0051 - Tod für eine Stadt
glaube es einfach. Er kennt New York am besten. Warum sollte er sich eine andere Stadt aussuchen? Die Umstände sind hier so günstig für ihn wie in Frisco, Los Angeles oder Chicago.«
Mr. High lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Wir werden Ihren Vorschlägen folgen«, sagte er schlicht. »Wir sind mit dieser Aufgabe betraut worden, und wir werden sie zu Ende führen. - Die Einzelheiten, Jerry.«
»Francis hat Bilder der vier Bandenmitglieder beschafft. Ich schlage eine öffentliche Fahndung vor, von der ich hoffe, dass sie zu einem raschen Erfolg führt. Gleichzeitig müssen wir Vorkehrungen treffen, dass Laroche keinen Zugang zu den Zeitungen findet. Strenge Maßnahmen dürften in diesem Fall keinen Zweck haben. Wir müssen an die Einsicht der Chefredakteure appellieren, und wir können das nur persönlich tun, da wir ihnen ja nicht klipp und klar sagen können, um was es sich handelt. Diese Aufgabe müssen wir persönlich übernehmen.«
Der Chef stand auf. »Ich werde mich daran beteiligen«, sagte er. »Die Verhandlungen mit den Zeitungen dürften das erste sein. Die Fahndungsblätter können nicht vor morgen Mittag angebracht werden. Vor dem morgigen Abend können wir mit Hinweisen nicht rechnen.«
»Schön, teilen wir uns die Zeitungsarbeit«, schlug Phil vor.
»Was ist mit den Rundfunksendern?«, fragte Mant.
»Wie soll Laroche sich in eine Funksendung einschalten?«, sagte ich.
»Einerlei«, entschied High. »Wir beziehen die Rundfunkstationen von New York ein. Es sind nur sieben Gesellschaften. Wir werden ab morgen die Studios bewachen lassen. Sagen Sie das den Direktoren, aber verschweigen Sie die Gründe.«
***
Es war abends sechs Uhr, und ich hatte das Gefühl, meine Zunge wäre zerfranst. Warum? Verdammt, reden Sie mal mit Chefredakteuren und bitten Sie die Burschen, dem FBI zu melden, wenn sie ungewöhnliche Nachrichten aus unbekannten Quellen bekommen. Zeitungsleute sind von Natur aus neugierig. Ich wurde mit Fragen zugedeckt, und es gab kaum eine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Ich wollte die Jungs nicht vor den Kopf stoßen, aber ich ließ doch sanft durchblicken, dass das FBI ungewöhnlich ungemütlich werden würde, wenn die Zeitungen seine Wünsche nicht respektierten.
Jedenfalls, durch die Neugierde der Zeitungsfritzen hatte ich zu dieser Stunde noch nicht die Hälfte der Redaktionen abgeklopft, die auf meiner Listé standen. Außerdem war ich es, offengestanden, leid, mich noch länger den hämmernden Fragen auszusetzen.
»Verschieben wir den Rest auf morgen«, sagte ich mir. »Machen wir dafür heute Abend noch den Radiostationen klar, dass sie ab morgen eine Wache vor die Tür bekommen, der sie erhebliche Vollmachten einräumen müssen.«
Mant, Phil und ich hatten uns die sieben Stationen geteilt. Mir waren dabei drei zugefallen: Coast-Call, NBC und die relativ kleine Gesellschaft East-Wireless.
Ich besuchte sie der Reihe nach, und einem Mann mit einem FBI-Ausweis gelingt es leicht, den höchsten Boss des Unternehmens zu sprechen, der sich gerade im Hause befindet. Selbst bei dem Riesenladen der NBC.
Die Gentlemen, durchweg Mischungen zwischen Industriedirektor und Zeitungsschreiber, waren zwar erstaunt, erkundigten sich auch nach den Gründen, gaben sich aber zufrieden, wenn ich auf die absolute Geheimhaltung hinwies, zu der ich verpflichtet sei. Mr. Cosher, ein Subdirektor von NBC sagte allerdings, während er mich höflich zur Tür begleitete: »Ich werde mir morgen vom Distriktchef eine Bestätigung holen, dass Sie tatsächlich in seinem Auftrag handeln, Agent Cotton. Trotz Ihres Ausweises.«
»Sie erreichen Mr. High am besten morgens gegen acht Uhr«, lachte ich. »Guten Abend, Mr. Cosher.«
Die East-Wireless ist eine kleine Gesellschaft, ich sagte es schon, praktisch so etwas wie ein Stadtsender für New York. Sie arbeitet nur auf dem Ultrakurzwellenbereich, und ihre Sendungen werden von Firmen finanziert, die speziell für die Stadt eine Werbung durchführen wollen, z. B. von Taxigesellschaften, von Lebensmittelfilialgeschäften usw. Obwohl East-Wireless nicht besonders großartige Sachen brachte, wurde der Sender doch relativ gern gehört, denn die Station sandte eine Menge Klatsch über bekannte New Yorker Persönlichkeiten, einen ausgewalzten und auf brutal zurechtgemachten Polizeibericht und sonst noch einige Dinge mit wenig Niveau, die die Leute gern hörten.
Das Studio der Gesellschaft lag in einem Gebäude der 54. Straße. Es handelte sich um einen
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