005 - Gekauftes Glück
Elizabeth bereits von ihrer Anwesenheit informiert sei und den Wunsch ausgesprochen habe, sie kennenzulernen. Ein Lakai würde Ashleigh zum geeigneten Zeitpunkt holen kommen, und außerdem bäte Lady Margaret darum, sie nicht warten zu lassen.
Ashleigh wandte sich vom Fenster ab und seufzte. Aufgrund dessen, was sie soeben gesehen hatte, war sie zu der Erkenntnis gelangt, daß Lady Elizabeth Hastings jeden Zoll eine Dame war. Hochwüchsig und gertenschlank, trug sie ihre blasse Schönheit mit einer Selbstsicherheit zur Schau, die jedem, der sie sah, klarmachte, daß sie in ihren Kreisen bewundert und verwöhnt wurde. Sie hatte vor dem Haupteingang von Ravensford Hall gestanden, als besäße sie das Anwesen bereits. Die königliche Ausstrahlung ihrer Haltung, die aristokratische Art, wie sie den Kopf hoch trug, ihr graziöser Gang - all das bekundete eine Attitüde selbstverständlichen Bewußtseins der eigenen Bedeutsamkeit und des privilegierten Standes.
Wie konnte Ashleigh, eine Waise, die als Dienstmagd in einem Bordell gearbeitet hatte, mit der täglichen Anwesenheit eines solchen Wesens fertig werden? Oh, wäre doch Megan da! Aber aus irgendeinem Grund hatte Lady Margaret es so arrangiert, daß die Freundin nicht zugegen war. Sie hatte durch Mrs. Busby wissen lassen, Megan sollte Mr. Busby in den Stallungen treffen, zu dem Zweck, ihm dabei zu helfen, für sie und Ashleigh geeignete Pferde auszuwählen, die sie benutzen konnten, solange sie in Ravensford Hall weilten.
Ashleigh hatte der Nachricht keine besondere Bedeutung zugemessen, Megan jedoch der Anweisung etwas anderes entnommen, gelacht und gesagt: „Ah, das gerissene alte Weib will mich außer Sicht haben, wenn die umworbene Prinzessin zu Besuch kommt. Es wird schwierig genug sein, jemandem wie der blaublütigen Lady deine Anwesenheit zu erklären, aber wie will diese listige Alte deiner Meinung nach meine Gegenwart rechtfertigen? Ja, Ihre Hochwohlgeboren weiß, was ich bin, dessen kannst du sicher sein. Ich habe von den Bediensteten erfahren, daß sie am Tage unserer Ankunft einen Lakai nach Hampton House geschickt hat, der über mich und meine illustre Vergangenheit Fragen stellen sollte. Ich hätte viel darum gegeben, ihr Gesicht zu sehen, als sie die Antworten hörte."
Ein Klopfen unterbrach sie in den Gedanken, und sie brauchte nur eine Sekunde, um ein, wie sie hoffte, zuversichtlich wirkendes Lächeln aufzusetzen, ehe sie die Tür öffnete. „Ja?"
Ein Lakai, der ältere Sohn der Busbys, verbeugte sich. „Sie werden im Blauen Salon erwartet, Miss St. Clair", sagte er bedächtig.
„Danke, Jonathan", erwiderte sie und folgte ihm die Treppe hinunter. An der Tür zum Blauen Salon war Jonathan Busbys Auftrag beendet. Jameson, der streng aussehende Butler, öffnete sie und verkündete: „Miss St. Clair, Mylady." Dann zog er sich zurück und machte die Doppeltür hinter sich zu.
„Danke, daß Sie gekommen sind, Miss St. Clair", sagte Lady Margaret und blieb im Sessel sitzen. „Bitte, treten Sie näher."
Ashleigh ging auf die beiden Damen zu. An Lady Margarets rechter Seite saß, in einem Pendant zu ihrem Sessel, Lady Elizabeth Hastings. Zwar hatte Ashleigh die Verlobte des Duke of Ravensford aufgrund des kurzen Blickes aus dem Fenster bereits für schön gehalten, doch nun war sie schlechterdings überwältigt. Lady Elizabeth war ein Muster an weiblicher Perfektion. Ihr seidiges Haar war so hell, daß es fast silbrig wirkte, und entzückende Löckchen hingen ihr unter dem eisblauen Hut in die Stirn. Das Gesicht war ein perfektes Oval. Sie hatte einen porzellanglatten Teint und schmale, gebogene Brauen. Der auf Ashleigh gerichtete Blick der weitauseinanderliegenden silbergrauen Augen war kühl. Die kleine, leicht gebogene, schmalrückige Nase bildete einen perfekten Gegensatz zu dem vollen, geschwungenen Mund. Wie Lady Margaret, hielt Lady Elizabeth die hochgewachsene, gertenschlanke Gestalt königlich aufrecht und versagte es sich, mit dem Rücken die Lehne des Sessels zu berühren. Das weichfallende eisblaue Kleid umschmeichelte ihre schlanke Figur in fließenden Falten und war am rechteckigen, tiefen Dekollete sowie am Saum der Puffärmel mit Reihen zarter Spitze abgesetzt.
Schließlich, als definitive Unterstreichung ihres Reichtums und Standes, trug sie wertvollen Schmuck. Große, in Diamanten gefaßte Saphire funkelten an ihren Ohrläppchen, passend zu dem Saphirpendant, das sie an einer dünnen Silberkette um den Hals trug. Reichtum,
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