0050 - Der Mörder aus der Bronx
ihm ein Dollarstück.
»Schon gut«, winkte er ab, als der Puerto-Mann herausgeben wollte.
Er schloss die Tür, warf im Vorübergehen die Zahnbürste auf den kleinen Tisch in der Diele und ging ins Wohnzimmer zurück, um seine Hände zu verbinden.
Serveros verstaute den Warenkasten im Gepäckraum.
»Nun?«, fragte Raskin. Der Puerto Ricaner zündete sich eine Zigarette an. Er zuckte die Achseln.
»Einfach!«, antwortete er. »Er wohnt völlig allein. Es gibt einen Fahrstuhl, der auf jeder Etage von außen einen Notknopf hat. Wir können den Lift also stoppen, sodass niemand uns überrascht. Die einzige Gefahr sind die Leute von der gegenüberliegenden Wohnung, aber die Türen haben keinen Spion, und es müsste ein dummer Zufall sein, wenn die Nachbarn ausgerechnet in dem Augenblick auf den Flur kommen, in dem wir vor seiner Tür stehen.«
»Die Haustür?«
»Einfache Sache. Schafft jeder Dietrich.«
»Sperrketten oder so etwas vor der Wohnungstür?«
»Ich habe nichts dergleichen bemerkt. Ich glaube, wir könnten es sofort erledigen.«
»Ich bin nicht fürs Überstürzen«, antwortete Raskin. »Der Chef sagte, es hat Zeit bis morgen, weil morgen Sonntag ist. Ich denke, wir machen es morgen. Fahren wir nach Hause. Ich überlege mir unterwegs einen Plan.«
Als sie Raskins Haus erreicht hatten, setzten sie sich um den runden Tisch, aber die Karten blieben unberührt.
»Wir machen es so«, erklärte Al Raskin. »Hamil beobachtet morgen den ganzen Tag über das Haus. Wir kommen um neun Uhr abends und stellen unseren Wagen in die 33. Straße. Sobald wir ankommen, geht Hamil zur 33. und klemmt sich hinter das Steuer unseres Wagens. - Juan, du machst dich so gegen acht Uhr dreißig auf die Suche nach einem geeigneten Wagen. Ich halte es für richtig, wenn wir mit einer gestohlenen Karre parken. Kann immer mal sein, dass sich einer die Nummer merkt. Du bleibst am Steuer. Sobald du angekommen bist, gehen Ted und ich hinauf.«
Es gab keinen Widerspruch.
***
Roc Hamil bezog seinen Posten am anderen Morgen um acht Uhr. Um elf Uhr sah er einen Mann fortgehen, der nach der Beschreibung, die Juan Serveros ihm gestern gegeben hatte, Robert Meyler sein musste.
Hamil riskierte es, in der nächsten Kneipe ein wenig zu essen und ein paar Whiskys zu trinken. Dann kehrte er doch auf seinen Posten zurück.
Um halb sieben sah er Meyler zurückkommen, aber er war erst sicher, dass der Mann, der das Haus Nr. 409 betrat, tatsächlich Meyler war, als er das Licht in seiner Wohnung aufflammen sah.
»Wenn der Bursche sich jetzt ein Abendjackett anzieht und irgendwohin tanzen geht«, brummte Hamil vor sich hin, »dann ist unser hübscher Plan erledigt. Dann kommt er erst in der Frühe wieder, und wir können es nicht riskieren, hier stundenlang mit einem geklauten Wagen zu stehen.«
Gespannt beobachtete er das erleuchtete Fenster in der vierten Etage. Das Licht erlosch nicht. Es brannte noch, als sich pünktlich um neun Uhr Raskin und Leggers im Schlenderschritt zweier Müßiggänger an ihn heranschoben.
»Er ist oben«, sagte Hamil, »und er kam allein, eine Menge Leute haben im Laufe des Tages das Haus verlassen. Ganze Familien. Zusammen mit den Kindern waren es vierundzwanzig Personen. Außer unserem Freund sind bisher nur fünf Leute zurückgekommen. Das Haus muss ziemlich leer sein.«
»Desto besser für uns«, brummte Raskin. »Hier ist der Schlüssel. Der Wagen steht in der 33. Troll dich!«
Er und Leggers nahmen Hamils Platz ein, während das »Schiefmaul«, zur 33. ging.
Um neun Uhr zwanzig parkte ein Lincoln vor dem Hause 409. Seine Scheinwerfer blendeten zweimal auf und erloschen dann.
Raskin und Leggers gingen über die Straße. Als sie am Lincoln vorbeikamen, beugte sich Serveros hinaus.
»Alles klar?«, flüsterte er.
Raskin sah am Haus hoch. Das Licht in der 4. Etage brannte noch. Er nickte.
Robert Meyler hatte einen schlechten Tag hinter sich. Er war ein wenig in der Stadt herumgebummelt. Es fiel ihm nicht leicht, Anschluss zu finden. Er war einer von den Menschen, die von Natur schüchtern sind.
Er hatte heute irgendwo zu Mittag gegessen. Dann hatte er sich um eine Eintrittskarte für ein Baseballspiel bemüht, aber keine mehr bekommen. Schließlich war er einem hübschen Mädchen nachgegangen, immer mit sich kämpfend, ob er es wagen sollte, sie anzusprechen. Enttäuscht hatte er sich abgewandt, als an einer Straßenecke ein junger Mann mit strahlendem Lächeln das Girl in Empfang nahm. In einem Kino
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