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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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so verschwenderisch mit dem Spiritus um. Ewig reicht der Vorrat nicht.«
    Jean-Luc Mauvais übersetzte es grinsend. Romina zuckte die Achseln. »Daran habe ich nicht gedacht.« Sie trat neben ihren Geliebten und bückte sich nach dem Wassereimer.
    »Sieh zu, ob du den Kerl einwickeln kannst«, sagte Mauvais leise.
    Er benutzte seine Muttersprache, die der andere nur in geringen Ansätzen verstand. »Wenn die Zeit reif ist, räumen wir ihn aus dem Weg.«
    Sie erwiderte nichts. Trat ins Freie und ließ den Eimer in den gemauerten Ziehbrunnen hinab. Mit einem Seitenblick machte sie den Sizilianer aus, der lächelnd und wie üblich mit dem Schrotgewehr in den Händen aus dem alten Haus kam. Als er neben ihr war, hängte er es sich über die Schulter.
    Er zog den Eimer für sie hoch. »Wir könnten Mauvais ausbooten«, versetzte er leise. »Killen, verstehst du?« Er deutete mit dem Daumen auf das Gebäude.
    Obwohl sie seinen Worten nur die englische Vokabel »killen« entnahm, wusste sie die Geste zu deuten. Sie erwiderte sein Lächeln.
    Große Tugenden und Talente besaß sie nicht, von einem natürlich abgesehen. Jedoch wusste sie sich stets auf neue Gegebenheiten einzustellen. Schneller als andere.
    »Gut. So sehr bin ich schließlich nicht in ihn verknallt.« Sie schaute an ihm hinab und wieder hoch. »Und du bist auch nicht schlecht, mein temperamentvoller Freund.« Sie kicherte, und trotz der Sprachschwierigkeiten verstanden sie sich prächtig.
    Sie kehrten ins Haus zurück. Bei Beginn des Abendessens saßen sich die beiden Männer gegenüber. Sie sandten sich abschätzende Blicke zu. Romina dachte: Vielleicht kann ich sie mir beide vom Hals schaffen.
    Vito De Mattino nahm einen Schluck Rotwein zu sich. Verblüfft setzte er das Glas wieder ab. »Verdammt, ist das Zeug zähflüssig.«
    Jean-Luc Mauvais machte plötzlich schmale Augen. Er probierte sehr vorsichtig. »Du hast Recht.«
    Romina vernahm einen feinen Laut, der mit einem Mal in der Luft lag. Eine imaginäre Hand fuhr ihr eisig über den Rücken. Sie wusste, dass es das Grauen war. Es setzte sich in ihr fest und ließ sie nicht mehr los.
    Die beiden Männer keuchten unter jähem Schmerz auf. Beide sperrten sie die Münder auf – beide entließen eine Art Strahl blauer Farbe. Die Erscheinungen kamen wirklich aus ihren Rachen geschlüpft und ballten sich über der Tischplatte zu einem klumpigen Etwas zusammen. Romina schrie auf, wich zurück.
    »Der Blaue Tod«, flüsterte Mauvais mit versagender Stimme.
    Von nun an ging alles sehr schnell. Aus den Gläsern, aus der Weinflasche und von den Tellern schwangen bläulich flirrende, lange Leiber hoch. Sie gruppierten sich zu den bereits Freigewordenen – das Etwas vergrößerte sich. Aus allen Ecken des Raumes drangen ähnliche Wesen hervor.
    Vito De Mattino sprang auf. »Sie haben sich unsichtbar gemacht und vielleicht den ganzen Tag über hier aufgehalten. Die hundsgemeinen Dinger!«
    Eines der Gräuelwesen scherte aus dem Verbund aus und traf Mauvais wie eine Geißel. Eine flammend rote Wunde prangte auf der Wange des Mannes. Andere Monstren lösten sich gleichfalls zischend und schossen auf Romina und den Schmugglerboss zu.
    »Weg!«, schrie De Mattino. »Zum Wagen!«
    Er riss das krumme Kreuz aus dem Hosenbund. Mit seiner Hilfe vermochte er den Blauen Tod wenigstens ein Stück zurückzudrängen. Das Schrotgewehr rutschte ihm von der Schulter, kam auf dem Boden auf. Ein Schuss löste sich nicht, denn es war gesichert. Romina und Jean-Luc Mauvais glitten an ihm vorüber. Der schlanke Franzose las das Gewehr auf.
    Als sie aus dem Haus waren, lief auch De Mattino ihnen nach. Er hatte kaum die Türschwelle hinter sich, da wirbelte Mauvais herum und feuerte auf ihn. Romina boxte ihm jedoch im entscheidenden Augenblick schräg von der Seite gegen den Arm. Die Schrotkörner gingen fehl; Mauvais fluchte Mord und Bein.
    Der Sizilianer schoss zurück. Plötzlich hatte Mauvais kein Gewehr mehr. Er hielt schreiend seine durchschossene Rechte. Romina lief vor ihm davon, in Richtung auf die unbefestigte Straße zu.
    Noch einmal legte der wütende Schmugglerboss auf ihn an. Diesmal ging die Kugel jedoch daneben. Der Blaue Tod war heran und schlug prasselnd auf seine Arme und Hände ein. De Mattino verlor die Pistole. Er hatte nur noch das krumme Kreuz, sonst nichts. Auch die Juwelen ließ er zurück. Sie lagen im Kellerraum des alten Hauses…
    Jean-Luc Mauvais raste vor Zorn. Er rannte Romina nach und schlug nach ihr,

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