0049 - Ich und der Teufel MAM
er in Begleitung einer weißen Señora, mit der er nicht verheiratet gewesen sei, aus dem Urwald kommend, den Lagerplatz betrat. Stimmt es so?«
»Genau.«
»Dann ergänzen Sie bitte, was noch fehlt.«
Ich tat es. Als ich damit fertig war, zog ich den sorgfältig eingepackten Browning hervor, befreite ihn von seiner Hülle und berichtete, wo er gelegen, wer ihn gefunden hatte und so weiter.
Sofort rief er: »Die Waffe muß unbedingt beschossen werden, Mr. Cotton! Aber wo?«
»Wenn Sie so freundlich wären, mir die beiden im Tatzimmer des Bungalows in der Santa-Maria-Avenida gefundenen Projektile zu überlassen, geht die Waffe nebst den beiden Kugeln mit der nächsten fahrplanmäßigen Maschine von Melida aus nach Washington zur FBI-Zentrale, die sie unverzüglich der in Frage kommenden Abteilung übergibt zwecks Beschusses. Innerhalb weniger Tage haben wir telegrafisch Bescheid.«
»Eigentlich ist es meine Pflicht, den Instanzenweg einzuhalten, aber das wird Wodien dauern, bis wir von Mexiko- City Bescheid haben. Im Interesse der Sache — schließlich wurden ja drei Bürger der Vereinigten Staaten mit einem belgischen Browning erschossen — überlasse ich Ihnen das Weitere.«
Er öffnete einen Wandschrank und holte eine Streichholzschachtel mit den beiden Projektilen. »Jetzt setzen Sie sich dort- an die Maschine«, sagte er, »und tippen die passenden Worte dazu. Dann packen wir alles hier gleich ein, und Sie bringen das Päckchen auf die Post. Einverstanden?«
»Einverstanden.«
Mit allem fertig, rückte ich mit dem mir verdächtigen Alibi von Juan Rivas heraus. Aber ich mußte hören, was ich kaum erwartet hatte. Auch dem Comissario war es verdächtig vorgekommen, da es jedoch formal nicht umzuwerfen sei, müßten wir es vorläufig als richtig annehmen. Wäre es tatsächlich falsch, würde es sich schon mit dem Fortschreiten der Aufklärungsergebnisse herausstellen.
Über diese Enttäuschung ein wenig erbost, feuerte ich meine letzte Kugel ab:
»Wenn — woran ich nicht zweifele — die Antwort von Washington lautet, daß die beiden Projektile tatsächlich aus dem Browning abgefeuert wurden, gibt es nur eine Folgerung…«
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Mr. Cotton. Der Mörder von Campeche muß sich nach der Tat in Chichen Itza aufgehalten haben.«
»Nein, er muß sich auch jetzt noch dort aufhalten!«
»Nicht so hastig mit jungen Pferden«, lächelte Cesare Labastida hinter seinem Bretterschreibtisch. »Es sei denn, Sie hätten für Ihre Annahme Beweise. Und ich glaube, die fehlen noch fürs erste. Um sicher zu gehen, ob der Browning mit der Nummer C-F 2373—3965 auch nicht im Distrikt Campeche — dazu gehört auch Chichen Itza — registriert wurde, werde ich einen meiner Beamten beauftragen, die Listen daraufhin durchzusehen. Wie lange gedenken Sie hier zu bleiben?«
»Ich möchte möglichst bald wieder zurückfahren.«
»Morgen mittag werden Sie wissen, ob die Waffe lizenziei’t ist.«
Er telefonierte nach Kaffee mit zwei Tassen, steckte eine Zigarre an und fragte, sich zurücklehnend:
»Nun, Mr. Cotton, wie gefällt Ihnen die schöne Sol Fox?«
»Meinen Sie äußerlich?«
»Charakterlich.«
»Wenn ich ganz offen sein soll«, erwiderte ich, »kann ich mir mit dem besten Willen noch kein Urteil über die charakterlichen Eigenschaften dieser Frau bilden. Es ist sehr schwer. Zuerst war ich geneigt, sie für das zu halten, was man einen Vamp nennt. Nicht zuletzt vorbelastet durch Ihre Warnung.«
»Nun, und weiter?«
»Um einen Menschen wie Sol Fox zu analysieren, ist es notwendig, seine Geschichte zu kennen. Sie wird durch materielle und soziologische Umstände, in die er hineingeboren und verkettet wurde, sowie durch seine gesamten geistigen, seelischen und körperlichen Anlagen und den Charakter bestimmt.«
»Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie mir klipp und klar als nüchterner Polizeimann die Frage beantworteten: Halten Sie Mrs. Fox für das Motiv oder nicht?«
»Bis jetzt liegen keine Beweise vor, daß sie das Motiv der beiden Mordtaten in Campeche und in Chichen Itza ist. Obwohl ich zugebe, daß es Augenblicke gab und noch gibt, in denen ich es annahm, beziehungsweise annehme. Es ist Mode geworden, jemanden auch außerhalb des allgemein und überall gültigen Strafgesetzes schuldig zu sprechen. Aber es gibt keine andere Schuld als die vom Gesetz bestimmte. Alles andere beruht auf Schicksal und Zufall, sonst wäre ja der Mensch schon allein durch seine bloße Existenz
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