005 - Gekauftes Glück
tragen.
Doch der Haß, den du mich gelehrt hast, war falsch. So lange, wie ich ihn zu meiner Lebensregel gemacht hatte, habe ich gar nicht richtig gelebt. Doch nun bin ich mit ihm fertig. Nun sieh mich leben, Großvater. Sieh mich leben!"
Am nächsten Morgen fuhr die „Ashleigh Anne" neben die „Ravenscrest", und ein Beiboot wurde zu Wasser gelassen, das Patrick und Maria auf Bretts Schiff brachte.
Geordie Scott empfing sie an Deck.
„Was ist denn?" fragte Patrick. „Wir haben das Signal erhalten, an Bord zu kommen, und ..."
„Es ist nichts, was Sie beunruhigen müßte, Sir Patrick", sagte der erste Maat. „Doch was weitere Einzelheiten betrifft, so habe ich nur den Befehl, Sie nach unten zu bringen. Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Eure Ladyschaft, Sir?"
Patrick warf Bretts Mutter einen beunruhigten Blick zu und folgte dann mit ihr dem Maat unter Deck. Er ahnte, daß er Ashleighs wegen auf die „Ravenscrest" gerufen worden war, doch er wagte nicht, darüber nachzudenken, welche Entwicklung es gegeben hatte. Ashleigh hatte schon viel zu lange in den Wehen gelegen.
„So, da sind wir, Eure Ladyschaft, Sir." Scott klopfte an die Tür von Bretts Kajüte.
„Die Herrschaften sind an Bord und möchten Sie sehen, Euer Gnaden."
Die Tür wurde geöffnet, und dann stand Brett vor ihnen. Er lächelte, „Kommt herein!"
Als er in die Kajüte ging, sahen sie Ashleigh, gegen mehrere Kissen gelehnt, mitten im großen Bett des Kapitäns sitzen. Man hatte sie gekämmt und ihr das Haar gebürstet, bis es glänzte. Sie trug ein blaues Band in ihren Locken, das genau zum Ton ihres Nachthemdes paßte. Und an ihrer Brust lag der Säugling. Sie sah müde aus, aber auch strahlend ... und glücklich.
„Hallo, ihr beiden." Sie lächelte. „Kommt näher. Hier ist jemand, den Brett und ich euch vorstellen wollen."
„Ein schönes weibliches Wesen", fügte Brett hinzu und stellte sich seiner Frau zur Seite.
Maria sah ihn Ashleighs Haar erst ach so vorsichtig berühren und sie selbst dann herzlich anschauen. Sie hielt seinem Blick einen Moment lang stand, bis leichtes Erröten sie zwang, die Augen abzuwenden.
„Patrick, von nun an auch Onkel Patrick", sagte Brett grinsend, „Ashleigh und ich möchten, daß du Lady Marileigh Megan Westmont kennenlernst."
„Marileigh Megan?" fragte Patrick leise und schaute voller Staunen auf seine Nichte.
„Ja, wir haben sie nach den drei wichtigsten Frauen in ihrem Leben benannt", sagte Ashleigh und hob den gesättigten Säugling an ihre Schulter.
„Hier, laß mich", sagte Brett, nahm ihr sacht das Töchterchen ab und drehte sich dann zu seiner Mutter um. „Ja, nach den drei wichtigsten Frauen im Leben unserer Tochter ... und in meinem. Nach ihrer Mutter, nach ihrer Tante und zukünftigen Patentante, und ihrer Großmutter." Ernst schaute er Maria an. „Möchtest du deine Enkelin halten ... Mutter?"
Brennende Tränen füllten Maria die Augen, als sie begriff, was er soeben geäußert hatte. Doch rasch zwinkerte sie sie fort und streckte die Hände nach der Enkelin aus.
„Ja, ja, das möchte ich, mein ... Sohn."
26. KAPITEL
Die Reise nach England wurde ohne Hast und Eile zurückgelegt. Das Meer blieb ruhig; das Wetter war gut, und weder Brett noch Patrick verspürten den Wunsch, im Hinblick auf die kostbare Fracht, die sie auf den Schiffen hatten, auf größere Geschwindigkeit zu drängen.
Ashleigh verbrachte die meiste Zeit im Bett und erholte sich langsam, aber stetig von der Geburt ihrer Tochter. Maria und Brett waren ständig um sie besorgt, denn die Schwiegermutter hatte in Anbetracht von Patricks brummigen Bemerkungen, er vermisse neuerdings seine Frau, den Platz mit Megan getauscht. Und dann brachte Maria die Waisenkinder, eines nach dem anderen, in die Kajüte, damit sie der frischgebackenen Mutter einen Besuch abstatten und die sich prächtig entwickelnde Marileigh sehen konnten. Brett nächtigte weiterhin in einer Hängematte in Geordie Scotts Kammer, nahm jedoch alle Mahlzeiten mit Gattin und Tochter ein. Als er nach einigen Tagen merkte, daß Ashleigh nicht mehr damit zufrieden war, in der Kajüte zu bleiben, geleitete er sie an Deck.
Ihr fiel auf, daß er neuerdings häufiger lachte. Und Geduld schien seinem Wesen auch nicht mehr fremd zu sein. Er zeigte viel Geduld, lächelte oft und benahm sich äußerst zuvorkommend. Es war, als betrachte er die Welt mit neuen Augen, mit einer Zufriedenheit und Gelassenheit, sogar mit einem Hauch dessen, was die Franzosen
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