Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

005 - Gekauftes Glück

Titel: 005 - Gekauftes Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
versagen sollte, zwang sie, Madames Blick zu erwidern und nach kurzem, schwerem Schlucken zu antworten:
    „Ja, so ist es."
    Der eindringliche Blick wurde von ihr abgewandt und auf Megan gerichtet. „Megan, ich bin sicher, mehr denn jede andere steckst du hinter dieser Sache. Deshalb stelle ich dir die folgende Frage: Hast du eine Ahnung, was den Frauen widerfahren ist, die ohne meine Einwilligung versucht haben, den Dienst bei mir aufzugeben?"
    Bis jetzt hatte Megan O'Brien während des Gespräches nur einen kühlen, wachsamen Ausdruck in den smaragdgrünen Augen gehabt, der beim Vorbringen der von ihr und Dorcas gestellten Bedingungen wenig erkennen ließ, doch nun entdeckte Madame einen Hauch von erhöhtem Interesse in dem unergründlich tiefen Blick.
    „Meine Liebe", fuhr sie fort, „du willst doch wohl nicht behaupten, du habest die Geschichte von Liza Fairchild vergessen, die mich verlassen hat, um die Mätresse des jungen Earls zu werden, und dann, Monate später, von Drake gefunden wurde, in der Gosse liegend, zerlumpt, sinnlos betrunken und hochschwanger?" Madame beugte sich vor. „Und wie war das mit der eigensinnigen Brünetten aus Dorset ... wie hieß sie doch gleich? ... ach ja, Marion. Was ist aus ihr und dem grandiosen Plan geworden, mit ihrem Seemannsfreund, der behauptete, er könne sie mit einer unerschöpflichen Menge frisch aus Häfen wie Shanghai und Hongkong angelieferter orientalischer Schönheiten versorgen, ihr eigenes Bordell zu gründen?"
    Ein Schaudern unterdrückend, stand Megan plötzlich auf. Sie hatte nicht die Absicht, sich anhören zu müssen, wie die törichte Marion gefunden worden war - auf brutalste Weise geschändet und mißbraucht, mit durchtrennter Kehle, in der Nähe eines Docks in Liverpool, nur einen Monat später, nachdem sie Madames Haus verlassen hatte. Gerüchten zufolge war sie nur eines von fast einem Dutzend Opfern des Teufels in Menschengestalt gewesen, der vorgab, ein Seemann zu sein und mit einer arglosen Hure ins Geschäft einsteigen zu wollen.
    „Ich will nicht so tun, als ob Dorcas und ich den Gedanken wundervoll fänden, Sie zu verlassen, Madame", sagte Megan und beobachtete sorgsam die Augen der älteren Frau. „Dorcas und ich sind hier gut behandelt worden, und wir betrachten Hampton House als unser Heim." Sie warf einen kurzen Blick zu Dorcas hinüber, die feierlich nickte. „Aber, wie Sie wissen, haben wir beide Ashleigh ins Herz geschlossen. Wir haben uns geschworen, nie zuzulassen, daß sie als Hure arbeitet. Das haben wir uns wirklich geschworen!" Da Megan aufgefallen war, daß ihre Stimme bei der letzten Äußerung viel nachdrücklicher geklungen hatte als beabsichtigt, faßte sie sich und sprach in gemäßigterem Ton weiter: „Daher, Madame, haben wir uns darauf eingestellt, uns nach Kräften zu bemühen, das arme Kind in Schutz zu nehmen."
    Als Megan diese letzten Worte sagte, entdeckte Madame etwas im Blick der Rothaarigen. Was immer es war (und sie war sich nicht sicher, doch der Instinkt riet ihr, es nicht zu ignorieren), sie entschied sich, auf dieses Anzeichen mit wachem Interesse einzugehen. „Eure Drohung, Hampton House zu verlassen und mich meiner ausgezeichneten Köchin und einer der besten Hetären zu berauben, die ich seit Jahren hatte, ist doch nicht der einzige Schlag, den ihr beide mir versetzen wollt, nicht wahr?" Voll lebhaften Interesses beobachtete Madame das Gesicht der hochgewachsenen Rothaarigen.
    Megan lächelte und bedachte sie mit einem Blick, aus dem ihr Respekt für die rasche Auffassungsgabe der Älteren sprach. Sie hatte Madames Scharfsinn stets bewundert. „Ja, das stimmt, Madame. Sehen Sie, Dorcas und ich haben es uns über die Jahre zur Aufgabe gemacht, mit einigen der ... sagen wir ... nicht so offenkundigen Vorgänge in Hampton House vertraut zu werden, Vorgängen, von denen Sie sich wünschen würden, daß wir keine Kenntnis davon hätten, wie zum Beispiel ..." Megan warf einen kurzen, abschätzenden Blick auf Madames ängstliche Miene und fuhr dann rasch fort: „Wie zum Beispiel das, was in bestimmten Nächten im Stall vorgeht, wenn es besonders dunkel ist, weil der Mond nicht scheint, oder Dingen, die einen gewissen Minister des Königs betreffen, der diese Örtlichkeit aus Gründen frequentiert, die nichts mit uns Hübschen zu tun haben, obwohl wir uns sehr wohl bewußt sind, daß Seine Lordschaft sich nicht zu schade ist, hin und wieder einer von uns unter den Rock zu greifen, während er auf das

Weitere Kostenlose Bücher