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005 - Gekauftes Glück

Titel: 005 - Gekauftes Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einer Falte, und scharfes Reißen war zu hören.
    Entsetzt starrte Ashleigh an sich herunter und sah, daß die Vorderseite des hübschen gelben Kleides von der hochangesetzten Taille an zerrissen war und schlaff herunterhing. Sofort hob sie den Blick und richtete ihn auf Lady Elizabeths hohnlächelndes Gesicht. Der Ausdruck in den kalten silbergrauen Augen Ihrer Ladyschaft war reinster Haß.
    „Ah, wie schade!" sagte Lady Margaret. „Es war ein so hübsches Kleid. Vielleicht können Sie es sich von Ihrer ... äh ... Zofe reparieren lassen. Guten Tag, Miss St. Clair."
    Die Tränen brannten Ashleigh in den Augen, während sie in fassungslosem Entsetzen die beiden Frauen einen Moment lang anstarrte. Dann raffte sie aufschluchzend den zerrissenen Rock, wirbelte herum und floh aus dem Raum.
    Brett entspannte sich im Sattel und ließ dem Hengst freien Lauf auf dem Weg, der an der Westgrenze der ausgedehnten, zu Ravensford Hall gehörenden Ländereien um den See verlief. Das war zwar nicht der kürzeste Weg nach Ravensford Hall, aber am Nachmittag war die Sommerluft hier kühler, und der See bot einen hübschen, erfrischenden Anblick, besonders belebend für jemanden, der genug von der heißen, erdrückenden Luft in den Londoner Salons und der in den engen Straßen und schmalen Gassen herrschenden Schwüle hatte. Plötzlich vernahm Brett zu seiner Linken ein Schnauben. Es schien aus dem Wäldchen gekommen zu sein, das den Weg säumte. Brett wußte, daß dahinter eine Wiese lag, die seiner Sicht im Moment noch entzogen war. Neugierig lenkte er den Rappen auf die Bäume zu und begann, durch den Hain zu reiten.
    Sobald er die Wiese überblicken konnte, meinte er, den Augen nicht trauen zu können, und hielt den Hengst an. In der Mitte der Wiese befand sich ein als Hürde auf zwei behelfsmäßigen Holzböcken liegender Baumstamm, und Miss St. Clair trainierte Benshee an einer langen Laufleine. Das Ferkel wühlte in der Erde, während der irische Wolfshund schnuppernd durch das Gras tappte. Mehrfach hielt Miss St. Clair die Stute zum Sprung an, und Benshee nahm bereitwillig das Hindernis.
    Doch dann sauste Finn plötzlich auf Miss St. Clairs Pfiff hin bellend zu der Trainerin, und die Stute scheute und weigerte sich, den Baumstamm zu überspringen.
    „Das reicht, Finn", rief Ashleigh. „Zurück auf deinen Posten, Finn! Wir versuchen es noch einmal."
    Der große Hund lief ein Stück zu einer Gruppe sanft im Wind schwankender Margeriten und legte sich hin. Das Schwein hörte auf, den Boden zu beschnüffeln, und trottete zu Finn.
    „Also, Benshee", sagte Ashleigh. „Auf ein neues!" Sie ruckte kurz an der Longe und lief auf das Hindernis zu. Mit zurückgelegten Ohren rannte die Stute neben ihr her.
    Miss St. Clair hielt den Blick auf Benshee gerichtet und winkte in dem Moment dem Hund mit dem freien Arm, als die Stute zum Sprung ansetzte. Aufgeregt bellend sprang der Wolfshund auf und stürmte mit großen Sprüngen zu Miss St. Clair, gefolgt von dem quietschenden Ferkel. Im gleichen Moment brach die Stute nach links aus und verweigerte das Hindernis.
    Brett hörte Miss St. Clair aufstöhnen. Offenbar ärgerte es sie, daß Benshee sich so leicht ablenken ließ, wiewohl kaum anzunehmen war, daß die Stute in Zukunft je von etwas so Lärmendem und Beunruhigendem wie einem laut bellenden großen irischen Wolfshund und einem ihm folgenden quiekenden Schweinchen abgelenkt werden würde. Nachdenklich war Miss St. Clair stehengeblieben und hatte sich grübelnd die Schläfe gerieben. „Finn!" rief sie nach einem Weilchen. „Lady Dimples muß verschwinden! Sie quietscht so laut, daß sie Tote aufwecken könnte! Bring sie sofort her, und sorg dafür, daß sie bleibt, wo sie ist. Ich will, daß nur du mir hilfst!"
    Miss St. Clair winkte den Hund zu sich.
    Als habe er jedes Wort verstanden, trollte er sich zu ihr, Lady Dimples im Schlepptau, und hielt neben seiner Herrin an. Miss St. Clair tätschelte das Schweinchen und brachte es dazu, sich ins Gras zu legen. „Du bleibst schön hier, Lady Dimples!" befahl sie und bedeutete dem Hund dann mit einer Geste, auf den vorherigen Platz zurückzukehren. Sie führte die Stute zum Ausgangspunkt des Trainings zurück, nötigte sie zu neuem Anlauf und rannte neben ihr her. Im geeigneten Moment hob sie den Arm, offensichtlich das Zeichen für Finn.
    Der Hund sauste los, doch plötzlich rannte auch die schrill quiekende Sau zu ihr. Wie aufeinander eingespielte Jagdhunde hetzten Finn und Lady

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