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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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ließ, das blind den Befehlen seines Meister gehorchte.
    »Höre, Genc Yedicule«, dröhnten Worte im Gehirn des Magiers.
    »Höre, was Ahriman dir befiehlt. Du bist jetzt ein Geschöpf deines Meisters.«
    »Ja, Meister«, murmelten die schmalen Greisenlippen und bewegten sich kaum dabei. Abgehackt waren die Worte gekommen. »Ich höre, Meister.«
    »Dann wisse, was du zu tun hast. Gehe hin, töte den Fremden und die Frau mit Hilfe des Steins. Zerbreche sie und lasse ihre Kadaver zu Nichts werden. Ich werde dich schützen. Gehe hin, wenn die Zeit gekommen ist. Und jetzt stärke dich an der Kraft des kalten Feuers.«
    Das Gesicht in den Facetten des Rings verschwand. Winzige, blaue Flämmchen züngelten aus dem Diamanten und warfen ihrer Widerschein auf das bleiche, vom Bart umrahmte Greisengesicht mit den unnatürlich weit aufgerissenen Augen, in denen die Pupillen sich zu einem fast kaum mehr sichtbaren Punkt zusammengezogen hatten.
    Der in Trance versetzte Magier seufzte wohlig, als das Feuer vom Ring übergriff auf seine Hand und wie spielerisch daran emportänzelte zu den Schultern und von dort quer über die Brust auf das Herz zu.
    Wie ein Stromstoß jagte es durch den knochigen, alten Körper, als die Flamme plötzlich unter seinem Gewand verschwand und die Haut und die Knochen an der Brust durchfraßen.
    Yedicules ganzer Oberkörper begann für Augenblicke zu leuchten, als wäre in seinem Inneren eine überaus starke Lampe angezündet worden. Deutlich sah man die Rippenbögen, das pulsierende Herz und die beiden rotglühenden Lungenflügel.
    Die Erscheinung klang so rasch ab, wie sie gekommen war.
    Schwer atmend blieb der Magier sitzen, der schon längst nicht mehr unterscheiden konnte, wer hier wessen Diener war. Ein Gedankensplitter dieser bösen Macht nur, und er würde sich wie ein Automat in Bewegung setzen, sämtliche Hindernisse bis zur Ausführung seines Befehls überwindend.
    Nur allmählich erwachte er aus seinem tiefen, bewusst herbeigeführten Schlaf. Er fühlte sich jung und unternehmungslustig danach.
    Er wäre in diesem Augenblick mit jedem Jungen um die Wette gelaufen und war davon überzeugt, den Jungen besiegen zu können.
    Eine Welle jugendlicher Kraft durchwogte ihn, ließ sein Blut schneller pulsieren und das Herz höher schlagen. Genc Yedicule war glücklich. Auch der Puls raste nicht mehr. Mit der Sicherheit eines durchtrainierten Weltmannes stand er auf, begab sich an das einzige Fenster im Raum und zog die Vorhänge zurück.
    Die Nacht war über Istanbul herabgesunken. Die Stadt erwachte zu ihrem zweiten, fast noch turbulenteren Leben. Doch bis zur Universität klangen die Geräusche und der Lärm dieser Turbulenz nicht mehr. Hier wehte eine Seebrise in den Wipfeln der Bäume, ließ die Blätter raschelnd aneinander reiben und den Campus friedlich erscheinen.
    Dabei lauerte schon der Tod hinter der Fassade dieses altehrwürdigen Gebäudes. Hinter einem der schmalen Fenster im zweiten Stock schickte ein zum Geistwesen gewordener Mensch sich an, die böse Saat unter den Bürgern dieser Stadt auszustreuen. Wenn er erst einmal diesen fremden Professor beseitigt hatte und mit ihm die Frau, die er mitgebracht hatte. Faltige Lider schlossen sich geblendet, als schwarze Augen hinüberwanderten zur Blauen Moschee, die im Lichterglanz von unzähligen Scheinwerfern erstrahlte. Sechs schlanke Minaretts wurden aus dem nachtblauen Himmel geschält.
    Es war die Stunde des letzten Gebetes. Die Muezzins riefen die Gläubigen auf, ihre Gesichter gen Mekka zu kehren und Allahs Segen zu erflehen.
    Genc Yedicule beugte seine Knie nicht. Er hätte sie nur mehr vor einem gebeugt: Vor Ahriman, dem bösen Gott der Finsternis und der Verderbnis.
    ***
    Professor Zamorra verzichtete an diesem Abend auf weitere Nachforschungen. Beim Studium der fremdsprachigen Zeitungen Istanbuls hatte er festgestellt, dass nirgendwo ein Professor Turhan Ciri vermisst wurde, geschweige denn eine unbekannte Leiche aufgefunden worden wäre, deren Beschreibung auf den Gelehrten der Sultan-Achmed-Universität gepasst hätte.
    Nur der Dekan Genc Yedicule kam ihm nach wie vor nicht ganz geheuer vor, aber vielleicht war er auch wirklich nur ein misstrauischer, alter Mann, dessen Weltentrücktheit es ihm nicht mehr erlaubte, wie ein normaler Mensch zu denken. Das machte auch seine Reaktion auf Professor Zamorras Worte plausibel. Zamorras Fragen waren in der Tat nicht eben von übertriebener Höflichkeit geprägt gewesen. Hatte er dem

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