0051 - Horror-Kreuzfahrt
Haie…
Mein Gott, wenn ich es in den nächsten Sekunden nicht schaffte, das Beiboot zu erreichen, dann war ich verloren.
Dicht am Boot sah ich zwei Flossen. Die anderen waren nicht zu sehen. Aber die beiden Tiere lauerten auf mich.
Dann waren sie plötzlich verschwunden. Kamen die Haie jetzt von unten, um mich zu schnappen?
Fünf Yards noch.
Fünf lächerliche Yards trennten mich von dem rettenden Boot. Ich warf meinen Körper förmlich nach vorn, schleuderte mit den Armen, peitschte die Wellen und geriet in den gefährlichen Sog der Schraube. Es gelang mir tatsächlich, ihm zu entkommen.
Ein rascher Griff, und ich bekam die Kante am Heck des Bootes zu packen. Hinter mir peitschten zwei Haie das Wasser. Die Tiere waren unruhig geworden. Raus aus dem Wasser!
Mit letzter Kraft warf ich mich hoch, drehte mich über die Bordwand und zog das linke Bein nach. Es war kaum aus dem Wasser, als der Hai zuschnappte.
Die Zähne verfehlten mich um Haaresbreite.
Erschöpft ließ ich mich in das Boot fallen. Ich landete zwischen den Ruderbänken und war kaum fähig, ein Glied zu rühren, so fertig war ich.
Völlig geschafft und klatschnaß lag ich auf dem Rücken. Wie Blasebälge arbeiteten meine Lungen. Dann bekam das Boot einen Stoß. Backbord schrammte etwas an der Bootswand entlang. Die Haie hatten nicht aufgegeben. Spuren meines Blutes mußten sich noch immer im Wasser befinden.
Der Kahn schwankte. Ein zweiter Angriff erfolgte nicht, und das beruhigte mich einigermaßen.
Allmählich kam ich wieder zu Kräften. Ich riskierte einen Blick über die Bordwand und sah die Flossen durch das Wasser schneiden. Aufgegeben hatten die Biester noch nicht.
Aber mich sollten sie nicht bekommen, das schwor ich mir.
Durch die Rettungsaktion hatte ich an die andere Gefahr gar nicht mehr gedacht. Ich erinnerte mich wieder daran, als ich den vertrauten Druck der Beretta spürte.
Völlig wehrlos war ich nicht.
Mein Blick glitt über das Tau, mit dem der Kahn am Heck des Schiffes befestigt war. Mit dem Taschenmesser würde ich das Tau in wenigen Minuten zerschnitten haben.
Die Ruder lagen auch im Boot, und so konnte eigentlich nicht mehr viel schieflaufen.
Dachte ich…
Doch das Schicksal hatte die Karten schlecht verteilt. Als ich einen Blick zum Deck des Schiffes hochwarf, sah ich die beiden Fledermäuse auf der Reling stehen. Übergroß und drohend hoben sie sich vor dem Schein des Mondes ab. Sie breiteten die Schwingen aus und stießen in die Luft. Sekundenlang verfolgte ich ihren Weg mit meinen Blicken.
Die Vampire flogen über das Schiff hinweg, drehten dann und steuerten das Heck an.
Sie mußten schon völlig blind sein, wenn sie mich nicht bemerkten. Den Haien war ich mit knapper Not entronnen, aber die nächste Gefahr war nicht weniger schlimm…
***
Suko riskierte einen Blick zurück.
Auch hinter ihm standen zwei Kerle. Sie waren mit Schlagstöcken bewaffnet, in ihren Gesichtern regte sich kein Muskel. Auch auf ihren Körpern schimmerten die Fratzen des Gelben Satans.
Es sah verdammt mies aus für Suko.
Noch griff niemand an. Es breitete sich eine beinahe tödliche Stille aus, und Suko verglich sie mit der berühmten Ruhe vor dem Sturm. Selbst die Papageien hatten aufgehört zu lärmen.
Niemand sprach ein Wort. Schweigend setzten sich Sukos Gegner in Bewegung. Den Killer mit seiner Stahlnadelwaffe entdeckte mein Freund nicht. Bestimmt lauerte er irgendwo im Verborgenen, um aus dem Hinterhalt einzugreifen.
Suko war bewaffnet. In der Halfter steckte seine Beretta. Aber die wollte er nur als letztes Mittel einsetzen, wenn wirklich nichts mehr ging.
Hinzu kam, daß seine Gegner keine Dämonen waren, sondern Menschen. Irregeleitete Individuen, die vielleicht selbst nicht wußten, was sie taten.
Auf jeden Fall wollten sie Suko ans Leder.
Mein Freund bückte sich und hob eine Holzlatte vom Boden auf. Sie war ziemlich stabil. Damit konnte man sich schon einige Gegner vom Hals halten.
Der erste griff an.
Er stand erhöht auf einem kleinen Vorbau und ließ sich einfach fallen. Suko sah in seiner Hand eine Messerklinge blitzen.
Mein Freund drehte sich einmal um die eigene Achse.
Gleich zwei Gegner gingen zu Boden. Nicht der Mann mit dem Messer, der war dem Hieb gedankenschnell ausgewichen, sondern die hinterlistigen Kerle, die sich in Sukos Rücken anschlichen. Sie wurden beide von der Holzlatte getroffen.
Die Wucht des Aufpralls warf sie zu Boden, wo sie auch liegenblieben.
Dann aber war der Messerheld heran.
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