0051 - Horror-Kreuzfahrt
sein.
Da sah er sie.
Sie stürmten aus ihren Schlupfwinkeln. Sie standen auf den Vorsprüngen, Erkern oder winzigen Balkonen. Vorne, rechts, links und auch hinten.
Und sie waren bewaffnet.
Und etwas hatten sie gemeinsam.
Auf ihren Brustkörben schimmerten gelbe Teufelsfratzen. Die Männer waren die Diener des Gelben Satans.
Zwölf Gegner gegen Suko.
Kai-tak war nicht zu sehen…
***
Suko war in der Gasse verschwunden, und Kai-tak wollte ihm nach.
Doch ein Rikschafahrer versperrte mit seinem Gefährt den Eingang. Der Mann grinste Kai-tak unverschämt an.
Der hünenhafte Chinese schob den Knaben kurzerhand zur Seite. Er protestierte noch, aber das kümmerte Kai-tak nicht.
Er tauchte in die Gasse ein.
Auch ein Mann wie Kai-tak hatte am Rücken keine Augen. Deshalb sah er nicht, wie sich aus der Rikscha eine Gestalt schob, die einen lederüberzogenen Bleiknüppel in der Hand hielt.
Mit lautlosen Sprüngen hetzte der Kerl hinter Kai-tak her. Den rechten Arm hielt er schlagbereit erhoben.
Kai-tak ahnte die Gefahr, aber es war bereits zu spät, um noch wirkungsvoll zu reagieren.
Er wandte sich um, doch in der Drehung traf ihn der Schlag.
In seinem Kopf schienen tausend Sonnen gleichzeitig zu explodieren. Kai-tak machte noch zwei zögernde Schritte und brach dann zusammen. Schwer fiel er auf die Knie. Mit seinem festen Willen kämpfte er gegen die herankommende Bewußtlosigkeit an. Der Boden vor seinen Augen verwandelte sich in ein hin und her wogendes Meer. Ein anderer wäre schon längst ohnmächtig geworden, doch Kai-tak hatte eine Bombenkondition.
Da traf ihn der zweite Hieb.
Und der löschte sein Bewußtsein auf der Stelle aus.
Er rührte sich nicht mehr. Diesmal war er endgültig ins Reich der Träume eingegangen.
Plötzlich war auch der Rikschafahrer da. Gemeinsam mit dem Schläger schleppte er Kai-tak zu der Rikscha und lud ihn ein. Es war ein gehöriges Stück Arbeit, denn Kai-tak wog fast zwei Zentner. Aber sie schafften es.
Sekunden später war die Rikscha im Straßenverkehr verschwunden…
***
Das hatte mir gerade noch gefehlt.
Haie!
Die Killer der Meere, sagen die einen. Andere wiederum behaupten, Haie seien harmlos.
Mir fiel der Film »Der weiße Hai« ein. Die Erinnerung daran trug auch nicht gerade dazu bei, meinen Optimismus zu stärken.
Ich verhielt mich erst einmal still. Warf dann einen Blick in die Runde und zählte vier Dreiecksflossen, die wie scharfe Messer die Fluten durchschnitten.
Das Schiff dampfte inzwischen weiter. Aus dem Schornstein stieg eine schwarzgraue Rauchfahne, die vom Wind rasch zerfasert wurde.
Ich mußte mich beeilen, wenn ich das Boot noch erreichen wollte. Ich tauchte und schwamm unter Wasser in Richtung des Schiffes. Mit langen Kraulstößen trieb ich meinen Körper voran, tauchte nur zum Luftholen auf und ging wieder unter die Oberfläche.
Bis jetzt hatten die Haie noch nicht angegriffen. Ich hoffte, daß es so blieb. Ich wollte ihnen keinen Grund geben. Ausgehungert schienen sie nicht zu sein, denn sie hielten sich in respektabler Entfernung auf.
Urplötzlich schoß ein Schatten heran.
Ich sah ihn erst, als er dicht neben mir war. Der Hai riß sein Maul auf, und ich sah die gewaltigen Zähne blitzen. Vor Schreck hörte ich auf zu schwimmen und sackte ab.
Der Hai wischte vorbei.
Hastig tauchte ich auf.
Himmel, das war knapp.
Mein Kopf durchstieß die Oberfläche. Schaumkronen blitzten auf den Wellen. Ich war dem Schiff kaum näher gekommen. Wie ein Wilder kraulte ich weiter. Meine Arme schlugen das Wasser. Ich kämpfte gegen die Entfernung und gegen die Dünung des Meeres an – und hatte die gefährlichen Haie im Rücken.
Langsam schmolz die Distanz.
Das Beiboot schaukelte hin und her. Tief tauchte der Bug in das von der Schiffsschraube aufgewirbelte Wasser. Dicht in der Nähe des Bootes sah ich eine der Flossen.
Ein Schauer lief mir über den Rücken.
Der Mond war hinter den Wolkenbänken hervorgekommen. Er warf sein fahles Licht auf das Meer und ließ die Konturen des Schiffes klar und deutlich hervortreten.
Ich schwamm wie ein Berserker.
Dabei schluckte ich Wasser, keuchte und spuckte, mobilisierte letzte Kräfte und feuerte mich selbst an.
Nur nicht aufgeben, nur nicht aufgeben!
Ich war froh, daß meine Handgelenke nicht mehr bluteten. Denn der Blutgeruch hätte die Haie in meiner Nähe verrückt gemacht.
Aber…
Die Krusten platzten. Das Seewasser hatte sie aufgeweicht. Plötzlich bekam ich Angst.
Blut im Wasser.
Und die
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