0049 - Ich und der Teufel MAM
unter klimatisch schwer ertragbaren Verhältnissen die Nerven der Anwesenden genug belastete.
Sol Fox brach in ein hysterisches Gelächter aus. Wie das bei solchen Anfällen häufig vorkommt, fand es kein Ende. Wir blickten den Arzt an, der doch als Gatte verpflichtet gewesen wäre, seiner Frau nahezulegen, damit aufzuhören. Aber er tat nichts dergleichen.
War es nicht so, durchzuckte es mich, als wollte Victor Fox durch dieses Gewährenlassen seine Frau zwingen, ein Geheimnis preiszugeben — vor allen, die zugegen waren, preiszugeben?
Das grausige Gelächter ließ nach, Sol Fox murmelte einige entschuldigende Worte und fuhr fort, weiter zu speisen, als ob nichts geschehen sei.
Maud O'Gar verlangte, ihren toten Gemahl zu sehen. Wir versuchten sie auf den kommenden Tag zu vertrösten. Sie wollte nicht.
Der Arzt nickte. »Warum nicht? Wie denken Sie sich übrigens das Weitere, Mrs. O'Gar? Bei dieser Temperatur ist es Vorschrift, einen Toten innerhalb von 8 Stunden in die Erde zu bringen. Ich nehme an, Sie legen keinen Wert auf eine sofortige Überführung nach Campeche und von dort in Ihre Heimat.« Mit maliziösem Lächeln setzte er hinzu: »Zinksärge mit Einlage und die Überführungskosten per Flugzeug oder Schiff kosten eine Menge Dollars.«
»Mein Mann soll do.rt begraben werden, wo er bis zuletzt mit ganzem Herzen gearbeitet hat — inmitten seiner Mayaruinen.«
Normalerweise überlegte ich, wäre es notwendig gewesen, auf Comissario Labastida mit seiner Mordkommission — falls es eine solche in Campeche überhaupt gab — zu warten. Aber, wie der Arzt richtig sagte, erlaubte das Klima ein Warten nicht. Außerdem war alles klar: Todesursache, Tatwerkzeug, Uhrzeit und so weiter. Ich besprach mich mit dem Leutnant, der die landeshoheitliche Autorität repräsentierte, und gab, auch in seinem Namen, die Zustimmung. Der Professor, als Expeditionsleiter, setzte die Beerdigung des Kollegen auf den kommenden Morgen in aller Frühe fest.
Mir war es recht, denn ich konnte noch vor meiner Fahrt nach Campeche dem Gemeuchelten das letzte Geleit geben.
Während wir uns unter Führung des Arztes — seine Frau blieb zurück — zur Krankenbaracke begaben, drängte sich mir unwillkürlich die Vermutung auf, daß O'Gar und Sol Fox im Laufe ihres Umherstreifens — keiner der Indios hatte die beiden angeblich gesehen — eine schwerwiegende Auseinandersetzung gehabt haben mußten.
Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, daß beide etwas miteinander gehabt haben könnten, wie man zu sagen pflegt. Die Unterschiede waren zu kraß. Der ältliche, kurzbeinige Professor, dem auch rein alles zu einem Adonis fehlte, und die junge schöne Sol Fox T- der Gedanke an eine Liebesaffäre war geradezu absurd.
Und dennoch ließ mich der Verdacht nicht los, daß beide ein gemeinsames Geheimnis besaßen, wobei das Wort Uxmal eine Rolle spielte.
Mir wurde immer klarer, daß O'Gar nur deshalb ermordet wurde, weil er hinter etwas gekommen war, was unter allen Umständen verborgen bleiben sollte.
Als ehrlicher, grundanständiger Mensch, der er war, hätte er mir bestimmt mitgeteilt, was er von Uxmal wußte.
Auch bei dem Toten blieb Maud O'Gar kalt wie Eis. Ihr Mund war noch mehr verkniffen als sonst, als der Arzt das Laken zurückschlug. Ohne eine Geste des Schmerzes, steif und schweigsam starrte sie auf das wächserne Gesicht.
Ich hätte alles darum gegeben, zu erfahren, was sich hinter ihrer Stirn abspielte. Mich fröstelte trotz der Wärme, die auch der große Messingventilator nicht zu vertreiben imstande war. Da lag nun das vierte Expeditionsmitglied — gemeuchelt aus mir immer noch rätselhaftem Motiv. Hingen die räumlich so weit voneinander getrennten Mordtaten ursächlich zusammen?
Wie eine Sternschnuppe blitzte in meinem Hirn der Gedanke auf, den Comissario zu veranlassen, sämtliche an die Icaiche-Indios ausgegebenen Waffenlizenzen zu prüfen, ob nicht ein belgischer Browning dabei war, dessen Nummer auf dem Lauf des von Yukatan gefundenem stand.
Es war anzunehmen, daß der Comissario eine Prüfung nur bei den in Campeche und Umgebung ausgegebenen Lizenzen vorgenommen hatte, weil nach seiner Alibifeststellung der Täter niemals in Chichen Itza vermutet werden konnte.
Wir verließen den Toten, der Arzt schloß ab, und wir gingen auseinander. Ich wollte noch die beiden Expeditionsgehilfen aufsuchen, die sich inzwischen mit den Indios beschäftigt hatten. Sie waren erst vor wenigen Minuten zurückgekehrt und hatten
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