0051 - Horror-Kreuzfahrt
Dschunke, hinter deren Aufbauten der unheimliche Schütze gelauert hatte.
Doch der Kerl war schon weg.
Allerdings hatte er nicht den Weg zum Land hin eingeschlagen, sondern sein Fluchtweg setzte sich über die Boote hinweg fort. Und er geriet in Sukos Nähe.
Mein Freund startete ebenfalls.
Suko verließ den Steg, orientierte sich ebenfalls nicht zum Ufer hin, sondern sprang wie Kai-tak über die Boote.
Die Menschen dort kümmerten sich nicht um die Männer. Sie schienen so etwas gewöhnt zu sein und gingen weiterhin ihren Beschäftigungen nach. Sie kochten, bastelten oder schliefen. Nur die Kinder waren neugierig.
Kai-tak jagte den Schützen von der Rückseite. Suko kam von links.
Und er war bereits gefährlich nahe.
Vier Boote höchstens trennten ihn von dem Mörder.
Der sah die Gefahr, blieb stehen und hob seine klobige Waffe.
Eiskalt drückte er ab.
Suko hechtete zur Seite. Er warf dabei zwei Körbe mit Abfall um und sah, wie die Nadel zitternd in einer Planke steckenblieb. Sofort war der Chinese wieder auf den Beinen.
Aber auch der heimtückische Schütze gab Fersengeld. Und er änderte seine Taktik. Er bewegte sich mit Riesensätzen auf die Landseite zu. Dabei hüpfte er wie ein Känguruh von Boot zu Boot.
Kai-tak gab Suko ein Zeichen.
Mein Freund hatte verstanden. Er änderte ebenfalls die Richtung. Er hatte den Vorteil, näher am Ufer zu sein, als der Mordschütze.
Mit drei Sätzen überwand Suko die letzten beiden Hindernisse und sprang auf den Kai.
Auch hier war die schmale Straße überladen. Händler stellten ihre Waren aus.
Es gab Goldschmiede, Perlensticker, Obst- und Gemüseverkäufer, Textilienhändler, Leute, die Vögel und Hamster verkauften, und dann die winzigen Garküchen, die einen für europäische Nasen penetranten Geruch verströmten.
Hinzu kam das Menschengewimmel, das in den schmalen Gassen und Straßen rund um den Hafen herrschte.
Der Mordschütze sprang an Land.
Suko war in der Nähe.
Nur zehn Schritte trennten ihn von dem Mann.
Aber zwischen den beiden befanden sich Käufer und Spaziergänger. Touristen und Einheimische.
Suko warf sich nach vorn. Er schleuderte die Gruppe vor ihm auseinander. Wie Puppen flogen die Menschen zur Seite, doch Suko kam zu spät. Der Typ vor ihm war gewitzt.
Er warf kurzerhand einen Stand mit Obstkisten um. Plötzlich rollten Apfelsinen, Mangofrüchte und verschiedene Gemüsesorten vor Sukos Füße. Der Chinese konnte kaum so rasch hochspringen. Wie ein Tänzer lief er zwischen dem auf der Erde liegenden Obst herum und kümmerte sich nicht um das Zetern des Händlers.
Der Killer gewann Vorsprung.
Er war ein kleiner, drahtiger Bursche, trug ein blaues Hemd und eine weite Hose. Seine Waffe hielt er in der rechten Hand.
Und er war schnell.
Wie ein Wiesel huschte er zwischen den vielen Menschen hindurch. Links, rechts, dann wieder rechts, links.
Er war wendiger als Suko. Außerdem kannte er sich aus.
Doch dann tauchte Kai-tak auf.
Er sprang von einem Boot, huschte durch die schmale Gasse zwischen zwei Ständen und stand plötzlich vor dem Mörder.
Der entdeckte Kai-tak sofort. Er riß nicht die Waffe hoch, wie Suko schon befürchtet hatte, sondern drehte sich halb und verschwand nach links.
Die schmale Einfahrt zwischen den beiden baufälligen Häusern war kaum zu sehen. Von einem Augenblick zum anderen war der Kerl darin verschwunden.
Suko blieb ihm auf den Fersen.
Hinter ihm schimpften und zeterten die Menschen, doch darum kümmerte sich mein Freund nicht.
Er mußte den Killer fassen. Nur er konnte ihn zum Gelben Satan führen.
Die Gasse war so schmal, daß Suko mit seinen Schultern fast die Wände links und rechts berührte. Über sich hörte er plötzlich grelles Kreischen.
Hastig schaute er nach oben und sah in einem großen Käfig drei Papageien sitzen. Der Käfig hing an einem Gerüst von der Hauswand ab.
Wer hatte die Tiere aufgeschreckt?
Suko oder der Mörder?
Mein Freund ging weiter. Er gelangte in einen Hinterhof, der so unübersichtlich war, daß Suko nicht wußte, wohin er zuerst gehen sollte. Barackenähnliche Anbauten, Treppen, Eingänge, Häuser auf halber Höhe, mit und ohne Dächer. Überall winzige Vorsprünge und kleine Erker. Das Durcheinander war nicht zu durchschauen.
In der Mitte des Hofes befand sich etwas Platz. Suko schritt hin. Langsam und konzentriert. Das Gefühl der Gefahr wurde überdeutlich. Suko merkte, wie sich seine Magenmuskeln zusammenzogen. Der oder die Gegner mußten ganz in der Nähe
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