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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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diesen abenteuerlichen Gestalten bedienen lassen, weil ihnen erstens die Herausgabe von Wechselgeld unbekannt war und zweitens ihre Fische nicht mehr die frischesten waren. Sie grillten die silbrigen Pejanis auf Holzkohlenrosten in ihren Booten.
    Professor Zamorra feilschte mit einem der Fährtaxi-Besitzer. Nachdem Zamorra und er sich auf ein Drittel des eingangs verlangten Preises geeinigt hatten, führte der Professor Nicole auf das Boot.
    Es war uralt wie der Dieselmotor, der nicht anspringen wollte.
    Beim fünften Startversuch bequemte er sich schließlich, anzuspringen. Der Bootsbesitzer strahlte über das ganze Gesicht. Mit einem derart schnellen Erfolg seiner Bemühungen hatte er wohl nicht gerechnet. Der Außenborder spuckte, doch er setzte die Schraube in Bewegung. Gemächlich machte der Kahn Fahrt unter der Galata-Brücke hindurch. Sein Temperament entwickelte der Außenborder erst, als sie die Richtung eines Touristen-Dampfers gekreuzt hatten.
    Nicole wäre aus dem Boot geschleudert worden, wenn nicht Zamorra sie festgehalten hatte.
    Und der Bootsbesitzer strahlte stolz.
    Mit sicherer Hand brachte er seine Passagiere hinüber zum asiatischen Ufer, sein stolzes Grinsen keine Sekunde lang aus seinem Gesicht verlierend.
    Gefährlich nahe kreuzte er den Kurs anderer Schiffe, als er in die geschützte Bucht einfuhr. Zamorra gab ihm reichlich Trinkgeld. Er war froh, heil am asiatischen Ufer angekommen zu sein.
    Anscheinend hielten es die Fährtaxi-Besitzer mit ihren Kollegen auf vier Rädern. Auch jene fahren mehr nach Gefühl und Gehör als nach Verkehrsregeln. Eine rote Ampel fassten sie als Aufforderung auf, trotzdem den Gashebel bis zum Anschlag durchzutreten. Ein rein sportlicher Ehrgeiz, mit dem sie nicht alleine standen.
    Die Istanbuler sind fußballverrückt. Drei große Stadien hat die Stadt. Im Volksmund heißen sie die »Krankenhäuser«, weil es bei der Verfolgung eines Spiels nie ohne Verletzte abgeht.
    Zamorra und Nicole waren froh, mit ungebrochenen Knochen in Uskadar angekommen zu sein. Mit wackeligen Knien stiegen sie die Steintreppe zum eigentlichen Anlegekai hinauf. Ein freier Platz empfing sie, der sich wohltuend vom europäischen Ufer unterschied. Hier lief das Leben in gemütlicheren Bahnen. Der Unterschied war enorm. Sogar die Taxi-Driver fuhren hier ziviler und ohne jeden Selbstmordgedanken.
    Die Fahrt zu den Hügeln hinauf nach Bejaci, wo Ciri sein Haus hatte, verlief beinahe gemütlich.
    Sie erreichten ein sehr altes Holzhaus, wie es nur noch wenige in Istanbul gibt. Auch waren die Fassaden nicht von reiner geschnitzter Ornamentik verziert. Sie zeigten Gegenständliches.
    Nicole fiel das sofort auf.
    »Dieses Haus sieht anders aus, als die in der Nachbarschaft.«
    »Das ist kein Wunder«, erklärte Professor Zamorra. »Turhan Ciri ist kein türkischer Name. Turhan war Inder. Ein Parse, ganz genau gesagt.«
    »Ein Parse?«
    »Du hast noch nie etwas von ihnen gehört?«
    »Nein. Mein erstes Wort.«
    Zamorra schaute am Haus hoch.
    »Von Zarathustra hast du doch sicher schon etwas gehört.«
    Nicole nickte.
    »Zarathustra hat noch einen zweiten Namen. Man nannte ihn Zoroaster, und er war der Religionsgründer der Parsen. Diese Religionsgemeinschaft hatte niemals mehr als vielleicht 100.000 Mitglieder. Aber die Parsen haben die Elite von unzähligen Kulturen gestellt. Die Parsen waren und sind noch – wenn du so willst – die Juden des Fernen Ostens, des indischen Subkontinents. Genauso wurden sie zeitweise auch verfolgt.«
    »Hängt diese Reise mit den Parsen zusammen?« fragte Nicole.
    »Ja und nein«, antwortete Zamorra. »Die Parsen trifft man überall in der orientalischen Welt. Überall sind sie ein Teil der Minderheiten. Turhan Ciri war in diesem Land auch nur mehr oder weniger geduldet. Nur seinem überragenden Intellekt hatte er es zu verdanken, dass er hier arbeiten durfte.«
    »Die Moslems duldeten doch keine figürlichen Darstellungen.« wandte Nicole mit einem Blick auf die geschnitzten Holzfassaden ein, die Reliefs zeigten.
    »Du hast recht. Aber dieses Haus ist noch keine hundert Jahre alt. In der Türkei sind in dieser Hinsicht die altüberbrachten Sitten ein wenig aufgeweicht. Was du hier in diesen Reliefs siehst, ist der Kampf von Ormuzd gegen Ahriman, den bösen Geist von Zoroasters Religion.«
    »Und Ormuzd hat Ahriman besiegt?«
    Professor Zamorra nickte.
    »Er hat ihn besiegt und verdammt. Ahriman wurde an einen unbekannten fernen Ort verbannt, um nie mehr

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