005 - Festung des Blutes
beruhigte er sich schlagartig wieder und stieß einen heiseren Befehl aus.
Zwei Vermummte erschienen, packten Aruula rechts und links und schleiften sie mit sich.
Es roch nach Fäulnis und Verfall. Aufgewirbelter Staub legte sich auf Mund und Nase der Barbarin und verursachte einen Hustenanfall.
Aruula wurde viele abgetretene Stufen hinauf gezerrt. Man führte sie durch einen weiteren Gang und stieß sie in einen Raum, der bis auf ein muffiges Strohlager leer war. Hier gab es zwar ein Fenster, aber es lag so hoch, dass jeder Fluchtversuch aussichtslos war. Aruula sah mehrere Türen, die in Nebenräume führten. In einem Kamin brannte ein kleines Feuer.
»Du bist nicht allein hier«, sagte Jacobo. Er deutete auf die Türen, dann scheuchte er Daman und seine Helfer mit einer herrischen Handbewegung auf den Gang hinaus. »Hier sind viele Weiber, aber sie sind schlechtes Zuchtmaterial.«
Er lachte, und Aruula fragte sich, was er mit Zuchtmaterial meinte.
»Eine hat den Verstand verloren, als sie von meinem Plan erfuhr. Eine andere hat sich in den Hof gestürzt.« Jacobo schnaubte höhnisch. »Bauerntrampel allesamt.« Sein Blick richtete sich auf Aruula. »Bei dir sieht man gleich, dass du Klasse hast. Du wirst eine prächtige Zuchtmutter für meine Nosfera abgeben.«
Du bist krank! schrie es in Aruula. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte sich trotz der Gefahr auf Jacobo gestürzt. Sie hatte nicht die Absicht, sich mitden schrecklichen Ledermännern zu paaren. Eher würde sie sterben.
Jacobo zuckte plötzlich wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Seine Hand krallte sich um den Griff der Peitsche.
»Schau sie dir an, diese scheußlichen Ungeheuer«, fauchte er und deutete auf die draußen wartenden Wachen. »Was sind sie? Menschen? Dämonen? Ausgeburten abgrundtiefer Perversion? Ein Fall für die Schulmedizin? Stammen sie geradewegs aus der Hölle? Oder sind sie das Produkt einer strahlungsbedingten Mutation?«
Aruula kannte keine Schulmedizin. Sie konnte auch mit dem Begriff
›strahlungsbedingte Mutation‹ nichts anfangen. Aber sie wusste, dass der Mann mit der Kapuze nicht bei Sinnen war. Sie erkannte es an seinem hysterischen Lachen.
Bevor sie eine Frage stellen konnte, kreischte Jacobo: »Aus der Hölle? Nein, nein! Du wirst die Wahrheit bald erfahren, Kleine! Aber dein Wissen wird dir nichts nutzen!« Und wieder schlug er unter brüllendem Gelächter auf einen imaginären Gegner ein, bis Daman den Raum betrat und ihn in seiner knarzenden Sprache etwas fragte.
»Ah, die Pest!«, schrie Jacobo. Er fuhr herum, und Aruula sah einen schwarzen Stab in seiner Rechten, der sie an Maddrax‘ merkwürdige Laterne erinnerte. Er richtete ihn auf Daman, der entsetzte Kehllaute ausstieß und schützend die Arme hochriss.
Mit einem lauten Knistern sprangen dünne weißlaue Blitze aus Jacobos Hand. Sie trafen Daman vordie Brust, und er flog, wie von einer Faust gestoßen, nach hinten und prallte mit dem Rücken gegen die Wand.
Jacobo wandte sich zu Aruula um, die schreckensbleich an den Rand des Strohlagers zurückgewichen war. »Sie sind nicht perfekt«, rasselte Jacobo, und weißer Schaum flockte von seinen Lippen. »Aber ich werde sie perfekt machen! Und du wirst ihre Mutter sein!«
***
Matt starrte angestrengt in das dicke Rohr hinein, das aus der rechten Seite des Kanalschachtes ragte. Ein merkwürdiges Schleifen hatte seine Neugier erregt. Zuerst bemerkte er nur einen Gestank, der so entsetzlich war, dass es ihm beinahe den Magen umdrehte. Dann hörte er ein Schmatzen, als arbeite sich eine schwerfällige plumpe Masse über glatten Untergrund auf ihn zu.
Als er das Feuerzeug anknipste und in das Rohr hinein leuchtete, sträubten sich ihm die Nacken haare. Er hatte sich nicht getäuscht.
Auch Gholans Augen weiteten sich in Entsetzen. Vor ihnen tauchte im Lichtstrahl etwas auf. Matt warf nur einen kurzen Blick auf das Ungeheuer, dann packte er Gholan am Kragen und rannte wie von Furien gehetzt weiter den Schacht entlang.
»Grauenhaft!«, stöhnte Gholan, als sie hundert Meter weiter schnaufend eine Pause einlegten. »Was ist das für ein Ungeheuer, Maddrax?«
Matt konnte darauf nichts antworten. Die Kreatur hatte wie eine bizarre Mischung aus einer Schnecke und einem Hai ausgesehen. Der Teufel mochte wissen, welche Mutationen noch hier unten hausten.
»Ich nicht weiß, was es ist, Gholan«, sagte er schließlich. »Aber es wird uns nicht erwischen, weil es langsam.« Er schaute sich um. »Ich
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