0050 - Der Gelbe Satan
Sinclair befindet. Bleibt uns nur Shao. Ich werde sie holen lassen.«
Suko wagte nicht zu widersprechen, und Li-Shen sagte zwei Dienern Bescheid. Die Männer verschwanden. Als sie zurückkamen, schritt Shao zwischen ihnen. Li-Shen bot dem Mädchen einen Platz an.
»Nein, ich bleibe stehen.«
»Wie du willst.«
Suko konnte seinen Blick nicht von ihrem Gesicht lösen. Noch immer fand er diese Frau faszinierend, und als sie ihn jetzt anschaute, senkte er den Kopf, als hätte er ein schlechtes Gewissen.
Li-Shen begann zu reden. »Ich appelliere an deine Vernunft, Shao. Du hast Zeit genug gehabt, dir alles durch den Kopf gehen zu lassen, und ich hoffe für dich, daß du vernünftig geworden bist. Es geht hier nicht um deines Vaters oder um mein Schicksal, sondern es steht das Leben von Tausenden auf dem Spiel. Das solltest du immer überlegen, Shao. Ich will auch offen zu dir sein. Wir haben John Sinclair nicht gefunden. Und dieser ehemalige Reporter, der Vampir, er ist tot. Suko hat ihn durch eine Silberkugel umgebracht. Ich finde, du sollst das wissen, bevor wir zu dir kommen, denn du bist im Augenblick unsere einzige Verbindung zum Gelben Satan. Wir rechnen mit deiner Hilfe.«
»Ich weiß nichts.«
Die Antwort klang trotzig, und danach herrschte einige Sekunden Schweigen.
Dann sagte Li-Shen: »Wir haben auch andere Mittel, um dich zum Reden zu bringen, Shao.«
»Wenn ich etwas sage, wird man mich töten«, flüsterte das Mädchen.
»Nicht, wenn wir dich beschützen. Und das machen wir. Vor allen Dingen Suko, denn du bist ihm nicht gleichgültig, wie du vielleicht schon bemerkt hast.«
Shao lächelte. Dieses Lächeln war es, das Suko Auftrieb gab und ihn hoffen ließ. »Hilf uns«, flüsterte er. »Bitte…«
Shao hob die schmalen Schultern. In diesen Augenblicken sah sie aus wie ein kleines, hilfloses Kind.
Impulsiv trat Suko auf sie zu. Niemand hinderte ihn daran, als er seinen Arm um sie legte. »Es ist alles vergessen, Shao«, sagte er, »auch das, was du uns angetan hast. Wir verstehen dich, haben gelernt, deine besondere Lage zu respektieren.«
»Ihr seid sehr großzügig. Das habe ich nicht verdient.«
»Doch, Shao, das hast du. Und ich bin sicher, daß auch du nicht willst, daß dieser grausame Dämon aufersteht und seine Herrschaft antritt.«
»Aber er ist schon auferstanden.«
»Berichte von Beginn an.«
Shao nickte. »Er hat meinen Vater in der Hand, das habe ich bereits erzählt. Vater erklärte sich also bereit, für den Gelben Satan zu arbeiten, das heißt, ihm zu dienen. Ich mußte solange das Geschäft weiterführen. Ich stand unter einem ungeheuren Druck, denn nicht nur mein Vater wußte davon, daß der Gelbe Satan bei uns im Geschäft sein Versteck hatte. Dann erschien dieser Bericht in der Zeitung. Wir machten uns an Kilrain heran. Er gehörte dann zu uns. Aber sein Artikel blieb nicht ohne Folgen. Dieser Sinclair kam. Ich erwartete ihn und lockte ihn auch in die Falle. Er sollte ebenfalls ein Vampiropfer werden, doch er durchschaute den Trick und tötete die beiden Vampire. Danach stellte er mich zur Rede. Ich tat, als würde ich ihn nicht erkennen, und Sinclair verließ wütend unser Geschäft. Doch mein Vater hatte inzwischen schon die zweite Falle aufgestellt. Sinclair stieg in ein präpariertes Taxi. Durch Gas wurde er bewußtlos gemacht. Das ist die Geschichte.«
»Und wo ist er jetzt?« fragte Suko.
»Wahrscheinlich in der Nähe des Gelben Satans. Ich weiß, daß er auf ein Schiff wollte, um zu seiner Insel zu fahren. Oder zu seinem Land. So genau habe ich das nie verstanden.«
»Weißt du den Namen des Schiffes?«
»Nein.«
»Kennt ihn dein Vater?«
»Ich – ich glaube.«
»Wo finden wir ihn?«
»Er ist nicht mehr in Hongkong.« Die Antwort klang ehrlich.
Suko glaubte ihr. »Aber wo finden wir ihn?« Mein Freund hatte eine Engelsgeduld mit dem Mädchen. Er ahnte, wie es in Shao aussah, deshalb wollte er ihr Zeit geben.
»Sie haben ihn abgeholt. Er sollte an den Ort, wo auch der Gelbe Satan hingeschafft wird, und dort alles vorbereiten. Ich weiß nicht, wo man ihn hingebracht hat, aber in Hongkong wird er nicht sein.«
Suko löste sich von dem Mädchen und ging auf Li-Shen und Kai-tak zu. »Welche Möglichkeiten gibt es noch?«
»Der Norden ist schlecht. Dort liegt China. Aber es gibt zahlreiche Inseln in der unmittelbaren Umgebung und auch weiter draußen auf dem Südchinesischen Meer. Dort wäre unter Umständen ein Versteck.«
»Die aber abzusuchen, bedeutet
Weitere Kostenlose Bücher