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005 - Festung des Blutes

005 - Festung des Blutes

Titel: 005 - Festung des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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schlug der Länge nach hin und rutschte über den Boden. Ihr Kopf prallte gegen eine Wand, und fast wünschte sie sich, die Besinnung zu verlieren. Doch ihr Wunsch erfüllte sich nicht. Sekundenlang stach ein entsetzlicher Schmerz durch ihren Kopf.
    Der Ledermann baute sich breitbeinig vor ihr auf, fletschte die Zähne und stieß ein Fauchen aus.
    Ehe Aruula einen klaren Gedanken fassen konnte, waren seine Spießgesellen zur Stelle. Harte Hände packten sie und rissen sie brutal hoch. Modergeruch drang von allen Seiten auf sie ein. Neuer Ekel übermannte sie. Ihre Beine gaben nach.
    Ein Schrei drang an ihre Ohren. Die Meute teilte sich, als eine kleinere Gestalt auftauchte. Auch sie war in Leder gekleidet, doch auf dem Kopf trug sie eine schwarze Kapuze, die ihr Gesicht im Dunkeln ließ. Die Gestalt hielt eine kurze Peitsche in der Rechten. Damit drosch sie auf Aruulas Peiniger ein und stieß eine Flut von Worten hervor, die die Barbarin nicht verstand.
    Die Ledermänner schützten sich vor den Peitschenhieben, indem sie die Arme vors Gesicht hoben, aber es half ihnen wenig. Sie bekamen ihre Strafe und eilten wimmernd davon.
    Nur zwei Männer blieben zurück der Unheimliche mit der Kapuze und eine untersetzte Gestalt mit schwarzen Augen, in denen Aruula zu ihrem Erstaunen Furcht gewahrte. Auf der Stirn seiner Kopfmaske war ein kreisförmiges Symbol zu sehen. Der Peitschenmann verbeugte sich vor Aruula, und als ihr Blick auf seine Finger fiel, erkannte sie, dass er in dieser Gegend fremd sein musste. Seine Haut war hell, und seine Hände sahen nicht so aus, als hätten sie jemals im Leben harte Arbeit verrichtet. Aruula war überzeugt, dass sie es mit dem Häuptling der Maskierten zu tun hatte. Doch wer war der andere, der mit dem Kreis auf der Stirn? Der Schamane der Horde?
    »Verzeih die perverse Gier meiner Untertanen«, sagte der Häuptling zwar in der Sprache der Millani, welche der der Wandernden Völker sehr ähnlich war, doch mit einer Stimme, die trotzdem irgendwie fremd und so ölig und glatt war, dass in Aruulas Kopf eine lautlose Stimme Gefahr! brüllte. »Haben sie dir etwas angetan?«
    Aruula schüttelte stumm den Kopf.
    »Ich bin Jacobo«, fuhr der Häuptling fort. Er deutete auf seinen Begleiter. »Und das ist Daman, mein Lakai.« Er lachte schmutzig, und Daman zuckte zusammen.
    »Wer seid ihr?«, fragte Aruula, darum bemüht, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. »Weshalb verbergt ihr eure Gesichter?«
    »Ich bin der Herr der Festung und der Stadt«, sagte Jacobo. »Daman ist ein Niemand.« Er wickelte die Peitsche um seine rechte Hand. »Bald werde ich der Herr dieses Landes sein und später dieser ganzen Welt!« Aruula kam zwar aus einfachen Verhältnissen, und ihr Geist war durch keinerlei Bildung verdorben, aber Kranke erkannte sie auf den ersten Blick.
    Auch in ihrer Horde hatte es einen Kranken gegeben: Muulda. Er hatte an nebligen Tagen fortwährend fliegende Suppenschüsseln am Himmel gesehen und zu ihrem Ruhme göttliche Gesänge angestimmt. Baloor hatte ihr und den anderen geraten, Muulda nicht zu verlachen, sondern ihm tunlichst in allen Dingen Recht zu geben, damit er nicht ausfallend wurde.
    Und so nickte sie auch diesmal und sagte:
    »Ich danke dir für deine Hilfe, Herr der Welt.«
    Dann fügte sie hinzu: »Wirst du mich zu meinem Gefährten zurückkehren lassen?«
    Jacobo kicherte unter seiner Kapuze.
    »Dies«, erwiderte er, »ist leider unmöglich.« Obwohl sie es nicht sehen konnte, wusste Aruula, dass er sie aus stechenden Augen musterte. Dazu brauchte sie nicht einmal ihre telepathischen Fähigkeiten zu bemühen.
    »Mein genialer Geist«, fuhr der Wahnsinnige fort »hat einen Plan erdacht, in dem du eine tragende Rolle spielen wirst.«
    Er holte tief Luft.
    »Denn es ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich meine Herrschaft ausdehne!«, erklärte er im Brustton der Überzeugung.
    Aruula verstand zwar nicht aber die Aussicht, weiterhin in der Gewalt des Irren zu bleiben, jagte ihr Schrecken ein.
    »Und welche Rolle wird das sein?« Sie presste sich noch fester an die Wand. Das Gestein in ihrem Rücken war eiskalt.
    »Ich brauche dich für einen Versuch, mein hübsches Kind«, erwiderte Jacobo. »Ein Experiment, das meine treuen Nosfera befähigen wird…« Seine weiteren Worte gingen in einem undeutlichen Genuschel unter. Er blickte zur Decke, zuckte zusammen, heulte auf, als hätte ihn jemand getreten, und schlug mit beiden Händen auf einen unsichtbaren Gegner ein. Dann

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