005 - Festung des Blutes
Blick zu und deutete zur Tür. Sie verstand. Gholan ging am Rand des Wandteppichs in Position und schob ihn sacht beiseite. Matt war mit einem Satz an der Pforte, öffnete sie lautlos und schlüpfte zusammen mit Riva hinaus. Gholan folgte eine Sekunde später. Sie zogen die Tür hinter sich zu und gaben Fersengeld.
Gänge. Gänge. Gänge. Sie hielten kein einziges Mal an, bis sie einen Ausgang in den Hof erreichten. Und wieder hatten sie Glück: Die eben noch hier versammelten Nosfera schienen sich alle in der Halle eingefunden zu haben. Lediglich die Wachen waren noch am Tor.
Doch sie rechneten nicht mit einem Angriff von dieser Seite ihrer Festung. Matt und Gholan schlichen sich von hinten an sie heran, verständigten sich mit einem letzten Blick und zogen den Nosfera dann gleichzeitig zwei Steine über die kapuzenbedeckten Schädel. Ohne einen Laut von sich zu geben sackten die Blutsauger zusammen. Sie luden sich die ungewöhnlich leichten Körper auf die Rücken und schleppten sie bis zur nächsten Ruine, wo sie sie zwischen Schutt verbargen.
Der Weg zum Wald war noch weit. Die Drei huschten durch verlassene Straßen, immer bemüht, sich in den dunkelsten Schatten der Ruinen zu halten und niemanden auf sich aufmerksam zu machen.
Dann lag endlich freies Land von ihnen.
Die Nacht war kühl und klar. Die Sterne, groß und flimmernd, schienen so nahe, dass Matt glaubte, er könne sie mit den Händen greifen. Der Mond hing tief am Himmel wie eine dünne, auf dem Rücken liegende Sichel. In lang auseinander gezogenen Formationen zogen aus dem Süden kommende Vogelschwärme vorbei.
Unter einer vom Sturm zerzausten Krüppeltanne machte Matthew Halt und ergriff den Arm Rivas, die neben ihm ging.
»Ich muss zurück«, sagte er. »Von hier nicht weit bis zum Dorf. Geh allein. Ich muss befreien meine Gefährtin.«
Riva wehrte sich zunächst dagegen, ihn ziehen zu lassen, doch schließlich sah sie ein, dass Maddrax nicht anders handeln konnte. Sie ließ sich aber nicht davon abbringen, ihm Hilfe schicken zu wollen. Also erklärte Matt ihr den Weg durch die Kanalisation nicht ohne ihr von der Gefahr durch das Schneckenmonster zu berichten. »Wenn dein Vater und Gosseyn mir kommen wollen zu Hilfe, sie müssen gut bewaffnet sein«, schärfte er ihr ein.
Gholan legte eine Hand auf seine Schulter.
»Ich gehe mit dir«, verkündete er und fügte erst nach einer Pause hinzu: »Auch meine Gefährtin ist dort irgendwo in der Festung und wartet auf Hilfe. Beeilen wir uns, bevor man die Wachen vermisst.«
Während Riva weiter in Richtung des Dorfes eilte, kehrten Matt und Gholan zum Häuserblock zurück. Seit ihrer Flucht war etwas über eine Stunde vergangen. Sie mussten damit rechnen, dass sich die Nosfera in Aufruhr befanden und überall nach den verschwundenen Wachen gesucht wurde.
Doch offenbar war ihr Fehlen noch niemandem aufgefallen. Unbemerkt schlüpften Matthew und sein Begleiter in den Innenhof.
Diesmal nahmen sie einen anderen Zugang ins Gebäude. Gholan entdeckte eine nach unten führende Treppe, die sie rasch hinab eilten. An ihrem Ende gelangten sie zu einer Tür, die im Gegensatz zu den meisten anderen einen gepflegten Eindruck machte. Matt entdeckte ein verblichenes StarkstromSymbol darauf.
Sie gelangten in einen etwa zwanzig Quadratmeter großen Raum, von dem eine weitere Tür abführte und an dessen Wänden die grauen Kunststoffgehäuse implodierter Monitore hingen. Die Überreste von Steuerungseinheiten, überdimensionalen Spulen, von Spannungskästen und Computern sagten Matt, dass sie sich in einem Generatorenraum befanden. Aber nicht alles hier war verrottet!
Erst glaubte Matt sich geirrt zu haben, als er Bewegung auf einigen der Anzeigen ausmachte. Aber es war eindeutig: Teile der Anlage waren in Betrieb! Jemand hatte aus dem ganzen TechnoSchrott zumindest einen funktionierenden Stromgenerator zusammen gebastelt! Was die elektrische Beleuchtung rund um den Häuserblock erklärte.
Aber wer zum Teufel konnte…
Matt kam nicht mehr dazu, den Gedanken zu Ende zu bringen.
Als Gholan die Tür ins Nebenzimmer öffnete, stand wie aus dem Boden gewachsen ein Nosfer vor ihm. Auf seiner Maske stand die Zahl 31. Gholan riss die Armbrust hoch, doch Nummer 31 war schneller: Er packte den rechten Arm des jungen Mannes und drehte ihn herum, bis Matt ein schreckliches Knacken vernahm.
Gholan schrie gepresst auf. Die Armbrust entfiel seinen Händen, er selbst sank auf die Knie. Der Blutsauger zerrte sein Schwert
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