0052 - Der doppelte Dämon
Mir war heiß, und mir rann der Schweiß von der Stirn in die Augen. Das brannte höllisch.
Wenn ich diese Attacke des Bösen überstehen wollte, mußte ich mir schnellstens etwas einfallen lassen.
Ich wußte nicht, mit wem ich es zu tun hatte, aber ich rechnete damit, daß Sardo mein Gegner war, denn ich wußte, daß er sich unsichtbar machen konnte.
Er hatte wahrscheinlich erfahren, daß ich ihm das Handwerk legen wollte, und nun schien er den Spieß umdrehen zu wollen.
Kaum hatten die Kommodenladen den Teppichboden berührt, da sprangen sie wieder hoch wie Gummibälle und flogen zurück.
Die ungewöhnlichen Wurfgeschosse sausten gefährlich nahe an meinen Schläfen vorbei. Wenn mich einer der Laden getroffen hätte, wäre ich zu Boden gestürzt.
Plötzlich fiel mir mein geweihtes Silberkreuz ein, das ich immer um den Hals trage. Es hatte mir im Kampf gegen die Ausgeburten der Hölle schon wertvolle Dienste erwiesen.
Blitzschnell riß ich mein Hemd auf.
Aus den vier Enden meines Kreuzes schossen gelbgrüne Strahlen, die den gesamten Raum in ein unwirkliches Licht tauchten.
Stille mit einemmal!
Der Boden bebte nicht mehr. Der Flammenkreis existierte nicht mehr. Ich vernahm kein Heulen, kein Brausen, kein Toben mehr.
Es war vorbei mit dem Spuk.
Die Kraft des weißmagischen Lichts hatte dem Höllentreiben ein Ende gesetzt. Ich atmete erleichtert auf, wischte mir den Schweiß von der Stirn, entspannte mich.
Das Strahlen meines Kreuzes nahm langsam ab. Ich blickte mich verblüfft um. In meinem Zimmer war der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.
Die Laden waren wieder an ihrem Platz. Ja sogar die Schranktüren waren wieder montiert. Kein Defekt war an ihnen festzustellen.
Als ob sie niemals aus der Verankerung gefetzt worden wären.
Es war nichts geschehen. So sah es jedenfalls aus.
Aber ich wußte es besser. Ich hatte keine Halluzinationen gehabt. Der Angriff hatte stattgefunden, wenn auch nun nichts mehr darauf hinwies.
Unter normalen Umständen hätte Suko, der gleich nebenan wohnte, das Gepolter hören müssen, aber die Schwarze Magie hatte dafür gesorgt, daß kein Geräusch aus diesem Zimmer hinausdrang.
Ich atmete tief ein.
Plötzlich bildete sich ein schwarzer Fleck an der Wand, der rasch größer wurde. Meine Hand zuckte zum Kruzifix.
Der Fleck wurde allmählich grau, dann nahm er die bleiche Farbe eines Knochens an.
Ein Lidschlag später hatte ich einen grinsenden Totenschädel vor mir, und im selben Augenblick wußte ich, daß die Attacke vorhin nicht Sardo inszeniert hatte, sondern – der Schwarze Tod!
Die rechte Hand des Teufels lachte diabolisch. Er hatte mir wieder einmal eine Kostprobe seiner Fähigkeiten gegeben.
Es gab wohl nicht sehr viel, was er nicht zu tun imstande war.
Sein Lachen ging mir durch Mark und Bein. »Willkommen in Australien, John Sinclair!« höhnte er. »Habe ich dir nicht prophezeit, daß wir uns hier wiedersehen werden? In diesem Land wird sich dein Schicksal erfüllen! Hier wirst du sterben! Die Weichen sind bereits gestellt!«
Die Erscheinung verblaßte.
Sekunden später war sie nicht mehr zu sehen…
***
Addison Grizzard war mächtig aufgeregt. Angst und die Hoffnung, mit Sardo, dem doppelten Dämon, fertig zu werden, ließen seine Nervenstränge vibrieren.
Er konnte keineswegs sicher sein, Erfolg zu haben.
Er wußte, daß er dazu auf jeden Fall eine gehörige Portion Glück brauchte. Bevor er sein Haus verließ, hatte er sich vor den kleinen Marienaltar gekniet, der in seinem Wohnzimmer stand.
Er betete.
Es war Nacht.
Addison Grizzard hatte sich einen geländegängigen Jeep geliehen. Auf den Rücksitzen lag eine Vielzahl von weißmagischen Waffen.
Magische Kreiden, Dämonenfackeln und ein alter Dolch, der mit kabbalistischen Zeichen bedeckt war.
Da sich Dämonen hin und wieder gern mit einer unsichtbaren magischen Wand umgeben, hatte sich Addison Grizzard auch einen weißmagischen Diamantenschneider zugelegt, mit dem solche Wände zerstört werden konnten.
Außerdem steckte in Grizzards Gürtel ein Colt-Agent-Revolver, den er mit geweihten Silberkugeln geladen hatte.
Um den Hals trug der Parapsychologe ein ledernes Amulett, das ihn vor der tödlichen Einwirkung des Bösen beschützen sollte.
Darüber hinaus befanden sich auf den Rücksitzen noch zahlreiche Dämonenbanner.
Obwohl Addison Grizzard bis an die Zähne bewaffnet war, konnte er nicht sicher sein, daß er diese Nacht mit heiler Haut überstehen würde.
Denn der Dämon, mit
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