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0050 - Der Mörder aus der Bronx

0050 - Der Mörder aus der Bronx

Titel: 0050 - Der Mörder aus der Bronx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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selbst am Apparat. Ich verlangte Dunwell, und der Kriminalassistent übernahm den Hörer.
    »Der Mann hat angerufen«, berichtete er. »Charly hat sich genau nach unseren Anweisungen gerichtet. Das Treffen ist für heute um ein Uhr nachts auf dem Sinclair Platz vereinbart worden.«
    »Danke, Dunwell. Sie bleiben bitte trotzdem bis heute Nacht dort, damit Charly nicht umfällt, falls noch ein Anruf kommen sollte.«
    ***
    Der Sinclair Platz, ein kleiner baumbewachsener Fleck in der Steinwüste der Bronx. An drei Seiten wird er von der Mauer der Leyrstone Stahlwerke umschlossen, aus deren Hochöfen fast immer ein gespenstisches, rotes Licht über den Platz flackert, das die Schlagschatten der Bäume und der Mauer noch vertieft. Die vierte Seite ist zur 54. Straße hin offen.
    Ich pendelte zwischen zwei Bäumen hin und her. Ich trug eine Lederjacke und einen Hut von der Art, wie ihn Tom Faster zu tragen pflegte. Ich war fast auf die Daumenbreite genauso groß wie Faster, und die Beleuchtung des Platzes war schlecht genug, um Mant so lange zu täuschen, bis er nahe genug heran war. Hinter der Mauer des Stahlwerkes stand Phil mit drei Leuten von uns. Sie hatten leichte Aluminiumleitern bei sich, sodass sie im Handumdrehen auf der Mauer sein konnten, falls ich mit Mant Schwierigkeiten bekommen sollte.
    Von ein Uhr, bis eine Viertelstunde vor zwei Uhr marschierte ich zwischen den beiden Bäumen auf und ab, ohne dass jemand aufgetaucht wäre. Immer wieder sah ich auf die Uhr und überlegte, ob uns irgendwo eine Panne unterlaufen war. Aber es gab praktisch keine Möglichkeit, die Mant von seinem Besuch abhalten konnte. In meinem Aufzug musste er mich für Faster halten, Phil konnte er nicht bemerkt haben, und Charly wurde nach wie vor von Dunwell unter Kontrolle gehalten. Wahrscheinlich war dieser Mant ein so verdammt vorsichtiger Bursche, dass er die heutige Verabredung nur dazu benutzte, um zu prüfen, ob Tom Faster ehrlich spielte.
    Mir blieb nichts übrig, als die Rolle des Wartenden weiterzuspielen, und ich war froh, dass mit Phil vereinbart war, dass er in jedem Fall, wenn sich auf dem Sinclair Platz nichts ereignen sollte, um zwei Uhr dreißig seinen Platz hinter der Mauer auf dem gleichen Weg verließ, auf dem er und unsere Männer gekommen waren, nämlich durch das Stahlwerk.
    Ich wartete noch bis eine Viertelstunde nach zwei Uhr. Dann steckte ich die Sache für heute auf.
    Ich ging die 54. Straße hinunter. Sie war ausgestorben und ohne jedes Leben. In keinem Haus brannte mehr Licht.
    Ungefähr vierhundert Yards von dem Platz entfernt stand ein Wagen, eine geschlossene Limousine.
    Ich stoppte, grinste ein wenig. Keine schlechte Idee von Mant, mir hier im Wagen aufzulauern. Wirklich, ein außerordentlich vorsichtiger Herr.
    Der Wagen zeigte kein Licht. Ich bohrte beide Hände in die Taschen der Lederjacke. In der Rechten trug ich die Smith & Wesson und meine Finger legten sich um den Griff. Der Daumen schob den Sicherungsflügel zurück. Langsam ging ich auf den Wagen zu.
    Als ich mit dem Fond auf gleicher Höhe war, nahm ich die Waffe heraus und beugte mich vor.
    Die Glasscheiben waren hochgedreht, und schon das wunderte mich. Ich spähte in das Innere des Autos. Kein Mensch war darin und auch auf dem Boden zwischen Vorder- und Hintersitz lag niemand, obwohl das ein beliebter Platz für Leute ist, die von Vorübergehenden nicht bemerkt werden wollen.
    Resigniert steckte ich die Kanone wieder in die Tasche. Es war also der Wagen von einem ganz gewöhnlichen irgendjemand, der hier in den Häusern wohnen mochte.
    Ich ging auf dem Bürgersteig weiter, und gerade als ich den Kühler des Wagens passiert hatte, fühlte ich mehr als ich sah eine Bewegung. Ich wollte herumfahren, aber es war schon zu spät. Ein Pistolenlauf bohrte sich so heftig in den Rücken, dass ich ihn durch die dicke Lederjacke fühlte, und eine Stimme zischte nah an meinem Ohr: »Hände hoch! Sonst knallt’s!«
    Mir blieb gar nichts anderes übrig als zu gehorchen. Langsam nahm ich die Arme hoch.
    Eine flinke Hand tastete meine Taschen ab, entdeckte die Smith & Wesson und zog sie heraus. Dann lockerte sich der Druck des Pistolenlaufes im Rücken, und Francis Mant sagte: »Jetzt kannst du dich umdrehen!«
    Ich hatte eine mordsmäßige Wut auf mich selbst, weil ich nicht auf den Gedanken gekommen war, einmal um den Wagen herumzugehen. Dieser mit allen Wassern gewaschene Mant mußte vor dem Kühler gekauert haben und war hochgeschossen, als ich an ihm

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