0051 - Tod für eine Stadt
einfachen, mehrstöckigen Bau, in dem früher eine Pelzwarenfabrik gewesen war und der nur notdürftig für die Zwecke eines Funkstüdios umgebaut worden war. Als Eingang diente eine Glaspendeltür, und in der Halle dahinter befand sich eine Portiersloge.
Ich hielt dem Portier meinen Ausweis unter die Nase und verlangte den ranghöchsten Chef zu sprechen, der sich noch im Haus befände.
»Mr. Bothman, der Direktor, ist selbst noch da. Ich melde Sie an, Agent.«
Er telefonierte von seiner Loge aus, kam wieder und sagte mit einer Handbewegung auf die Treppe: »Mr. Bothman lässt bitten.«
Ich wurde bis in die zweite Etage geführt und in ein Büro gebracht, hinter dessen Schreibtisch ein älterer, weißhaariger Herr saß.
»Ich freue mich, einen Herrn des FBI bei mir zu begrüßen«, sagte er feierlich. »Ich darf Ihnen gleich sagen, dass meine Reporter über die Zusammenarbeit mit dem FBI nicht immer zufrieden sind. Die G-men sind sehr schweigsam.« Er unterbrach sich.
»Bitte, nehmen Sie doch Platz.« Und während ich in den Sessel sank, fuhr er im gleichen Atemzug fort: »Neulich allerdings ist einer unserer Kriminalreporter an einen FBI-Agenten geraten, der sehr vernünftig war. Er gab alle Auskünfte. Es war eine sehr spannende Geschichte. Auf den G-man war geschossen worden. Ein Racheakt. Er hatte sich erfolgreich gewehrt. Es war eine sehr spannende Story, und wir konnten sie gleich am frühen Morgen in unserer Sendung: Was in der Nacht geschah, bringen. Ich finde, alle Ihre Kollegen sollten sich diesen Beamten zum Vorbild nehmen, und ich hoffe, Sie sind zu mir gekommen, um über eine Verbesserung der Beziehungen zwischen der East-Wireless und dem FBI mit mir zu sprechen.«
»So kann man es auch nennen, Mr. Bothman«, antwortete ich, froh, überhaupt einmal zu Worte zu kommen. Natürlich machte es mir einen Heidenspaß, dass sich der alte Gentleman über die Lügengeschichte so erfreut zeigte, die ich in jener Nacht im Krankenhaus erzählt hatte.
»Also, unsere Wünsche gehen dahin, dass…«, begann er wieder, aber jetzt stoppte ich ihn: »Sie sind oberster Chef des Senders, Mr. Bothman?«
»Oberster Chef und zugleich Inhaber«, bestätigte er stolz. »Ich besitze die Aktienmehrheit der East. Überhaupt ist dieser Sender meine Idee und meine Gründung.«
»Ich beglückwünsche Sie dazu«, sagte ich höflich. »Ich hoffe, Sie werden nichts dagegen haben, dass zwei Beamte des FBI in Zukunft die ständige Überwachung Ihres Studios übernehmen.«
»Warum?«, fragte Mr. Bothman verblüfft.
»Wir halten es für notwendig«, antwortete ich. »Und wir müssen Sie bitten, den Beamten alle Vollmachten in Ihrem Betrieb einzuräumen. Außerdem ist es notwendig, dass unsere Leute von Ihnen das tägliche Programm mindestens am Abend vorher erhalten. Bei Direktsendungen müssen sie anwesend sein und sind befugt, die Sendung gegebenenfalls abzuschalten.«
»Agent Cotton, das ist unmöglich!«, rief Bothman erregt. »Das würde nicht nur den Sendebetrieb empfindlich stören, sondern es könnte geradezu den Sender ruinieren, wenn Ihre Leute tatsächlich in eine laufende Sendung eingreifen würden.«
»Ich muss Sie dennoch bitten, sich unseren Anordnungen zu fügen«, beharrte ich. »Es handelt sich hier um eine sehr ernste Angelegenheit, die solche Verfügungen notwendig macht.«
Er geriet völlig aus dem Häuschen, und er hielt mir einen langen Vortrag über die Kompliziertheit eines Rundfunkbetriebes im Allgemeinen und über die Sorgfalt, mit der er seine Programme ausgestaltete. Zur besseren Illustrierung schaltete er seinen Apparat ein, der natürlich auf die Welle der East eingestellt war.
»Bitte, hören Sie. Das ist ein von den ersten Experten auserlesenes Programm. Was glauben Sie, wie sich eine solche Sendung anhören würde, wenn dazwischen die Tritte von den Stiefelsohlen irgendwelcher Beamten zu hören wären?«
East-Wireless strahlte im Augenblick irgendeine Jazz-Musik aus, und ich hätte antworten können, dass selbst Tritte von genagelten Stiefelsohlen den Krach nicht hätten durchdringen können, aber ich sagte gemütlich: »Die Leute, die wir Ihnen schicken, Mr. Bothman, werden Gummisohlen tragen. Außerdem ist das doch sicher eine Sendung vom Band.«
»Ja, natürlich ist es eine Bandsendung«, gab er widerwillig zu, »aber auch eine Bandsendung muss zunächst einmal aufgenommen werden, verstehen Sie, und dabei stören Ihre Leute allein schon deshalb, weil sie die Künstler irritieren.«
Er
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