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005 - Festung des Blutes

005 - Festung des Blutes

Titel: 005 - Festung des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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die aus seiner Hand kamen, und ihnen furchtbare Schmerzen zugefügt. Sie hatten sich ihm unterwerfen müssen und ihn in die Festung geführt. Seither war er der starke Mann und versprach allen das ewige Leben. Einzelne Widerstände hatte er mit der Gewalt seiner göttlichen Blitze niedergeschlagen. Nun wagte niemand mehr, ihm zu widersprechen.
    Auch Daman nicht, der sich nach der letzten Bestrafung glücklich schätzen durfte, überhaupt noch am Leben zu sein. Aber wie lange noch im Gegensatz zu der Flegge, die ihre Dummheit gerade mit dem Leben bezahlte. Daman schaute fröstelnd zu, als sie, halb im Maul der Androne steckend, ihren trächtigen Leib auf dem Taratzenkadaver entleerte. Ihre klebrigen Eier waren nicht nur für das Chitinungeheuer eine Delikatesse.
    Daman wandte den Blick von dem toten Insekt ab und ließ ihn über die Türme der alten Stadt schweifen. Er wusste aufgrund der Überlieferungen, dass sie vor der Katastrophe Milyano geheißen hatte. Sie lag in einer Nordprovinz des untergegangenen Reiches Ittalya.
    Vom Glanz der Metropole war außer dem marmornen Domo, den Götzenhäusern und dem Teatro, in dem die Herrscher früher schrillen Gesängen gelauscht hatten, nichts übrig. Da und dort ragten hohle Türme mit leeren Fensterhöhlen auf.
    So hohl wie die Türme fühlte sich auch Daman, der längst keine Macht mehr hatte.
    Er musste etwas unternehmen. Er musste Jacobo stürzen. Er musste ihn töten. In einem Moment, da er unachtsam war. In letzter Zeit war er immer öfter unachtsam. Zum Beispiel, wenn er gegen unsichtbare Dämonen kämpfte. Wenn er die Augen verdrehte und mit der wirren Zunge sprach, die den Sendboten der finsteren Götter zueigen war.
    Doch er musste ihn allein stellen. Er konnte seinen Untertanen nicht mehr trauen. Jacobos Versprechen, ihnen das ewige Leben zu schenken, hatte sie wankelmütig gemacht. Sie beachteten argwöhnisch jeden Schritt, den Daman machte. Jacobo war ihr Erlöser. Daman fuhr herum. Sein Blick wanderte durch seine karge Behausung und blieb an den vielen Messern hängen, die in ledernen Scheiden an der Wand hingen. Auch sie waren ein Erbteil seines Vaters.
    Er vergaß die tote Flegge und die gefräßige Androne und schlich lautlos wie eine Taratze an die Waffen heran. Der blinkende Stahl war uralt. Die Klingen waren schartig, aber sie lagen gut in der Hand. Er nahm eine mittelgroße an sich und prüfte ihre Schärfe.
    Ja, gut. Er malte sich aus, wie sie sich in Jacobos Hals bohrte, hörte schon das Knirschen, das erklingen würde, wenn er sie in seinem Fleisch herumdrehte.
    Sein Geist war voller Hass. Er war fest entschlossen, um sein Erbe zu kämpfen.
    ***
    He‘s a real nowhere man, sitting in his nowhere land, making all his nowhere plansfor nobody…
    Commander Matthew Drax hatte die Stimme John Lennons seit Monaten nicht mehr gehört, deshalb überraschte es ihn, dass sie ihn an diesem Morgen weckte. Er öffnete ein Auge, um den Wecker mit Blicken zu erdolchen. Aber da war kein Wecker. Er lag auch nicht im Fliegerhorst Köpenick in seinem Bett, sondern in einem übel riechenden, schmutzstarrenden und eiskalten Raum auf dem Boden.
    Über ihn beugte sich eine haarige Gestalt, die einwandfrei nicht John Lennon war. Falls sie überhaupt je Musik gemacht hatte, dann wahrscheinlich bei den Pretty Things. Der Typ sah aus wie Viv Prince. Neben ihm kniete Riva, Toonos Tochter. Beide wirkten blass und ängstlich.
    »Maddrax?«, hauchte Gholan.
    Schlagartig fiel ihm alles wieder ein. Er betastete seinen pulsierenden Schädel. Durch ein Fenster fiel graues Licht. Es schien bereits zu tagen.
    »Wie lange war ich weg?«, fragte er auf Englisch, und als Gholan verständnislos dreinschaute, wiederholte er die Frage so gut es ging in der Sprache der Wandernden Völker.
    Gholans Miene erhellte sich nicht wesentlich. »Weg?«, echote er.
    »Ohne Besinnung.«
    Aber natürlich kannte der brave Junge vom Land keine Uhrzeiten. Matt gab es auf. Er schätzte, dass er um die vier Stunden flachgelegen hatte, wenn nicht länger.
    Im Dach war ein Loch. Zum Glück befand es sich dicht am Rand der mit zahlreichen Latten benagelten Wand, sodass Gholan und Riva an ihnen hatten heruntersteigen können. Es war eine Art Wohnraum.
    Na ja, nicht gerade das Waldorf-Astoria, aber immerhin.
    Der Bewohner schien glücklicherweise gerade Wache zu schieben. Vielleicht nahm er auch an einer Blutsauger-Expedition teil. Jedenfalls konnten sie hier nicht bleiben.
    »Ich habe die Gegend erkundet«, sagte

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