0049 - Ich und der Teufel MAM
und hören die Radioberichte — sie lauschen auf das, was ihnen der Bambusflöten-Telegraf erzählt. Ich bin überzeugt, als Sie in Campeche ankamen, wußten die Icaiches in und um Chichen Itza schon bald, wohin Sie sich begeben und wer Sie sind. In jedem Haus gibt es neugierige Indiodiener und -dienerinnen, die nichts Eiligeres zu tün haben, als ihren Angehörigen und Stammesbrüdern Neuigkeiten übermitteln zu lassen. — So, nun will ich Sie mit Senor Calleja bekannt machen.«
Ein noch junger Mexikaner trat ein. Er machte einen intelligenten Eindruck, und wir verabredeten die gemeinsame Abfahrt um 3 Uhr.
Der Comissario versprach mir, die Antwort aus Washington sofort durch zwei zuverlässige Polizisten per Motorrad mit Beiwagen nach Chichen Itza bringen zu lassen. Als wir uns die Hand reichten, sagte er: »Meine Warnung hat immer noch Gültigkeit, was Mrs. Fox angeht. Es ist außerdem angebracht, sich mit dem Kaziken Pichale näher zu befassen. Auch mit seinem Sohn Inucho, einem intelligenten Burschen. Und dann rate ich Ihnen, nie ohne Pistole umherzulaufen. Eine zusätzliche Büchse kann auch nicht schaden.«
Ich mußte lachen.
»Vielleicht auch noch Bowiemesser, Säbel, Totschläger und Maschinengewehr?«
»Nehmen Sie meinen Rat nicht auf die leichte Schulter, Mr. Cotton. In Chichen Itza braut sich etwas zusammen… was, kann ich Ihnen leider nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Nur so viel weiß ich, daß viele hier beschäftigte Icaiches entweder Urlaub genommen haben oder einfach davongelaufen sind. Es wircf geflüstert, die Icaiches hätten bald ihren höchsten Festtag oder etwas Ähnliches. Darüber werden Ihnen die noch übriggebliebenen Mayaforscher Auskunft geben können.«
Mir fiel nach diesen Worten ein, daß ich im Bungalow nur die alte Filipa angetroffen hatte. Die pockennarbige Modeste war nicht zu erblicken gewesen.
Als ich zurückkam, fragte ich die Alte: »Wo steckt eigentlich Modeste?«
»Krank, Senor.«
»Ach so«, sagte ich und vergaß die häßliche India wieder.
Olas Almonte, der während seines Aufenthaltes in Campeche nicht im Expeditions-Bungalow wohnte, sondern bei Verwandten, mußte erst durch einen in der Küche herumlungernden Indio, der, wie Filipa mir erklärte, ihr Sohn war, geholt werden. Yukatan stolzierte im Schmuck seiner neuen Sachen auf der Straße umher und ließ sich von den zerlumpten Indiobengels bestaunen.
Um 3 Uhr erschien der stellvertretende Comissario Adolfo Calleja mit einem Fahrer im Jeep. Wenig später fuhren wir los in Richtung Chichen Itza.
Wir bildeten in unserem Pegaso die Spitze. Mexikaner sind sehr höfliche Leute und lassen einem Gringo stets den Vortritt. So auch in diesem Fall.
Es herrschte eine unangenehme dumpfe Schwüle, die sich besonders im Urwald bemerkbar machte. Die sonst so geschwätzigen Papageien schwiegen, die Affen hockten zusammen und rührten sich kaum.
Mir drang der Schweiß aus allen Poren, auch das Hemd des an Hitze gewohnten Almonte zeigte nasse Flecke.
»Hoffentlich sind wir am Ziel, bevor der Regen einsetzt«, meinte er. »So ein Tropenregen ist keine Kleinigkeit. Im Nu verwandelt sich der Weg in Morast, dann steht die Chance, nicht steckenzubleiben, eins zu neunundneunzig.«
Wir legten nur kurze Ruhepausen ein, vertraten uns die Füße und holperten wieder weiter. Mir fielen Trupps von mit Bündeln und Decken bepackten Indios auf, die wir überholten.
Ich dachte sofort an die Worte des Camissarios von dem bevorstehenden Fest im Urwald von Chichen Itza und fragte Olas Almonte, ob das alles Icaiches wären.
Er sagte, das kann man mit dem besten Willen nicht feststellen. Äußere Merkmale zwischen den einzelnen Stämmen gebe es nicht. Möglich wäre es immerhin, denn in einigen Tagen — besser gesagt Nächten — feierten die Icaiches wieder einmal eines ihrer Saufgelage. Dann wäre an eine geregelte Arbeit nicht zu denken. Professor Greet habe in den ersten Monaten versucht, durch Prämien die Roten zur Arbeit zu bewegen, . es sei zwecklos gewesen. Schließlich habe er resigniert.
»Um was für ein Fest handelt es sich wohl? Nur um Schnaps zu trinken, brauchen die Icaiches doch nicht so lange Fußmärsche zu unternehmen.«
»Ich glaube, sie huldigen dem alten Mayagott Kukulcan irgendwo im Urwald, an einer nur ihnen bekannten Stelle, die noch keines Weißen Fuß betreten hat. Zum Leidwesen unseres Patres tragen viele Rote auf zwei Schultern. Sie lassen sich brav taufen, falls sie als Säuglinge noch nicht getauft
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