0050 - Der Mörder aus der Bronx
Eingang zur Kriminalinspektion im Auge.
Der Bandenführer ging bis zur Ecke der 47. Dort wartete Leggers am Steuer des Oldsmobil.
»Ich habe Juan erwischt«, sagte Raskin. »Er kommt mit einem leichten Lastwagen. Der G-man befindet sich noch in der Inspektion. Es klappt also noch. Wäre schade gewesen, wenn wir diese Gelegenheit hätten vorübergehen lassen müssen.«
Ein paar Minuten später hielt hinter ihnen Serveros mit einem Lastwagen, dessen Laderaum einen blauen Anstrich hatte. Auf Raskins Anordnung musste er mit Leggers die Plätze tauschen.
»Du fährst mit dem Oldsmobil in die 45. Straße und wartest dort, bis wir kommen.«
Serveros fuhr mit dem Oldsmobil ab. Raskin selbst stellte sich an die Ecke der 47. und 48. Straße auf, sodass er Hamil immer im Auge behalten konnte.
Es war Viertel nach zehn, als Raskin sah, dass Hamil eine heftige, aber kurze Bewegung machte und nachdrücklich mit dem Kopf nickte. Er tat sofort zwei Schritte in die 47., winkte Leggers, der den Laster langsam anfahren ließ. Als der Wagen an ihm vorbeirollte, sprang Raskin auf den Beifahrersitz.
Leggers steuerte den Lastwagen auf die 48. und fuhr im mäßigen Tempo die Straße hinunter. Als sie Hamil passierten, streckte dieser den Arm aus und zeigte auf den linken Bürgersteig.
»Falsche Seite«, knurrte Leggers. »Soll ich ihn überholen und drehen?«
Raskin zögerte noch. Dann sah er, dass der Mann, den sie verfolgten, den Fuß vom Bürgersteig setzte.
»Er überquert die Straße!«, stieß Raskin hervor. »Jetzt!«
***
Ich ging die Treppe der Inspektion hinunter, und als ich ins Freie trat, atmete ich erst einmal tief ein.
Ich überlegte, ob ich mit der U-Bahn oder mit einem Taxi nach Hause fahren sollte, entschloss mich für ein Taxi und ging langsam die 48. Straße hinunter.
Ich ging bis zur Höhe des Taxistandes, und dann verließ ich den Bürgersteig, um die Straße zu kreuzen, denn die Taxis hatten ihren Platz an der anderen Seite.
Mit der eingefleischten Gewohnheit des New Yorkers, der sich täglich mit den Millionen Autos herumschlagen muss, blickte ich nach links und rechts.
Hinter mir fuhr ein Ford vorbei, vor mir stoppte ein Lincoln. Der Fahrer machte eine Geste. Ich bedankte mich mit einem Tippen an den Hut. Dann hatte ich die Fahrbahnmitte erreicht und sah nach rechts.
Ein Lastwagen schoss mit ziemlichem Tempo heran. Ich stoppte, um ihn vorbeizulassen.
Der Kerl fährt zu schnell, dachte ich noch, und dann merkte ich, dass der Laster seine Richtung geändert hatte und genau auf mich zuraste.
Ich tat einen riesigen, verzweifelten Satz rückwärts. Trotzdem wuchsen die Lichter des Lasters vor mir auf wie die Glutaugen eines Riesenviehs. Noch in dem Satz bekam ich einen Stoß, wurde herumgewirbelt und flog durch die Luft.
Ich knallte auf das Pflaster, hörte das Schreien von Menschen, das Kreischen von Bremsen, verlor aber keinen Augenblick das Bewusstsein. Alle Knochen taten mir scheußlich weh, und zwei Sekunden lang lag ich still. Dann schoss die Wut hoch und ließ mich alles andere vergessen. Ich sprang auf. Ein paar Leute liefen auf mich zu. Ich rannte zu dem nächsten Wagen, der gestoppt hatte. Der Fahrer hatte das Fenster herunter gedreht.
Ich riss die Tür auf. »Steigen Sie aus!«
»Wieso?«
»Steigen Sie aus! FBI. Ich brauche Ihr Fahrzeug.«
Er stieg zögernd aus. Alles ging viel zu langsam.
Endlich saß ich hinter dem Steuer.
»Wo bekomme ich meinen Wagen zurück?«, rief er.
»Warten Sie hier!«, schrie ich zurück.
Das Auto stand in falscher Richtung. Ich kurvte quer über die Straße. Ein paar Hupen gellten wütend. Ich musste darauf scharf in die Bremsen treten, um einen Unfall zu vermeiden. Dann hatte ich endlich freie Fahrt.
Von dem Lastwagen war nichts mehr zu sehen. Ich zischte die 48. Straße hinunter. Ein gutes Stück weiter abwärts stand ein Cop am Straßenrand. Ich stoppte neben ihm.
»Cotton. FBI«, sagte ich scharf. »Alarmieren Sie die Streifenwagen. Sie sollen sofort die Suche nach einem kleinen Lastwagen aufnehmen. Der Aufbau ist blau lackiert. Wagen ist festzuhalten. Vorsicht! Die Insassen sind wahrscheinlich bewaffnet.«
Ich gab wieder Gas, nahm auf gut Glück die nächste Querstraße, weil ich mir ausrechnen konnte, dass die Brüder nicht auf der 48. geblieben waren.
Mit einem halsbrecherischen Tempo schoss ich durch die Gegend. Meine einzige Chance lag darin, dass ich schneller war als sie, und dass ich vielleicht das Glück hatte, die Route zu erwischen, die
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