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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Kugellampen erhellte Dunkelheit vor dem Baldachin der Einfahrt. Er schaute hinüber zu den wartenden Taxis, deren Fahrer auf späte Kunden lauerten, die sie noch hinunter in die Stadt und die verschiedenen Vergnügungsstätten bringen konnten. Aber niemand kam, der diesen Wunsch geäußert hätte.
    »Hallo, Mechmed«, grüßte Amad, und der Uniformierte wandte sich um.
    »Ach du bist es«, sagte der Türsteher und strich sich seinen roten, mit Goldschnüren verzierten Kaftan glatt. »Schön, dass du mich besuchst. Es ist absolut nichts los heute.«
    Amad stellte sich neben den älteren Mann. »Sei froh. Unser Einkommen wird dadurch nicht besser. Die Leute geben immer weniger Trinkgeld.«
    Mechmed seufzte. »Wie recht du hast. Je teuerer die Hotels, um so knickriger die Gäste. Als ich noch im Interconti war…«
    Amad kannte die Geschichte.
    Mechmed erzählte sie immer, wenn er übel gelaunt war. Mechmed war fast zehn Jahre lang Türsteher vor diesem Hotel gewesen.
    »Ich weiß, ich weiß«, wehrte Amad deshalb schnell ab. »Du hast mir das schon bis zum Überdruss klar gemacht. Kennst du kein erfreulicheres Thema?«
    Mechmed brummte und öffnete schnell einem Gast die Tür.
    »Taxi?« fragte er beflissend.
    Doch der Gast, ein Amerikaner mit graublondem Haar und einer Figur wie ein Fass, antwortete nicht einmal. Er rülpste nur und verschwand seitwärts zu den Büschen, eine Whisky-Fahne hinter sich herziehend.
    »Da siehst du’s wieder«, sagte Mechmed. »Keine Gäste von Format mehr. Und da ist man beim Istanbul-Hilton beschäftigt.«
    Amad Kartürk wurde einer Antwort, enthoben, denn eine dunkle, amerikanische Limousine mit Chauffeur fuhr vor. Mechmed wieselte auf den Wagen zu und riss die Tür zum Fond auf. Der Türsteher machte eine tiefe Verbeugung dabei.
    Ein alter Mann mit weißem Bart stieg aus. Er verzichtete auf die hilfreich dargebotene Hand Mechmeds und entstieg dem Gefährt elastisch wie ein Jugendlicher.
    Seltsam! schoss es Amad Kartürk durch den Kopf. Ein Greis, der sich so jugendlich frisch bewegt?
    Der Alte gab seinem Chauffeur, einem blassen, jungen Mann, einen kurzen Wink, und der Wagen setzte sich wieder in Bewegung.
    Kein Wort war bisher gefallen.
    »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«, fragte Mechmed, doch der Alte antwortete nicht. Er öffnete sich selbst die Glastür und war wenige Augenblicke später in der Lobby verschwunden. Er hatte die Richtung zu den Aufzügen genommen.
    Mechmed atmete durch. Danach fielen seine Schultern herab.
    »Da siehst du’s wieder«, meinte er zu seinem jungen Kollegen.
    »Man wird hier behandelt wie ein Stück vom Mobiliar.«
    Amad starrte immer noch in die Richtung, in die der Alte gegangen war.
    »Er ist kein Gast von uns«, sagte er schließlich. »Kennst du ihn?«
    »Hm«, brummte Mechmed. »Ein komischer Vogel. Er war gestern abend auch schon hier. Hat sich die ganze Nacht über im Hotel aufgehalten und ging erst wieder, als es hell wurde. Wahrscheinlich gefällt ihm irgendeine der Bars so gut.«
    »In seinem Alter?«
    »Was kümmert mich das. Trinkgeld hat er mir auch gestern keines gegeben.«
    »Er sah ein wenig geistesabwesend aus.«
    »Ein Gelehrtentyp. Die wissen nie, was in ihrer Umgebung vorgeht.«
    »Du weißt nicht, wer er ist?«
    »Ein wenig bekannt kommt er mir schon vor. Vielleicht aus irgendeiner Zeitung, aber ich erinnere mich nicht an seinen Namen.«
    Dann vergaßen sie den späten Gast wieder, denn ein Zubringerbus vom Flughafen rollte heran, der unerwartete Gäste ausspuckte. Von da ab gab es auch für Amad Kartürk jede Menge zu tun. Nachts arbeiteten sie nur mit halber Besetzung.
    ***
    Als Zamorra erwachte, was es gerade zwei Uhr vorbei. Neben ihm atmete Nicole ruhig und regelmäßig. Es war Lärm gewesen im Hotel.
    Im Unterbewusstsein hatte er es wahrgenommen, doch jetzt war wieder Ruhe eingekehrt. Zamorra lauschte in die Dunkelheit.
    Warum fühlte er plötzlich diese Angst in sich?
    Die Angst vor etwas Unheimlichen.
    Automatisch glitten seine Finger hinüber auf das Nachtkästchen und den Ständer der Lampe empor, um den Lichtschalter zu finden.
    Er drehte ihn.
    Es klickte nur.
    Die Lampe brannte nicht. Das Gefühl der Beklemmung wurde stärker. Jetzt regte sich auch Nicole unruhig im Schlaf. Sie sagte etwas Unverständliches. Zamorra hörte nicht hin. Er starrte auf den Türknopf.
    Von außen konnte man die Tür nicht öffnen, wenn man nicht den Generalschlüssel des Hotels besaß.
    Und trotzdem drehte sich der im Mondlicht

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