005 - Gekauftes Glück
und dann schrie sie auf.
„Oh, dieser Schmerz! Megan, dieser Schmerz! Ich ..." Plötzlich biß sie sich auf die Unterlippe, griff nach dem zusammengedrehten Laken, das über dem Bett an die beiden Pfosten gebunden war, und riß es, während eine neue Wehe sie quälte, mit den Händen zu sich herunter.
Brett sah, daß ihre Unterlippe blutete und ihr noch mehr Schweißtropfen auf die ohnehin schon schweißglänzende Stirn traten. Er griff nach einem Tuch, das in einer in der Nähe stehenden Wasserschale lag, wrang es aus und tupfte Ashleigh sacht die Stirn ab, während er aus dem Augenwinkel bemerkte, daß Megan zum Fußende des Bettes ging.
Ashleigh spürte, daß die Wehe nachließ, und schlug die Augen auf. „Megan, ich ... Brett? Bist du das?"
„Pst, Liebling", antwortete er. „Spar die Kraft! Megan und ich sind hier. Wir lassen nicht zu, daß dir irgend etwas passiert."
„Ashleigh", sagte Megan, beugte sich vor und schaute sie an. „Hör gut zu. Wir werden dir helfen."
„So müde ...", flüsterte Ashleigh. „So ... oh, Gott! Ich kann nicht ... ich ..."
„Ashleigh!" Brett nahm ihre Hände in seine. „Hier, halt dich an mir fest. Ich werde dir helfen, Liebste. Wir schaffen
das gemeinsam! So ist es recht! Drück fest zu! Drück meine Hände, und laß sie nicht los ... Ich halte deine ganz, ganz fest."
„Ich sehe das Köpfchen!" rief Megan. „Gott sei Dank! Ich sehe ..." Plötzlich drehte sie sich um und rannte zu einer in der Nähe stehenden Wasserschale, bei der auch Seife lag. Fieberhaft schrubbte sie sich die Hände und rief dabei dauernd über die Schulter Ashleigh, die Bretts Hände drückte und furchtbar keuchte, zu: „Gutes Mädchen! Atme weiter so, wie ich es dir gezeigt habe."
Minuten verstrichen, in denen Ashleigh abwechselnd preßte und keuchte, während Brett sie aufmunterte und versuchte, ihr etwas von seiner Kraft zu geben, und sie immer wieder anhielt, nicht aufzuhören, derweilen Megan zwischen Anrufungen halbvergessener gälischer Gottheiten ein Ave-Maria nach dem anderen murmelte und ihr Bestes tat, sich an alles zu erinnern, was sie früher, vor langer Zeit, gesehen hatte, als ihre Mutter Kind auf Kind in die Welt gesetzt hatte. Und dann, als Ashleigh die Fingernägel in Bretts Handflächen grub und schreiend ein letztes, quälendes Mal preßte, glitt ein nasses, dunkelbeflaumtes Köpfchen in Megans wartend ausgestreckte Hände, danach eine Schulter, dann ein kleiner, schlüpfriger und zuckender Körper, und dann war die Sache in Sekunden vorbei.
„Allen Heiligen sei Dank!" rief Megan aus. „Es ist ein hübsches winziges Mädchen.
Sie ist sehr klein, aber gesund! Hör mal, wie sie schreit!"
Ashleigh vernahm das Brüllen ihrer Tochter und gab ein Geräusch von sich, das halb wie ein Lachen, halb wie Schluchzen klang. Eine Tochter! Sie hatte eine Tochter geboren!
Vollkommen hingerissen, betrachtete Brett einen Moment das feuchtglänzende, zappelnde Wesen in Megans Händen. „Du hast deine kleine Tochter, Ashleigh", flüsterte er dann und zwinkerte mehrmals schnell, ehe er sich zu ihr neigte und sie auf die Stirn küßte.
Müde hob sie den Blick und schaute den Gatten an. „Du bist nicht böse, oder doch?
Ich meine, ein Mädchen ist ..."
Sacht legte Brett ihr den Zeigefinger auf die Lippen. „Böse? Ashleigh, mein Liebling, ich bin so stolz auf dich. Ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich auf dich bin. Ich danke dir für unsere Tochter, Liebste. Sie ist schön."
Prüfend schaute Ashleigh ihm einen Moment lang ins Gesicht, lächelte dann und senkte die Lider.
„Und ich danke dir, daß du meine Frau bist." Doch sie war bereits eingeschlafen. Ein Weilchen schaute er sie noch glücklich an, und plötzlich wußte er, warum er sie ...
und die Mutter ... liebte. Es waren nicht die Veränderungen, die mit den Frauen in seinem Leben vorgegangen waren, die es ihm ermöglichten, Liebe für sie zu empfinden, nein, es war die Veränderung, die er durchgemacht hatte. Er hatte diesen Unterschied zu früher zustande gebracht, indem er sich eingestanden hatte, wie blind er Ashleigh und Maria gegenüber gewesen war und daß er beide liebte.
Plötzlich schmunzelte er, und sein Lächeln schien tief aus seiner Seele zu kommen.
Und er wußte, daß eine große, schmerzliche Leere in seinem Leben gefüllt worden war und er nie wieder Leere empfinden würde. „Oh, Großvater!" murmelte er.
„Auch dich habe ich geliebt, und einen Teil von dir werde ich stets in mir
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