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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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Plateau, das man nur zu Fuß erreichen konnte. Das Haus war aus groben, grauen Steinen errichtet worden und trug ein Dach aus Schieferplatten. Die Bergbauern, die hier seit Generationen gelebt und ihr Vieh mühselig auf kargen Almen weiden lassen hatten, waren vor über zehn Jahren fortgegangen. Die Familie lebte heute unter vielen anderen Gastarbeitern in der Bundesrepublik Deutschland.
    Vito De Mattino hatte sein Auto rund einen Kilometer unterhalb des Hauses auf einer unbefestigten Fahrbahn zurückgelassen. Im Dunkel der Nacht hatte er seine beiden Gefangenen hochdirigiert.
    Er war ein wenig stolz auf das alte Haus, obwohl es ihm nicht gehörte. Er hatte es aber vor einiger Zeit praktisch wiederentdeckt.
    Niemand schenkte ihm mehr Beachtung. Es hieß sogar, ein Fluch läge auf dem Ort. Vito war dies nur recht. Er hatte schon immer daran gedacht, dass der Bau eines Tages von Nutzen für ihn sein konnte.
    »Hier findet uns keiner«, hatte er zu Mauvais und der Blondine gesagt.
    Vor Monaten hatte er im Kellerraum des Hauses Petroleumlampen, ein Schrotgewehr, zweckmäßige Kleidung und haltbaren Proviant eingelagert. Dass es mit dem Schmuggelgeschäft nicht ewig weitergehen konnte, hatte er sich bei jeder Reise mit der Barkasse ausgemalt. Darum wollte er ein Refugium haben.
    Er hatte ein Feuer im Kamin entfacht, eine Flasche Wein entkorkt und sich im einzigen Raum des Hauses zu seinen Gefangenen gehockt. Bis zum Morgengrauen hatten sie geredet. Dann waren sie handelseinig geworden.
    »Also schön«, hatte Vito gesagt. »George Griffins Millionen dürfen uns nicht durch die Lappen gehen. Wir kehren heimlich nach Frankreich zurück und suchen ihn. Vorher lassen wir dein Gesicht ändern, Jean-Luc. Ich kenne jemanden in Bilbao, der sich auf dieses Geschäft blendend versteht. Wir jagen also George, notfalls bis in die USA. Könnte ja sein, dass er nach dort zurückkehrt, oder?«
    Romina hatte eifrig genickt. »Sicher. Er wird dann auch sein Testament ändern, wie ich ihn kenne.«
    Jean-Luc, der wieder den Übersetzer zwischen dem Schwarzbärtigen und der hübschen Blonden spielte, hatte gesagt:
    »Ich finde, wir dürfen uns höchstens ein bis zwei Tage hier oben aufhalten. Natürlich wird nach uns gefahndet. Aber wir müssen uns eben nachts bewegen. Unter Einhaltung sämtlicher Vorsichtsmaß- nahmen.«
    De Mattino war auf die Juwelen zu sprechen gekommen. »Sie gehören natürlich mir. Ich bin nur bereit, George Griffins Millionen mit euch zu teilen. Immerhin habt ihr mir euer Leben zu verdanken.«
    Sie hatten keine Einwände erhoben. Im Morgengrauen hatte er ihnen die Fesseln abgenommen. Schließlich hatten sie sich ermattet schlafen gelegt – der Schmugglerboss mit Pistole und Schrotgewehr.
    Blind vertraute er seinen neuen Partnern eben doch nicht.
    Der Tag verging wider Erwarten schnell. Die beiden Männer unternahmen Rundgänge durch die unwirtliche Landschaft. Romina bereitete das Essen. Es kam niemand in ihre Nähe.
    Jetzt, gegen Abend, kam Jean-Luc Mauvais auf eine Beobachtung zu sprechen. »Ich finde es komisch, dass wir kein Stück jagdbares Wild angetroffen haben. Es muss doch wilde Ziegen oder Gemsen, Füchse und Marder oder wenigstens irgendwelche Vögel geben.«
    Der Sizilianer zuckte die Achseln. »Vielleicht ist die Jahreszeit nicht danach. Vielleicht finden die Tiere hier auch nichts zu beißen. Oder sie haben Angst. Der Platz soll ja verhext sein.«
    Romina schauderte ein bisschen zusammen. »Ich würde darüber nicht scherzen. Wir haben ja gesehen, wozu das Böse imstande ist.«
    »Ja. Was wohl aus dem Blauen Tod geworden ist«, fragte sich Mauvais.
    De Mattino lachte. »Natürlich ist er mitsamt der Spelunke, Lucia, meinen drei Komplizen und den Gästen verbrannt, was denn sonst?«
    Sie trafen keine weiteren Äußerungen zu dem Thema. Die nächsten Minuten verstrichen, ohne dass einer von ihnen sprach. Romina legte Holz im Kamin nach. Den wackligen Eichenholztisch deckte sie, so gut es ging – mit altem, beschädigtem Geschirr, das der Sizilianer ebenfalls hier heraufgeschafft hatte. Bereits am Mittag hatten sie es für ihre frugale Mahlzeit benutzt.
    Sie öffnete Dosen mit Cornedbeef und wärmte das Fleisch in einem einfachen Topf über dem Kaminfeuer auf.
    Die Dämmerung kam wie ein riesiges Tier in die Täler und Schluchten gekrochen und kündigte den Bergen der Asturias die nahende Nacht an. Romina zündete zwei Petroleumlampen an. Eine davon löschte der Schwarzbärtige wieder aus.
    »Geh nicht

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