005 - Gekauftes Glück
bald. Er hat mir versprochen, mir in Kürze hierher zu folgen." Brett nahm die Zügel und hängte sie dem Hengst so über den Hals, daß sie auf dem Boden schleiften. Das war für den Rappen das Zeichen stehenzubleiben.
Dann legte Brett die wenigen Schritte zurück, die ihn noch von Miss St. Clair trennten, und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen.
Sie zögerte nur für den Bruchteil einer Sekunde, legte dann ihre kleine Hand in seine große und spürte seine Kraft, als er sie auf die Füße zog.
Seine blaugrünen Augen schauten sie an. „Wie geht es Ihnen, meine Kleine?" fragte er. „Ist seit meiner Abreise für Sie alles glattgegangen?"
Beim Sprechen hielt er Ashleigh bei der Hand fest, und sie spürte das Herz zum Zerspringen schlagen. „Ja, Euer Gnaden", murmelte sie leise.
„Es gab keine langweiligen Tage auf dem Land? Auch keine ärgerlichen Zusammenstöße mit meiner Tante Margaret?"
Bei der Erwähnung seiner Großtante verdunkelte sich ihr Blick. Rasch wandte Ashleigh ihn ab. Es war wohl nicht angebracht, sich bei ihrem Dienstherrn über seine engste Anverwandte zu beschweren. Vielleicht hielt er sie sonst für empfindlich und beschloß, sie zu entlassen. Sie schüttelte den Kopf.
Brett hatte den Ausdruck in ihren Augen gesehen, ehe sie sie abgewandt hatte.
Flüchtig überlegte er, ob er sie fragen solle, warum sie so betroffen gewesen sei, beschloß dann jedoch, das besser später zu tun, vielleicht nach einem Gespräch mit seiner Großtante, dem er entnommen hatte, von welcher Seite der Wind bei ihr wehte. Er ließ Miss St. Clairs
Hand los und wies auf Benshee. „Sie haben also mit meiner besten Neuerwerbung gearbeitet. Ich sollte den alten Henry dafür zur Rechenschaft ziehen. Ich hatte ihn angewiesen, ganz besonders auf Ihre Sicherheit zu achten, wenn er Ihnen ein Pferd überläßt."
Vor Besorgnis wurden Ashleighs Augen größer. „Oh, das hat er, Euer Gnaden! Ich darf nur einige Stunden am Tag mit Benshee verbringen, und es ist mir nicht gestattet, die Stute zu reiten. Ich reite auf Ninnidh aus. Oh, bitte, Euer Gnaden, verschonen Sie den alten Henry. Er hat nur ..."
Bretts Auflachen hatte Miss St. Clair unterbrochen. „Ninnidh! Mein Gott! Er ist zweiundzwanzig Jahre alt!" Brett lächelte und schaute in Miss St. Clairs besorgtes Gesicht. „Nein, meine Kleine, ich werde niemanden zur Rechenschaft ziehen."
„Oh", hauchte Ashleigh erleichtert. „Dem Himmel sei Dank, Euer Gnaden. Ich ..."
Er legte ihr die Hand unter das Kinn, hob leicht ihren Kopf an und zwang sie, ihn anzusehen. „Haben Sie vergessen, daß ich Brett heiße?"
Das Herzklopfen wurde so stark, daß sie befürchtete, der Herzog könne es hören.
„Ich ..." Ihre Lider flatterten, weil er sie so eindringlich anschaute. „Brett", sagte sie schließlich.
Er lächelte und ließ ihr Kinn los, strich ihr jedoch über das Grübchen. „Frauen benutzen alle möglichen Mittelchen, um ihre Schönheit zu unterstreichen. Ihre ist ein Gottesgeschenk", sagte er. „Sie haben es nicht nötig, sie durch irgend etwas zu betonen."
Ashleigh errötete und lächelte dann. Sie hatte gespürt, daß der Duke of Ravensford guter Laune war, die sich sehr von den Stimmungen unterschied, die sie bislang bei ihm erlebt hatte. Das gefiel ihr und machte sie neugierig. Welch komplizierter Mensch er war! Obgleich sie diese Erkenntnis zuvor einschüchternd gefunden hatte, war sie nun davon fasziniert und fühlte sich überhaupt nicht mehr ängstlich.
Hingerissen schaute sie ihn an. Das war ein ganz anderer Brett Westmont, der vor ihr stand. Zwar hatte er schon früher Bemerkungen über ihr Aussehen gemacht, doch im Moment schien die Antriebsfeder dafür eine andere zu sein. In seinen Worten hatte kein leidenschaftlicher oder lüsterner Unterton mitgeschwungen.
Brett bemerkte, daß Benshee nervös vor dem Hengst tänzelte, der noch immer gehorsam auf der Stelle stand, wo er zurückgelassen worden war, jedoch wiederholt den Kopf hochwarf und die Stute mit offensichtlichem Interesse beäugte. „Wie wäre es, wenn ich Ihnen nach der Unterrichtsstunde, die Sie Benshee soeben erteilt haben, ein wenig Hilfe anböte, Ashleigh?" fragte Brett. „Ich könnte Ihnen ein bißchen assistieren."
Dankbar für den Themen Wechsel, antwortete sie begeistert: „Oh, Brett, würden Sie das tun? Ich habe eben nur herumprobiert und weiß nicht, ob ich es richtig gemacht habe."
Brett grinste. „Herumprobieren würde ich es nicht nennen. Besonders in Anbetracht des
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