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005 - Gekauftes Glück

Titel: 005 - Gekauftes Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gedanken Ashleigh St. Clairs perfekt geschnittenes Gesicht vor Augen. Sie zupfte den Morgenmantel zurecht und fand es äußerst bedauerlich, daß die Kleine sie verlassen sollte. Ashleigh wäre eine sehr hübsche Hure gewesen.
    Ravensford Hall, Kent, am 27. Mai 1814
    Im Treibhaus seines Landsitzes saß John Westmont neben einem Eukalyptusbaum auf einer von der Sonne beschienenen Bank und bemühte sich vergebens, seine dürre Greisengestalt aufzuwärmen. Es war schon lange her, daß er sich innerlich wirklich warm gefühlt hatte. Er begriff, daß er sich nie mehr von innen her warm fühlen würde. Er würde bald sterben. Das wußte er jetzt schon einige Zeit, trotz der hohlen Trostworte seiner Ärzte.
    Das Geräusch der sich öffnenden Tür riß ihn aus den Gedanken. Er schaute auf und sah Lady Margaret sich ihm nähern. Angesichts ihrer hochgewachsenen mageren Gestalt bewunderte er unwillkürlich die Art, wie die Zwillingsschwester das Gewicht des Alters ertrug. Im letzten November waren sie achtundsiebzig Jahre alt geworden, doch im Gegensatz zu John, der mit der Zeit hutzelig und von Schmerzen geplagt worden war, hatten die Jahre bei seiner Schwester wenige Spuren hinterlassen. Sie kam zu ihm, so straff und hochaufgerichtet wie eh und je, und ihr fast faltenfreies Gesicht hätte das einer zwanzig Jahre jüngeren Frau sein können. Verärgert, weil diese Beobachtung ihm einen Stich der Eifersucht versetzt hatte, räusperte er sich angestrengt, als könne er auf diese Weise den Verstand klären, und schaute die Schwester an. „Welche Neuigkeiten gibt es?"
    „Brett ist da", antwortete Margaret. „Seine Kutsche ist soeben die Allee heraufgekommen. Ich habe James instruiert, ihn, sobald er sich umgezogen hat, sofort in die Bibliothek zu schicken, in etwa einer halben Stunde." Margaret wartete einen Moment und schaute den Bruder prüfend an. „So lauteten doch deine Instruktionen, nicht wahr?"
    „Ja, ja", antwortete er und machte eine ungeduldige Geste. „Hilf mir jetzt hoch und in die Bibliothek. Ich will hinter dem Schreibtisch sitzen, wenn mein Enkel kommt."
    Margaret tat, wie ihr geheißen, händigte dem Bruder den Gehstock aus und reichte ihm auch den Arm.
    John fragte sich, ob er dumm sei, seinen Gesundheitszustand vor Brett verheimlichen zu wollen. Es würde nicht lange dauern, bis der Junge die Wahrheit herausgefunden hatte.
    Langsam und gemessen führte Margaret den Bruder in die Bibliothek und hielt öfter an, damit er zu Atem kommen und seine Kräfte sammeln konnte. Dennoch traf er erschöpft und blasser als vorher hinter dem Schreibtisch ein. Sie hatte gerade noch Zeit, ihm eine Schoßdecke über die Beine zu breiten, als ein Klopfen an der Tür bereits die Ankunft des Enkels ankündigte.
    „Herein!" rief der Duke, bemüht, munterer zu klingen, als er sich seit Monaten gefühlt hatte.
    Die Tür schwang auf, und die hochgewachsene, beeindruckende Gestalt des Enkels erschien im Raum. Breitschultrig, mit lockigem kastanienbraunen Haar, das bis zum hohen Kragen des tadellos geschnittenen Reitjacketts reichte, strahlte Brett eine gesunde männliche Vitalität aus, die die zehn Monate alten Erinnerungen des Herzogs mehr als übertraf. John fand es fast ungehörig, daß ein Mann so gut aussah.
    Und dann diese Augen! Eben diese Augen leuchteten in ihren blaugrünen Tiefen auf, als sie in die des Großvaters sahen.
    „Es ist schön, dich wiederzusehen!" rief Brett aus. Sein Blick schweifte rasch über das alte, vertraute und geliebte Gesicht des Großvaters, und dann furchte er leicht die Stirn. „Ich hoffe, es ist dir gut ergangen?"
    „Gut genug für meine achtundsiebzig Jahre", log der Herzog. „Aber du, mein Junge, siehst wundervoll aus! Dir bekommt die Seefahrt, eh? Aber, aber, bei mir besteht keine Notwendigkeit zu Formalitäten, Brett." John wies auf einen in der Nähe stehenden Sessel. „Setz dich, setz dich!"
    „Ja, Großvater", erwiderte Brett. „Zuerst gestatte mir jedoch", fügte er hinzu und wandte sich zu der Großtante um, die schweigend neben dem Schreibtisch stand,
    „meine guten Manieren zu beweisen. Tante Margaret." Höflich verneigte er sich vor ihr. Sie waren sich nie im mindesten zugetan gewesen, und mit den Jahren hatte ihre Beziehung sich, soweit das noch möglich war, sogar noch mehr abgekühlt. „Ich hoffe, dir geht es gut?"
    „Ja, danke." Ihre Antwort hatte so kühl und distanziert wie stets geklungen. „John", sagte Margaret und wandte sich an den Zwillingsbruder, „soll

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