005 - Gekauftes Glück
hübsch Sie erröten können, meine Liebe", sagte Brett höhnisch. Da er ihr Unbehagen bemerkte, fuhr er, Miss O'Briens finsteren Blick ignorierend, in weicherem Ton fort: „Zufällig hat mein Stallmeister mich davon informiert, daß Benshee die Eskapade mit Ihnen gut überstanden hat. In der Tat, er staunt über die Fügsamkeit der Stute, seit sie wieder hier ist. Mir scheint, meine Liebe, daß Sie mit rassigen Pferden gut umgehen können. Irgendwann müssen wir uns darüber unterhalten, wie Sie das gelernt haben. Und, um Ihre Frage zu beantworten, der Stallbursche bekommt den Auftrag, dafür zu sorgen, daß Sie beide geeignete Pferde zur Verfügung haben. Ah, ich nehme an, auch Sie, Miss O'Brien, können reiten?"
„Mein Vater war der beste Pferdetrainer in ganz Irland", war Megans Antwort. „Ich wurde im Sattel entwöhnt, Euer Gnaden."
Er schmunzelte und verzichtete auf die barsche Antwort, die er eigentlich hatte geben wollen. Ungeachtet der früheren Beschäftigung hatte die hochgewachsene Irin etwas an sich, das ihn sich als Gentleman aufführen ließ. „Also gut", erwiderte er und nickte zufrieden den beiden Frauen zu. „Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, verabschiede ich mich jetzt. Machen Sie in meiner Abwesenheit keinen Ärger."
„Ärger?" rief Ashleigh aus und gab sich dann dieser unüberlegten Frage wegen in Gedanken einen Tritt. Auf keinen Fall wollte sie sich den Duke of Ravensford zum Feind machen.
Nach ihrer Frage hob er kurz die Augenbrauen, und dann breitete sich ein zynisches Lächeln auf seinem attraktiven Gesicht aus. „Ja, Ärger", wiederholte er. „Schließlich sind Sie zwei Frauen, die zum größten Teil sich selbst überlassen sein werden, nicht wahr?" Ehe sie etwas erwidern konnten, machte er eine elegante, höfliche Verbeugung und verließ den Salon.
Es gab eine kurze Stille, in der die beiden Frauen die Tür anstarrten, durch die er verschwunden war. Dann schnalzte Megan mit der Zunge und begann, mit übertriebener Langsamkeit den Kopf zu schütteln. „Es ist, wie ich schon einmal gesagt habe. Ich frage mich, welcher Teufel diesen Mann treibt. In der Tat, das tue ich!"
10. KAPITEL
Lady Elizabeth Hastings stieg aus der Familienkutsche, die vor dem Portal von Ravensford Hall hielt. Sie legte leicht den mit einem eleganten Hut bedeckten Kopf zur Seite und betrachtete die eindrucksvolle, aus Backsteinen aufgeführte Fassade des Gebäudes, das seit mehr als einem Dutzend Generationen der Familiensitz der Westmonts war. Sie hatte einen Ausdruck kühler Zufriedenheit in ihrem klassisch schönen Gesicht. Bald, bald würde das lange Warten die Sache wert gewesen sein.
Irgendwann im kommenden Jahr würde sie die neue Duchess of Ravensford und Herrin all dieser Herrlichkeit sein, und noch mehr. Sie würde die Gattin Brett Westmonts sein, eindeutig beneidet von allen heiratsfähigen Frauen ihrer Kreise, ganz zu schweigen von deren ehrgeizigen Müttern und zweifelsohne vieler bereits verheirateter Damen. Den Blick senkend, nickte sie dem wartenden Lakai hochmütig zu und strebte mit rauschenden blauen Seidenröcken entschlossen dem Portal zu.
Über ihr stand Ashleigh am Fenster des Zimmers, das ihr von Mrs. Busby zugewiesen worden war, und biß sich konsterniert auf die Unterlippe. Seit zwei Tagen hatte sie sich vor diesem Moment gefürchtet - seit der Herzog abgereist war und sie bald danach ein kurzes, im höchsten Maße unangenehmes Gespräch mit Lady Margaret gehabt hatte, aus dem sie die Kenntnis gewonnen hatte, die Verlobte des Duke of Ravensford würde in Kürze hier eintreffen. Tags zuvor hatte Lady Margaret sich zum Besitz der Hastings kutschieren lassen, der, wie Ashleigh inzwischen wußte, an die Westseite der Ländereien von Ravensford Hall grenzte und Cioverhill Manor hieß.
Dort hatte die Großtante des Herzogs den größten Teil des Nachmittags verbracht, war kurz nach der Teestunde zurückgekehrt und hatte der Dienerschaft verkündet, man habe mit Lady Elizabeths Eintreffen am Spätvormittag des folgenden Tages zu rechnen.
Lady Margaret hatte es diesmal nicht für nötig befunden, persönlich mit Ashleigh zu sprechen, sondern ihr nur ein Schreiben des Inhaltes geschickt, es sei nicht nötig, daß sie bei dieser Gelegenheit als Gastgeberin in Erscheinung träte, da sie selbst, wie in der Vergangenheit, diese Funktion übernehmen würde. Aber sie dürfe sich kurz nach Lady Elizabeths Ankunft im Blauen Salon präsentieren, um vorgestellt zu werden, da Lady
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