfen wollten.
    Keuchend kehrte er auf die Treppe zurück.
    Die Tür schlug hinter ihm zu. Er lehnte sich dagegen, schöpfte Atem. Hinter ihm toste ein Kampf, an dem alle Teufel der Hölle beteiligt zu sein schienen. Ihm war, als habe er mit einer Barriere zwei Welten voneinander getrennt.
    Es war eine reine Illusion. Zischelnd schlüpfte etwas durch das Schlüsselloch. Es wollte sich um seine Lenden legen.
    Vito schrie auf und hieb mit dem krummen Kreuz darauf ein.
    Züngelnd wich das blaue Ungeheuer ein Stückchen zurück. Vito rannte die Treppe hinauf. Zwei, drei, vier und immer mehr Monstren setzten ihm nach.
    In seiner Kammer rutschte er aus und kam zu Fall. Der Laut und der Lärm, der nun aus dem Schankraum nach oben drang, weckten seinen Vater auf. »He«, kam es von nebenan. »Kann man nicht mal seinen verdienten Schlaf haben? Ihr Satansbraten! Ihr elenden Hunde!« Er fluchte gehörig und rutschte von der Bettkante. Mit schlurfenden Schritten näherte er sich.
    Vito kümmerte sich nicht um ihn. Er hatte die Bodendiele erreicht und löste sie mit fahrigen Bewegungen. Rasch riss er die Juwelen an sich. Außer diesen und dem krummen Kreuz trug er auch noch die Pistole von Jean-Luc Mauvais bei sich. Er fand, dass er somit ausreichend ausgerüstet war.
    Der Blaue Tod wand sich in den Raum und schlängelte auf ihn zu.
    Vito bemerkte seinen Vater unter der Füllung der Verbindungstür, hörte, wie er einen röchelnden Laut von sich gab und schrie: »Verdammt, was ist denn das?«
    Vito kroch unter dem Bett hindurch. Der Alte begann zu schreien, weil die Blauen ihn angriffen. Er wollte seinem Sohn folgen, schaffte es jedoch nicht mehr. Zischend prügelten und bissen die Wesen auf ihn ein, und er prallte blutend und wehklagend gegen die rückwärtige Wand.
    Vito dachte nicht daran, ihm beizustehen. Er dachte nur an sich selbst. Hetzte die Treppe

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