005 - Gekauftes Glück
Dimples bellend und quietschend der vollkommen verstörten Stute nach, die mühelos das Hindernis in einer Höhe von mehreren Fuß übersprang.
Alles war in Sekunden geschehen. Sobald Miss St. Clair imstande gewesen war, Benshee auslaufen zu lassen und anzuhalten, gab sie einen Freudenschrei von sich, ließ sich in das Gras fallen und brach in Gelächter aus. Benshee beäugte sie; Finn flitzte zu ihr und leckte ihr das Gesicht, und Lady Dimples grunzte zufrieden an seiner Seite.
„Oh, Himmel!" rief Miss St. Clair laut aus. „Wer hätte das gedacht? Ein Schwein trainiert ein Pferd!" Und erneut brach sie in perlendes Gelächter aus.
Brett hatte ruhig im Sattel gesessen und das seltsame Grüppchen beobachtet.
Nichts war ihm entgangen, und er hatte sich ein breites Grinsen nicht versagen können, während er Miss St. Clairs Selbstgesprächen lauschte. Er nahm das bezaubernde Bild in sich auf, das sie ihm bot - die fröhlich blickenden blauen Augen, die vom Lachen geröteten Wangen, das zerzauste, ihr wild auf die Schultern fallende rabenschwarze Haar. Sie hatte sich in das duftende Gras zurückgelehnt und sichtlich große Freude an dem unerwarteten Erfolg beim Trainieren des Pferdes.
Unwillkürlich verglich er sie in Gedanken mit einer Waldnymphe.
Plötzlich bemerkte er, daß Finn den Kopf gehoben hatte und ihn schnüffelnd stillhielt, die Augen auf den Hain am Rande der Wiese gerichtet. Jäh sprang er auf und lief laut bellend auf Brett zu. Da er wußte, daß er entdeckt worden war, wartete er nicht, bis der Wolfshund ihn erreicht hatte, sondern lenkte den Hengst voran.
„Hallo, Finn!" sagte er.
Ashleigh hatte sich aufrecht hingesetzt, die weitgeöffneten Augen auf den Störenfried gerichtet. Da niemand in Ravensford Hall gewußt hatte, wann der Herr des Hauses zurückkehren würde, war es ein Schock für sie, ihn zu sehen. Er war wochenlang fort gewesen, und sie hatte sich an den üblichen Tagesablauf gewöhnt, ohne daß ihr der Herzog oft in den Sinn gekommen war. In der Tat, seit dem Tag seiner Abreise war sie damit beschäftigt gewesen, Lady Margaret und Lady Elizabeth Hastings aus dem Weg zu gehen. Da sie das vornehmlich durch Beschäftigungen wie das Pferdetraining erreicht hatte, war sie die meiste Zeit des Tages im Stall bei den Tieren gewesen und hatte den Stallburschen geholfen, hin und wieder auch Hettie Busby in der Küche. Hettie und der alte Henry, wie sie und Megan den Stallmeister inzwischen nannten, hatten sie und die Freundin mittlerweile ins Herz geschlossen, und aufgrund der Feindschaft, die ihnen von den vornehmen, im Haus lebenden Damen entgegenschlug, bestand ihr geringes gesellschaftliches Leben weitestgehend aus dem Zusammensein mit dem betagten Ehepaar und dessen Freunden.
Nun sah sie den Herzog auf dem rassigen Rappen sitzen, nur wenige Schritte entfernt, und wurde jäh von einer Fülle unangenehmer, verwirrender Gefühle überkommen. Das schlimmste war jedoch, daß er, wenn er so unvermutet auftauchte wie in diesem Moment, allein durch seine Gegenwart imstande war, ihr das Herz zum Zerspringen klopfen und die Hände feucht werden zu lassen. Sie fürchtete sich vor ihm; daran bestand kein Zweifel. Und außerdem war Megan nicht da, um ihr Mut zu machen. Es war eine Sache, dem Duke of Ravensford unter den wachsamen Blicken anderer Leute entgegenzutreten, doch eine ganz andere, ihm mitten auf einer Wiese zu begegnen, eine beträchtliche Strecke vom nächsten bewohnten Ort entfernt, wo man Hilferufe vielleicht gehört und befolgt hätte. Da sie um jeden Preis verbergen wollte, welche Wirkung seine Anwesenheit auf sie hatte, versuchte Ashleigh, seinen prüfend auf sie gerichteten Blick dadurch abzulenken, daß sie darauf einging, wie er Finn begrüßt hatte. „Finn ist ein irischer Wolfshund", bemerkte sie voller Stolz.
Er lachte. „Dann haben wir ja beide Freunde, die irischer Abstammung sind."
Ashleigh nickte. „Dann würde ich Ihren Freund eines Tages gern kennenlernen." Sie streckte die Hand aus und tätschelte den Hund, der an ihre Seite zurückgekehrt war.
Die Geste sollte beiläufig wirken, doch plötzlich wurde Ashleigh sich bewußt, daß sie eigentlich doch nicht ganz allein mit Seiner Gnaden war. Schließlich war Finn bei ihr und würde sie beschützen, sollte es notwendig werden. Sie fand die Erkenntnis ungemein tröstend und begann, sich zu entspannen.
„Vielleicht werden Sie meinen Freund kennenlernen", erwiderte Brett und saß ab.
„Möglicherweise sogar schon
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