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005 - Gekauftes Glück

Titel: 005 - Gekauftes Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schmutzige, durch frische Laken ersetzte Bettwäsche einsammelte, und wandte rasch den Blick ab. Die Laken erinnerten sie zu schmerzlich an den Ausdruck fassungslosen Erstaunens im Gesicht der älteren Frau, den diese vor einer Weile, beim Neubeziehen des Bettes, in dem Moment zur Schau getragen hatte, als sie die Blutflecke, die stummen Zeugen des Verlustes von Ashleighs Jungfräulichkeit, bemerkte.
    Sie widerstand dem Drang, den Morgenrock zu öffnen und auf ihre Schenkel zu schauen, um nachzusehen, ob dort irgendwelche Anzeichen für das wunde Gefühl zu erkennen waren, das sie zwischen den Schenkeln spürte. Auch andere Stellen des Körpers taten ihr weh, doch es war nicht der physische Schmerz, der sie zu überwältigen drohte, sondern die Scham und der damit verbundene Zorn.
    Lord Westmont hatte die ganze Nacht bei ihr verbracht und sie - du lieber Himmel, diese Schande! - immer wieder aufs neue gezwungen, alle möglichen Arten von Intimitäten zu erdulden. Er hatte sie so oft besessen, daß sie nicht mehr wußte, wie oft es der Fall gewesen war. Er schien unersättlich zu sein. Mehrmals hatte er ihr gestattet, vor Erschöpfung in seinen verdammten Armen einzuschlafen, nur um sie dann kurze Zeit später zu wecken, weil er erneut seinen Willen bekommen wollte.
    Irgendwann hatte er ihr dann gegen Morgen gesagt, sie solle schlafen, und war dann ohne jedes weitere Wort gegangen. Sie hatte gewartet, bis sie so gut wie sicher sein konnte, daß er nicht zurückkehren würde, und sich dann eilends angezogen, um Ravensford Hall zu verlassen. Als sie jedoch, mit dem Koffer in der Hand, die Tür hatte aufmachen wollen, hatte sie feststellen müssen, daß sie eingeschlossen war.
    Den Rest des folgenden Tages hatte sie entweder geweint oder nach jemandem gerufen, der sie aus dem Zimmer lassen würde. Sie wußte nicht, ob man sie gehört hatte. Jedenfalls war niemand zu ihr gekommen. Irgendwann am späten Nachmittag war sie in der Nähe des Kamins in einem Sessel eingeschlafen. (Sie hatte beschlossen, nie wieder in die Nähe des Bettes zu gehen!) Schließlich war sie dann durch ein Geräusch geweckt worden. Die Tür wurde geöffnet, und Mrs. Busby und die junge Zofe waren erschienen, beide in fröhlicher, unternehmungslustiger Stimmung, und hatten so getan, als sei der unordentliche Anblick einer jungen Frau im Gästezimmer das alltäglichste von der Welt. Vielleicht war es das ja auch.
    Ashleigh hatte die Augen verengt und an ihren Peiniger gedacht. Ein Mann wie er hatte wahrscheinlich unzählige Frauen besessen, möglicherweise sogar in diesem Raum.
    Genau in dem Moment, da sie sich geschworen hatte, ihn für die ihr zugefügten Erniedrigungen büßen zu lassen, war die Tür geöffnet worden und das Ziel ihres Zornes eingetreten. Er sah aus, als habe er gebadet und sich umgezogen. Von Kopf bis Fuß war er tadellos gekleidet. Er trug einen dunkelblauen Abendfrack, eine weiße Weste und ein geschickt gebundenes Cachenez, dazu gutsitzende Kniehosen, weiße Strümpfe und schwarze Schnallenschuhe.
    Im Toilettenspiegel sah er, daß Miss St. Clair bei seinem Anblick errötete, eine Beobachtung, die ihn leise lachen ließ. Dann wandte er sich ab und schenkte der Haushälterin ein ungemein gewinnendes Lächeln. „Danke, Mrs. Busby. Ich weiß Ihre erfahrene Unterstützung zu schätzen. Doch ich denke, für den Augenblick war das alles."
    Mrs. Busbys freundliches Gesicht hatte sich bei diesem Lob erhellt. „Sehr wohl, Eure Lordschaft", zwitscherte sie. „Komm, Annie." Sie hatte die Zofe angesprochen, die damit beschäftigt war, das frisch gewaschene Haar der jungen Fremden ein letztes Mal zu bürsten. „Das Haar der Dame sieht wundervoll aus."
    Annie kicherte ob des Komplimentes und eilte Mrs. Busby nach. Dann schloß die Tür sich hinter den beiden, und Ashleigh war allein mit Seiner Lordschaft. Argwöhnisch beäugte sie die Tür und drehte sich dann zu dem Mann um, der sie gefangenhielt.
    „Warum werde ich hier festgehalten?" fragte sie ihn in scharfem Ton.
    Brett schlenderte zu ihr, bis er hinter dem Hocker beim Frisiertisch stand. Ohne sich den Anschein zu geben, daß er die Frage gehört hatte, befingerte er ein Weilchen den Kragen von Miss St. Clairs einfachem baumwollenen Morgenmantel. „Wo, in aller Welt, hast du ein solch unattraktives Kleidungsstück aufgetrieben?" Dann blickte er den abgeschabten, in der Nähe stehenden Koffer an. „In der Tat, alle deine Habseligkeiten sehen ärmlich aus. Wir werden sofort neue

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