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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Sie hatte sich darinnen versteckt. So erfüllte sich die Weissagung trotzdem.«
    »Eine traurige Geschichte. Warum hast du sie mir erzählt?«
    »Weil sie mir sehr treffend für unsere Situation erscheint. Auch ich mag dich sehr. Weil ich dich so gern hab, habe ich dich mit nach Istanbul genommen. Ich habe ein wenig Angst vor der Schlange, die in dieser Stadt stecken könnte…«
    Jetzt hielt Nicole sich nicht länger zurück. Sie blieb stehen, fasste ihren Chef am Hals und küsste ihn heiß und innig. Inniger, als das in der Türkei auf öffentlichen Straßen und Plätzen erlaubt war, doch zum Glück war kein Polizist in der Nähe, der sie mit einem Bußgeld von zehn Türkischen Pfund aufwärts bedacht hätte. Die Liebe hatte hier immer noch hinter verschlossenen Türen und Fenstern stattzufinden; bei allem, fast pariserischen Reiz dieser Stadt. Am Ende des Kadiköy-Boulevard führten schmale Treppen hinunter zur Bucht hinter die Anlegestelle der großen Luxus-Schiffe und Touristen-Dampfer. Hier gab es noch lauschige Lokale mit Musik. Lokale, in denen man auch tanzen konnte. Die Tanzterrassen lagen dabei genau am Meer, und wenn man sich im Rhythmus der Musik wiegte, erlag man bald dem Eindruck, als würde man auf den Wolken schaukeln. Süßer Schwindel konnte einen ergreifen. Nicole war glücklich. Die Sage vom Märchenturm hatte sie vergessen.
    Sie tranken Champagner, aßen Mais-Crackers dazu und ließen sich vom Zauber der Stunde verführen, ohne auch nur einen Gedanken darauf zu verschwenden, dass in ihrem Hotelzimmer der Tod auf sie lauern könnte.
    Und genau so war es, doch die beiden Menschen wussten nichts davon. Sie verbummelten die ganze Nacht, und die Sonne stieg schon über den Bosporus, als sie ihr Hotel wieder erreicht hatten. Sie achteten nicht auf die schwarze Limousine, die aus einer Parklücke startete, als sie gerade ankamen. Die oberen Stockwerke des Istanbul-Hilton lagen bereits im Glanz der ersten, gelben Strahlen, die einen weiteren, sonnigen Tag versprachen.
    Professor Zamorras Appartement lag im dritten Stockwerk. Die Fenster und Balkons standen noch im Schatten. Der Lift brachte Nicole und Zamorra in Sekundenschnelle hinauf. In wenigen Minuten würde die Sonne auch diese Etage erreicht haben.
    Nicole war etwas angeheitert. Sie hatte neben Champagner auch noch von der Spezialität des Landes gekostet, vom Raki, einem angenehmen Anis-Schnaps, dem die Istanbuler, Religion hin – Religion her, von Herzen zusprachen. Raki bringt das Blut in Wallung. Nicole stand da mit gerötetem Kopf. Sie bemerkte den Hauch von Beklemmung nicht, der über ihrem Zimmer lag, als sie eintraten. Professor Zamorra registrierte ihn um so schärfer. Er wusste sofort, dass während der Nacht ein Besucher sich hier aufgehalten haben musste. Es war nichts durcheinander gebracht. Nein. Nirgendwo herrschte Unordnung. Automatisch fuhr Zamorras Hand in die Innentasche des Jacketts, wo er das silberne Amulett Leonardo de Montagnes aufbewahrte.
    Es war noch da. Grund zum Aufatmen, denn schon einmal war es ihm gestohlen worden, und dieser Umstand hatte ihn in eine sehr fatale Situation gebracht.
    Machte man auch hier schon Jagd auf das Amulett?
    Zamorra sagte Nicole nichts von seinen Beobachtungen. Das Mädchen sank auf das breite Bett und war im Nu eingeschlafen.
    Doch Zamorra schaute.
    Die Balkontür. Hatte er sie nicht einen Spaltbreit offengelassen?
    Jetzt war sie verschlossen, der Handgriff zeigte nach unten.
    Und der Teppich. War er nicht angehoben worden, als wäre darunter etwas gesucht worden?
    Dann fiel ihm erst das bläuliche Phosphoreszieren im Raum auf.
    Einige Gegenstände schienen von innen heraus zu leuchten. In einem Hotelzimmer hatte er das noch nie gesehen.
    Dann war er sicher.
    Es musste in der Zeit seiner Abwesenheit jemand hier gewesen sein und sich in diesem Zimmer aufgehalten haben.
    Um ihn zu erwarten?
    Das ganze Appartement atmete für Zamorras geschärfte Sinne den Hauch von Morbidität, von einer drohenden Gefahr, der er gerade noch entronnen war.
    Warum war er ihr entronnen? Weil der Tag anbrach?
    Zamorra kannte die Sagen um Ahriman und Ormuzd. Ahriman hatte danach ständig die Aura des Sterbens umgeben. Dort wo er wandelte, brachen die Menschen zusammen, zerfielen zu Staub, wenn sie ihn berührten. Und Ahriman hatte auch einen Ring getragen. Mit einem riesigen Diamanten daran.
    Die Bemerkung Nicoles fiel ihm ein. Sie hatte etwas davon gesagt, dass sie an Genc Yedicules Hand ein Zeichen entdeckt

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