005 - Gekauftes Glück
nicht, ob du mir glauben darfst, nicht wahr?"
„Oh, Brett!" rief sie aus. „Ich weiß es wirklich nicht!" Ihr Blick wurde nachdenklich und etwas schmerzlich. „Diese Nächte in London, nachdem ... nachdem wir uns gestritten hatten ... Du bist ins Bett gekommen und hast nach ... nach einem Parfüm gerochen, das ich nicht benutze. Du ... kannst nicht vorgeben, daß du damals keine ... keine andere Frau hattest."
Brett seufzte und strich sich ungeduldig über das Haar. „Natürlich hast du recht.
Aber das war, als ich den Eindruck hatte, du seist anders. Das war, als ich durch die Tatsache, daß du mich verlassen hattest, zutiefst verletzt war. Doch das alles ist jetzt nicht mehr wichtig. Inzwischen ist alles ganz anders geworden."
Erregt ging Ashleigh im Salon des Hauses in der King Street auf dem wunderschönen französischen Teppich hin und her und wedelte ein Blatt Papier durch die Luft. „Ich kann es einfach nicht glauben!" rief sie aus, während sie Maria, die in der Nähe des Marmorkammes stand, einen wütenden Blick zuwarf. „Verhaftet! Wie kann man wagen, Brett und Patrick zu verhaften!"
„Ashleigh, meine Liebe, beruhige dich bitte!" erwiderte Maria.
„Wie kann ich ruhig sein, wenn mein Mann und mein Bruder unter dem Vorwurf der Spionage verhaftet worden sind?" Ashleigh wirbelte herum und nahm die rastlose Wanderung wieder auf.
„Nun, das steht nicht in dem Brief, den Brett dir geschrieben hat!" entgegnete Maria. „Du hast ihn doch gelesen. Es steht nur darin, ,unter dem Verdacht der Spionage', und das ist ein Unterschied."
„Ja, aber die Männer, die uns am Kai in Empfang nahmen, haben doch gesagt, Brett und Patrick würden nur vorübergehend zur Befragung mitgenommen! Jetzt hat es den Anschein, daß von ,mitnehmen' nicht mehr die Rede sein kann. Jetzt stehen die beiden unter Arrest!"
„Ich bin sicher, Liebling, das ist nur eine Formalität. Wirklich, welche Beweise hat man denn? Für was?"
„Man hat Bretts Schiff verdächtig nahe am Landeplatz des geflohenen französischen Feindes vorbeifahren gesehen, noch dazu in Begleitung eines amerikanischen Seglers, der fälschlicherweise eine britische Flagge gezeigt hat, und das alles, nachdem mein Mann einen Besuch in Italien gemacht hatte, einem Land, in dem es von Napoleons Sympathisanten nur so wimmelt. Oh, ist das alles schrecklich!"
„Ja." Maria seufzte. „Das ist es." Sie versuchte, sich ein Lächeln abzuringen. „Aber mir wäre es dennoch lieber, du würdest dich nicht so in Rage steigern. Versuche, meine Liebe, dir Bretts Einschätzung anzueignen, das alles sei nur ein Sturm im Wasserglas. Schließlich hat Brett Verbindungen zum Außenministerium und zur Admiralität, ganz zu schweigen von seiner Verbindung zum Prinzregenten. Warte es nur ab! Man wird diese lächerlichen, gegen Brett und Patrick erhobenen Vorwürfe in Null Komma nichts fallenlassen. Ehe wir uns versehen, stehen die beiden in der Tür und lachen mit uns über den ganzen Vorgang. Die letzten beiden Tage werden uns allen dann wie ein schlechter Scherz vorkommen."
Maria hatte sich jedoch in ihrer Einschätzung der Situation gründlich getäuscht. Eine Woche verging, ohne daß Brett und Patrick freigelassen worden wären. Grimmig entschloß sich Ashleigh, sich mit den Umständen abzufinden und auf das Ergebnis der Untersuchung zu warten. Sie hatte begriffen, daß Maria recht hatte. Es tat weder ihr noch ihrer Tochter gut, wenn sie untätig herumsaß und weinte. Daher beteiligte sie sich an Marias und Megans Bemühungen, in dem großen Haus in der King Street einen möglichst normalen Tagesablauf zu gewährleisten, und tat alles, um den Waisenkindern zuliebe nach außen hin ruhige Gelassenheit auszustrahlen.
Doch dann geschah etwas Seltsames. Nachdem bekannt geworden war, wer Maria - oder Mary, wie sie sich jetzt in England nannte - in Wirklichkeit war, erschien ein gleichbleibender Strom von ihr wohlgesinnten Leuten in Bretts Stadtresidenz. Es schienen alles Menschen zu sein, die sich an Mary Westmont noch aus der Zeit erinnerten, als sie angeblich Schimpf und Schande über ihre Familie gebracht hatte, sie in all den Jahren nicht vergessen hatten und so gern mochten, daß sie sie nun als Freundin betrachteten. Bald trafen Einladungen zum Tee, zu Dinnerparties und Bällen ein, sowohl für Mary als auch für Ashleigh, denn Mary hatte zu verstehen gegeben, daß sie keinen Umgang mit Leuten pflegen würde, die nicht auch die gegenwärtige Duchess of Ravensford
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