0049 - Ich und der Teufel MAM
nichts Wesentliches herausgefunden.
Professor O'Gar habe der ihm unterstellten Kolonne Anweisungen gegeben, im »Caracol« eine Treppe freizuschaufeln, und sich daraufhin entfernt. Wohin er sich begeben habe, wußte keiner zu sagen. Man habe ihn erst ' am Abend wiedergesehen, und zwar in Begleitung von Mrs. Fox, als er im Indiolager erschienen sei und einige Fackelträger verlangt habe.
Die Mexikaner hatten sich noch einmal die Fackelträger vorgenommen, auch ohne Erfolg. Sie seien vor und hinter den beiden Weißen hergegangen, plötzlich sei ein Schuß gefallen und der Professor in die Knie gesunken. Da hätten sie die Fackeln fallen lassen und wären ins Lager zurückgerannt.
Ich unterhielt mich noch etwas mit den beiden Mexikanern und klopfte behutsam auf den Busch, ob der schwammige Juan Rivas zur Zeit des Schusses den Bungalow verlassen hatte. Olas Almonte versicherte, sein Companero habe mit ihm, der eine Stunde vor dem Mord von der Arbeit zurückgekehrt wäre, ständig auf der Veranda gesessen.
Beider Alibi war in Ordnung. Genauso in Ordnung, wie alle Alibis der übrigen Expeditionsteilnehmer, mit denen ich ja im Klub zusammengesessen hatte. Noch nie war mir ein Fall zu Ohren gekommen, daß ein Geist als Mörder gefaßt worden war, immer handelte es sich um ein Wesen von Fleisch und Blut. Oder sollte auch diesmal ein Alibi falsch sein?
Die Sache, von der ich noch wenige Stunden zuvor geglaubt hatte, sie kläre sich langsam auf, war wieder in düsteres, drohendes Dunkel gehüllt.
Der fahle Mond hing am Himmel wie eine Totenmaske, rundum hinter den teilweise noch erleuchteten Bungalows wuchs der Urwald empor, und mir war, als hörte ich das teuflische Lachen Luzifers.
Von diesem Abend an trug ich wieder meine Null-Acht.
In aller Frühe des kommenden Tages trugen wir Professor Steven O'Gar zu Grabe. Die Indios hatten in der Nacht einen Sarg gezimmert und eine Grube ausgeschaufelt, zwischen der Tempel-Pyramide des Kukulcan und dem Tempel der Krieger. .
Professor Greet begann mit einem Zitat aus der Offenbarung Johannis: »… selig sind die Toten, die in dem Herren sterben, von nun an. Ja der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.«
Anschließend sprach er mit tränenfeuchten Augen von dem Soldaten der Wissenschaft, der in vorderster Linie gefallen sei und auf der Walstatt bestattet werde. Niemals würde er seine geliebte Heimat drüben über dem Ozean Wiedersehen, niemals die Früchte seines begeisterten Fleißes ernten und sich niemals mehr an dem Gedanken erfreuen, daß er einer der bedeutendsten Wissenschaftler seines Faches war.
Auf den Trümmern der tausend Jahre alten Mayaruinen lagen halbmeterlange Eidechsen auf grauen Steinen, blinzelten mit ihren goldenen Augen und hörten aufmerksam zu. Nur die Affen und Papageien benahmen sich unmanierlich, indem sie kreischend Unfug trieben.
Als der Professor geendet hatte, ließ der Leutnant seine Schar antreten und drei Salven über dem Grabe abfeuern.
Sol Fox stand während der Trauerfeier neben ihrem Mann und sah blaß aus. Auch sie wollte dann der Witwe impulsiv die Hand reichen, aber Mrs. O'Gar wandte sich brüsk von ihr ab und ließ sich von dem Professor zum Lager bringen. Es gab wohl keinen unter uns, der das Verhalten der hartherzigen Frau gutgeheißen hätte.
Eine Stunde später verließ ich in dem Pegaso neben Olas Almonte das Lager. Hinter mir saß Yukatan.
***
Die Fahrt verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Nachdem ich mich in dem von Professor Greet gemieteten Bungalow gebadet und umgezogen hatte, rief ich den Comissario an.
Als ich ihm sagte, ich hätte ihm sehr wichtige Dinge zu berichten, bat er mich, unverzüglich in sein Büro zu kommen. Er würde mir einen Wagen schicken.
Wenig später schüttelten wir uns die Hände.
»Zuerst eine Hiobsbotschaft«, begann ich, nachdem ich in einem dürftig eingerichteten Raum Platz genommen hatte. »Professor O'Gar wurde gestern abend erschossen.«
»Weiß ich.«
Ich blickte ihn überrascht an.
»Das ist gar nicht so erstaunlich«, lächelte er. »Genau wie die Neger in Afrika ihre Trommelsprache haben, die ihnen das Telefon ersetzt, so verständigen sich hier die Indios untereinander durch Signale auf Bambusflöten, die von Siedlung zu Siedlung weitergegeben werden… und zuverlässiger sind als eine Telefonleitung, die jeden Augenblick von umfallenden Bäumen unterbrochen wird. Man hat den Professor mit einem Militärkarabiner erschossen, als
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