0050 - Der Mörder aus der Bronx
danke«, sagte ich und stand auf. »Vielleicht brauchen wir Sie noch einmal, Mr. Match. Wir melden uns dann. Sollte Ihnen noch etwas einfallen, so rufen Sie uns bitte an.«
***
Während Dr. Laurent wieder nach unten ging, begann ich systematisch, die Leute in den anderen Wohnungen aufzusuchen. Ich fragte nach dem Verlauf des gestrigen Tages, erkundigte mich, wo sie gewesen waren und ob sie irgendetwas gehört hatten. Ich notierte mir alle Angaben.
Als ich in der Etage über dem Mordzimmer war, kam MacGish herauf und berichtete, dass die Mordkommission mit der Aufnahme fertig sei.
Ich ging mit ihm in die vierte Etage.
»Können wir ihn abtransportieren?«, fragte Webster.
Ich nickte. Der Ermordete wurde auf eine Bahre gelegt, zugedeckt und hinuntergebracht. Webster schloss die Wohnung ab, in der nichts verändert worden war. Sogar das Licht brannte noch in der Diele.
Der Oberkommissar übergab mir die Schlüssel.
»Ich nehme an, dass Sie gleich noch einmal hinein wollen, Cotton.«
Ich nickte. Webster wandte sich zum Gehen.
»Warum benutzen Sie nicht den Fahrstuhl?«
»Er funktioniert nicht. Habe es vorhin schon versucht.«
Ich sah mir die Knöpfe am Schalter an.
»Können Sie für alle Fälle einen Fachmann schicken, der feststellt, warum der Lift nicht funktioniert? Fein, vielen Dank.«
Lieutenant MacGish blieb. Wir teilten uns den Rest der Befragung der anderen Mieter. Das Schema stand fest. Nach einer halben Stunde waren wir fertig.
»Ich möchte mir die Wohnung noch einmal ansehen«, sagte ich.
Weiße Kreidestriche zeigten in der Diele die Stelle und die Stellung, in der wir Meyler gefunden hatten.
Langsam ging ich durch die Wohnung, betrat die Küche. Auf dem Spülbrett standen Teller und Schüssel mit den Resten der letzten Mahlzeit des Ingenieurs.
Ich ging weiter ins Schlafzimmer, von dort ins Bad. Vor dem Waschbecken lag eine gebrauchte Mullbinde.
Ich betrat den Wohnraum. Immer noch brannte das Licht. Man konnte im Tageslicht nur sehen, wenn man den Blick auf die Lampen richtete. Neben der Couch, deren Kissen noch verdrückt waren, standen zwei Flaschen Bier, eine davon halb geleert, und auf der Kopfleiste lag eine Anzahl Bücher.
Ich stand lange in dem Zimmer. Dann drehte ich mich um und löschte das Licht.
Noch einmal passierten wir die Diele mit dem dunklen Fleck. Ich entdeckte im Vorbeigehen einen Gegenstand auf dem Garderobentisch, nahm ihn auf und hielt ihn nachdenklich in der Hand.
»Eine Zahnbürste«, stellte MacGish fest.
»Unbenutzt«, ergänzte ich. »Noch mit der Zellophanhülle.«
Ich ging mit raschen Schritten noch einmal ins Badezimmer. In einem Glas stand eine Zahnbürste neben der Tube mit Zahncreme. Ich sah mir die Bürste genau an.
MacGish wunderte sich.
»Ich möchte wirklich wissen, was Sie an der Bürste finden, Cotton. Glauben Sie noch an den alten Sherlock Holmes?«
»Ein wenig«, lächelte ich. »Wie finden Sie diese Bürste, Lieutenant?«
»Völlig normal. Wenig abgenutzt.«
»Sehr richtig. Wenig abgenutzt. Warum hat Meyler dann eine neue Zahnbürste gekauft?«
Der Lieutenant zuckte die Achseln. »Du lieber Himmel, Cotton, wir kaufen doch alle einmal unnützes Zeug.«
»Meinen Sie?«, fragte ich und stellte die Zahnbürste in das Glas zurück.
Wir verließen die Wohnung. Ich schloss ab und steckte den Schlüssel in die Tasche.
»MacGish«, sagte ich, »ich muss die Leute im Haus noch einmal befragen. Wollen Sie mir helfen?«
»Selbstverständlich. Was soll gefragt werden?«
»Fragen Sie, wann zum letzten Mal ein Hausierer bei ihnen versucht hat, etwas zu verkaufen.«
Der Lieutenant sah mich mit hochgezogenen Brauen an, machte sich aber dann wortlos auf die Fragetournee durch das Haus.
Nach einer Viertelstunde trafen wir uns im Erdgeschoss.
»Nun?«, erkundigte ich mich.
»Niemand konnte sich recht erinnern. Jedenfalls muss es Wochen her sein, dass ein Hausierer an den Türen klingelte.«
»In Ordnung«, nickte ich. »Ich bekam die gleiche Auskunft. Gehen wir jetzt.«
In diesem Augenblick kam ein Mann im Overall aus dem Keller.
»Sind Sie vielleicht die Kriminalbeamten?«, fragte er, als er uns sah. Wir bestätigten es.
»Ich bin von Kommissar Webster geschickt worden, um den Fahrstuhl zu kontrollieren. Er ist wieder in Ordnung. Irgendwer hat auf den Notknopf gedrückt, und in diesem Fall springt unten die Bremse ein. Ich habe sie zurückgeschraubt. Das war alles.«
Als ich wieder neben dem Lieutenant im Bereitschaftswagen des Reviers saß,
Weitere Kostenlose Bücher